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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold
Autoren: Clive Cussler
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müssen sterben«, sagte Yuma philosophisch.
    »Ich bin froh, daß ich zur rechten Zeit gekommen bin.«
    Pitt reichte Yuma die in die Decke gehüllten Gottheiten. »Ich habe dir und deinem Stamm etwas mitgebracht.«
    Vorsichtig, so als wollte er einen Säugling betrachten, schlug Yuma die obere Hälfte der Decke zurück. Schweigend ließ er den Blick etliche Sekunden lang auf den vier Gottheiten ruhen.
    Dann traten ihm die Tränen in die Augen. »Du hast die Seele meines Volkes zurückgebracht, unsere Träume, unseren Glauben. Nun können unsere Kinder zu Männern und Frauen werden.«
    »Ich habe gehört, daß diejenigen, die sie gestohlen haben, seltsame Geräusche hörten, eine Art Kinderweinen.«
    »Sie haben geweint, weil sie nach Hause wollten.«
    »Ich dachte, Indianer weinen nicht.«
    Yuma lächelte, als ihm vollends klar wurde, was er da in Händen hielt. »Glaub doch nicht so was. Wir lassen uns bloß nicht gern von jemandem dabei beobachten.«
    Pitt stellte Loren Billys Frau Polly vor, die darauf bestand, daß sie zum Essen blieben, und keine Widerrede gelten ließ. Loren deutete an, daß Pitt Lust auf Huevos rancheros hatte, und Polly briet ihm eine Portion, von der fünf Mann satt geworden wären.
    Während sie aßen, kamen Yumas Freunde und Verwandte zu dem Haus und betrachteten ehrfürchtig die aus dem Holz der Pyramidenpappel geschnitzten Gottheiten. Die Männer schüttelten Pitt die Hand, während die Frauen Loren kleine Bastelarbeiten schenkten. Es war eine ausgesprochen bewegende Szene, und Loren weinte, ohne sich ihrer Tränen zu schämen.
    Pitt und Yuma betrachteten einander als Männer von gleichem Schrot und Korn. Keiner von beiden hatte noch Illusionen. Pitt lächelte ihn an. »Es ist mir eine Ehre, dich zum Freund zu haben, Billy.«
    »Du bist hier jederzeit willkommen.«
    »Wenn das Wasser nach oben gepumpt wird«, sagte Pitt, »werde ich persönlich darauf achten, daß dein Dorf zuallererst welches erhält.«
    Yuma nahm ein Amulett ab, das an einer Lederschnur um seinen Hals hing, und gab es Pitt. »Das hier soll dich an deinen Freund erinnern.«
    Pitt betrachtete das Amulett. Es war ein mit Türkisen verziertes kupfernes Ebenbild des Demonio de los Muertos vom Cerro el Capirote. »Das ist zu wertvoll. Das kann ich nicht annehmen.«
    Yuma schüttelte den Kopf. »Ich habe geschworen, es so lange zu tragen, bis unsere Gottheiten wieder heimkehren. Jetzt soll es dir Glück bringen.«
    »Vielen Dank.«
    Bevor sie vom Cañon Ometepec aufbrachen, ging Pitt mit Loren zu Patty Lou Cuttings Grab.
    Sie kniete sich hin und las die Inschrift auf dem Stein.
    »Was für ein schöner Vers«, sagte sie leise. »Gibt es dazu auch eine Geschichte?«
    »Anscheinend weiß niemand Bescheid. Die Indianer sagen, sie wurde von Unbekannten bei Nacht begraben.«
    »Sie war noch so jung. Erst zehn Jahre alt.«
    Pitt nickte. »Für eine Zehnjährige ruht sie an einer ziemlich einsamen Stätte.«
    »Wenn wir wieder in Washington sind, müssen wir unbedingt nachsehen, ob wir in irgendwelchen alten Aufzeichnungen etwas über sie finden.«
    Die Wüstenblumen waren inzwischen wieder verblüht, daher flocht Loren einen Kranz aus Kreosotbuschzweigen und legte ihn auf das Grab. Danach blieben sie eine Weile stehen und blickten hinaus in die Wüste, überwältigt vom Spiel der Farben des Sonnenuntergangs in der klaren Novemberluft.
    Das ganze Dorf stand an der Straße, um ihnen
Adios
zu sagen, als Loren den Pierce Arrow in Richtung der Hauptverkehrsstraße steuerte.
    Beim Hochschalten warf Loren Pitt einen wehmütigen Blick zu. »So komisch es für dich vielleicht klingen mag, aber dieses kleine Dorf wäre ein idyllischer Ort für die Flitterwochen.«
    »Willst du mich etwa daran erinnern, daß ich dich gefragt habe, ob du mich heiraten willst?« sagte Pitt und drückte ihr die Hand, die auf dem Lenkrad ruhte.
    »Ich bin bereit, es als einen vorübergehenden Anfall von Wahnsinn deinerseits zu betrachten.«
    Er schaute sie an. »Gibst du mir etwa einen Korb?«
    »Tu nicht so zerknirscht. Einer von uns muß schließlich einen klaren Kopf bewahren. Und du hast viel zu viele Skrupel, um einen Rückzieher zu machen.«
    »Ich hab’s ernst gemeint.«
    Sie wandte den Blick von der Straße und schenkte ihm ein inniges Lächeln. »Das weiß ich, aber sehen wir doch den Tatsachen ins Gesicht. Unser Problem ist, daß wir tolle Freunde sind, aber wir brauchen einander nicht. Selbst wenn wir zusammen in einem kleinen Häuschen mit einem
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