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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold
Autoren: Clive Cussler
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Hind
. Die gewaltige Beute umfaßte dreizehn Kisten mit königlichen Silberplatten und Münzen, achtzig Pfund Gold- und sechsundzwanzig Tonnen Silberbarren, Hunderte von Truhen mit Perlen und Juwelen, größtenteils Smaragde, sowie eine große Menge an Verpflegung, darunter Obst und Zucker. Wie sich später herausstellen sollte, gelang es jahrzehntelang keinem anderen Piraten, eine derartig wertvolle Prise zu erbeuten.
    Auf dem fremden Schiff gab es auch einen eigenen Frachtraum voller kostbarer und exotischer Kunstgegenstände der Inkas, die zur persönlichen Verfügung Seiner Katholischen Majestät, des Königs Philipp II. von Spanien, nach Madrid gebracht werden sollten. Voller Erstaunen betrachtete Drake die Kunstgegenstände. Dergleichen hatte er noch nie gesehen.
    Ein Teil des Frachtraumes war vom Boden bis zur Decke mit erlesen bestickten Textilien aus den Anden gefüllt. In Hunderten von Kisten lagerten kunstvolle Steinbildnisse und Keramikfiguren, dazwischen kostbare Meisterwerke aus Jade sowie großartige Mosaike aus Türkis und Perlmutt, allesamt aus den Heiligtümern der von Francisco Pizarro und den ihm nachfolgenden Heerscharen goldgieriger Konquistadoren überrannten andinen Hochkulturen geraubt. Vor Drake lagen die Zeugnisse einer überwältigenden Kunstfertigkeit, wie er sie sich nicht einmal hätte träumen lassen. Seltsamerweise handelte es sich bei dem Gegenstand, der ihn am meisten faszinierte, keineswegs um ein mit Edelsteinen verziertes Meisterwerk der Bildhauerkunst, sondern um ein eher schlichtes Kästchen aus Jade, dessen Deckel wie ein Männergesicht gestaltet war. Dieser maskenverzierte Deckel war so perfekt angepaßt, daß er das Kästchen nahezu luftdicht verschoß. Darin lag ein Gewirr aus langen, bunten Schnüren von unterschiedlicher Stärke, die mit über hundert Knoten versehen waren.
    Drake nahm das Kästchen mit in seine Kabine und brachte fast einen ganzen Tag damit zu, das raffinierte Muster aus Schnüren zu untersuchen, die mit wiederum dünneren Schnüren in satten Farbtönen verbunden und in bestimmten Abständen geknotet waren. Als geschickter Navigator und begabter Amateurkünstler begriff Drake, daß es sich hierbei entweder um ein mathematisches Instrument oder um eine Methode zum Aufzeichnen und Festhalten von Zahlen und Daten handeln mußte. Die Sache faszinierte ihn. Es wollte ihm aber nicht gelingen, die Bedeutung der farbigen Schnüre und der unterschiedlichen Lage der Knoten zu enträtseln. Er kam sich vor wie ein Laie, der anhand einer Seekarte den Kurs bestimmen soll, ohne um die Bedeutung der Längen- und Breitengrade zu wissen.
    Schließlich gab Drake auf und schlug das Jadekästchen in ein Leintuch. Dann rief er Cuttill zu sich.
    »Der Spanier liegt deutlich höher im Wasser, seitdem der Großteil seiner Schätze umgeladen ist«, verkündete Cuttill aufgeräumt, als er die Kapitänskajüte betrat.
    »Ihr habt doch die Kunstwerke nicht angerührt?« fragte Drake.
    »Die bleiben, wie befohlen, im Frachtraum der Galeone.«
    Drake erhob sich von seinem Arbeitstisch, ging zu dem großen Fenster und blickte hinüber zur
Conception.
Ein beträchtliches Stück über der derzeitigen Wasserlinie konnte man noch immer die feuchten Stellen am Rumpf der Galeone erkennen. »Die Kunstschätze waren für König Philipp bestimmt«, sagte er. »Sie sollten lieber nach England gebracht und Königin Bess überreicht werden.«
    »Die
Hind
ist bereits gefährlich überladen«, wandte Cuttill ein.
    »Wenn wir weitere fünf Tonnen aufnehmen, wird die See durch die unteren Geschützpforten lecken, und sie wird nicht mehr auf das Ruder ansprechen. Sie wird todsicher auflaufen, wenn wir durch die tosende Magellanstraße zurückfahren.«
    »Ich gedenke nicht, durch die Straße zurückzukehren«, sagte Drake. »Statt dessen plane ich, gen Norden zu steuern und eine Nordwestpassage nach England zu suchen. Sollte dies nicht gelingen, werde ich auf Magellans Spuren über den Pazifik und um Afrika herumsegeln.«
    »Die
Hind
wird England nie wiedersehen, nicht, wenn ihre Frachträume aus allen Nähten platzen.«
    »Wir werden den Großteil des Silbers auf der Insel Cano vor der Küste Ecuadors abladen, wo wir es auf einer späteren Fahrt wieder aufnehmen können. Die Kunstgegenstände bleiben auf der
Conception

    »Aber was wird dann aus Eurem Plan, sie der Königin zu schenken?«
    »Der besteht weiterhin«, versicherte ihm Drake. »Ihr, Thomas, werdet zehn Mann von der
Hind
nehmen und mit
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