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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold
Autoren: Clive Cussler
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schüttelte Giordino den Kopf. »Vergib mir bitte, aber ich glaube, auf einer dauerhaften Verbindung von euch beiden läge kein Segen.«
    »Wir sind zu eigensinnig und unabhängig, um miteinander auszukommen. Meinst du das etwa?«
    »Das auf alle Fälle. Ihr beide seid wie zwei D-Züge, die auf parallelen Gleisen dahinrasen, einander gelegentlich an Bahnhöfen begegnen, aber letztendlich in entgegengesetzter Richtung davonrauschen.«
    Sie drückte seine Hand. »Ich danke dir für deine Offenheit.«
    »Was versteh’ ich denn schon von Beziehungen?« Er lachte.
    »Ich hab’s noch nie länger als zwei Wochen mit ’ner Frau ausgehalten.«
    Loren schaute Giordino tief in die Augen. »Du verheimlichst mir etwas.«
    Giordino blickte auf die Decksplanken hinab. »Frauen scheinen für so was einen sechsten Sinn zu haben.«
    »Wer war sie?« fragte Loren zögernd.
    »Sie hieß Summer«, erwiderte Giordino ehrlich. »Sie ist vor fünfzehn Jahren im Meer vor Hawaii ums Leben gekommen.«
    »Der Pazifikstrudel. Ich kann mich erinnern, daß er mir mal davon erzählt hat.«
    »Er hat beim Versuch, sie zu retten, fast den Verstand verloren, aber sie blieb verschollen.«
    »Und er kann sie nicht vergessen«, sagte Loren.
    Giordino nickte. »Er redet nie von ihr, aber er kriegt oft diesen geistesabwesenden Blick, wenn er eine Frau sieht, die ihr ähnelt.«
    »Ich habe diesen Blick schon mehr als einmal gesehen«, sagte Loren melancholisch.
    »Er kann sich nicht sein Leben lang an ein Phantom klammern«, versetzte Giordino mit ernster Stimme. »Wir schlagen uns doch alle mit Erinnerungen an längst vergangene Liebschaften rum, aber eines Tages müssen wir zur Ruhe kommen.«
    Noch nie hatte Loren den stets zu einem Scherz aufgelegten Giordino so tiefsinnig erlebt.
    »Hast du auch ein Phantom?«
    Er blickte sie an und lächelte. »Eines Sommers, ich war gerade neunzehn, habe ich auf Baiboa Island in Südkalifornien ein Mädchen gesehen, das mit dem Fahrrad den Gehsteig entlangfuhr. Sie trug kurze weiße Shorts und eine weite grüne Bluse, die sie an der Taille verknotet hatte. Sie hatte honigblonde Haare und einen langen Pferdeschwanz. Ihre Arme und Beine waren mahagonibraun. Ich bin nicht nahe genug herangekommen, um zu erkennen, was für eine Farbe ihre Augen hatten, aber irgendwie wußte ich, daß sie blau sein mußten. Sie hat etwas Unbändiges ausgestrahlt, voller Wärme und Humor. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denken muß.«
    »Bist du ihr denn nicht gefolgt?« fragte Loren leicht überrascht.
    »Ob du’s glaubst oder nicht, aber ich war damals ziemlich schüchtern. Monatelang bin ich diesen Gehsteig entlangmarschiert und habe gehofft, sie wiederzusehen. Aber sie hat sich nie mehr blicken lassen. Vermutlich hat sie Urlaub mit ihren Eltern gemacht und ist, kurz nachdem sich unsere Wege gekreuzt haben, wieder abgereist.«
    »Das ist ja traurig«, sagte Loren.
    »Ach, ich weiß nicht.« Giordino lachte plötzlich. »Vielleicht hätten wir geheiratet, zehn Kinder gekriegt und dann festgestellt, daß wir uns eigentlich hassen.«
    »Für mich ist Pitt so was Ähnliches wie deine verschwundene Liebste. Eine Illusion, die ich nie ganz festhalten kann.«
    »Er wird sich schon noch ändern«, sagte Giordino verständnisvoll. »Mit zunehmendem Alter werden alle Männer zahmer.«
    Loren lächelte leicht und schüttelte den Kopf. »Nicht die Dirk Pitts dieser Welt. Die werden von einer inneren Sehnsucht dazu getrieben, immer neue Rätsel zu lösen und das Unbekannte herausfordern. Das letzte, was die wollen, ist, mit Frau und Kindern alt zu werden und eines Tages in einem Pflegeheim zu sterben.«
61
    In der kleinen Hafenstadt San Felipe herrschte Festtagsstimmung. Am Kai drängten sich die Menschen, und die Erregung steigerte sich zusehends, als das Patrouillenboot die Einfahrt zwischen den Wellenbrechern ansteuerte, die den Hafen vor dem offenen Meer schützten.
    Maderas wandte sich an Pitt. »Kein schlechter Empfang.«
    Pitt blinzelte in die Sonne. »Ist hier heute etwa eine Art Feiertag?«
    »Die Nachricht von Ihrer Reise unter der Erde hat die Menschen angelockt.«
    »Sie machen wohl Witze«, sagte Pitt aufrichtig überrascht.
    »Nein, Señor. Weil Sie entdeckt haben, daß ein Fluß unter der Wüste hindurchführt, sind Sie jetzt der Held sämtlicher Farmer zwischen hier und Arizona, die in diesem öden und dürren Land bislang mühsam ums Überleben kämpfen mußten.« Er deutete mit dem Kopf zu zwei Kleinbussen hin, aus
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