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Infantizid

Titel: Infantizid
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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die Start- und Landebahn des Ausbildungslagers. Sie postierten sich um die großen Transportmaschinen, sodass ein Start unmöglich war. Vereinzelt konnten sie aus dem Unterkunftstrakt immer mal einen Schuss hören. Da es noch dunkel war, konnte keiner der Soldaten beobachten, wie Rybakow und seine beiden Leibwächter am anderen Ende der Bahn ein Tarnnetz von einem MI-8-Hubschrauber zogen und diesen bestiegen. Matti Klatt wurde in den Frachtraum geworfen. Rybakow kletterte auf den Pilotensitz und begann mit dem Prozedere der Startvorbereitungen.
    Â»Was machen wir mit ihm?«, fragte der Leibwächter mit der Glatze.
    Â»Ihr verhört ihn und werft ihn dann im Flug raus. Vorhin bekam ich einen Anruf aus Deutschland. Unser Plan ist bekannt geworden und der da hinten spielt eine Schlüsselrolle. Ich will, dass ihr alles aus ihm herausquetscht. Ich will alles erfahren, was er weiß! Versteht ihr? Alles! Um den Rest kümmern wir uns später. Jetzt müssen wir erst mal von hier verschwinden«, schrie Rybakow und ließ die zwei Isotov-Turbinen an. Sofort begann die ganze Maschine zu vibrieren. Erst langsam, dann immer schneller werdend, fing der Fünf-Blatt-Rotor an sich zu drehen.
    Matti Klatt war schon auf dem Weg aus dem Gebäude wieder zu sich gekommen. Das Hin- und Herwanken konnte er sich nur damit erklären, dass er getragen wurde. Er hatte höllische Kopfschmerzen. Jetzt lag er auf dem Metallboden eines Hubschraubers. Vorsichtig hob er den Kopf und sah, wie Rybakow mit seinen beiden Männern im Cockpit sprach. Klatt lag nur einen Meter von der seitlichen Eingangstür entfernt. Rechts und links an den Seiten des Frachtraums waren einfache, herunterklappbare Metallsitze angebracht. Genau in der Mitte stand ein riesiger, gelb gespritzter Zusatztank für Kraftstoff. Wie bei uns damals, dachte er. Für Fallschirmabsprünge wurde der Tank herausgebaut, um mehr Platz für die Leute zu gewinnen. Bei gewöhnlichen Flügen blieb er immer an Bord. Er bestand aus dünnem, weichem Blech. Die Vibrationen wurden immer heftiger und das Pfeifen der Turbinen lauter. Jeden Moment würde der Hubschrauber abheben.
    Jetzt musste es schnell gehen. Er zog aus der Wadentasche seines Kampfanzugs ein zweischneidiges Messer hervor. Es war das Gleiche, welches man vor über einer Woche bei Jentzsch gefunden hatte. Matti Klatt konnte sehen, wie die drei immer noch miteinander sprachen und ihn nicht beachteten. Er stach mehrmals mit voller Wucht in die Seite des Tanks und drehte das Messer beim Herausziehen. Sofort schoss Kraftstoff aus dem Behälter heraus. Als er sah, dass aus drei Löchern fingerdicke Fontänen flossen, kroch er in Richtung Tür. Er zog sich mit großer Kraftanstrengung ins Freie und ließ sich aus einem Meter Höhe auf den Boden fallen. Der Hubschrauber fing leicht zu wanken an und hob dann ganz langsam ab. Matti Klatt hielt sein Sturmfeuerzeug in der Hand und warf es mit einer drei Zentimeter großen Flamme in die offene Tür des Helikopters. Das Letzte, was er sah, war ein riesiger, gigantischer Feuerball, der in nur 200 Metern Entfernung zu Boden fiel. Danach verlor er wieder das Bewusstsein.

Epilog

    Nachdem die französische GIGN die Söldner des Kommandos EF ohne Zwischenfälle festgenommen hatte, fuhr man in die Zentrale der Omicron AG, sicherte Beweismittel, hauptsächlich Computer. Später wurden die Beschäftigten festgenommen und verhört, bis feststand, inwieweit sie in die Aktivitäten der Umsturzpläne involviert waren. Auf direkten Befehl von Innenminister Schilling verfuhren deutsche SEKs mit den anderen Filialen der Omicron AG in Deutschland ebenso.
    Nachdem sich die Regierungsmitglieder von dem Schock über den Selbstmord des Finanzministers erholt hatten, informierte der Bundeskanzler die deutsche Bevölkerung über alle wichtigen Fernsehkanäle und Rundfunkstationen. Da er am Dienstagmorgen um 6   Uhr bereits wusste, dass die entscheidenden Aktionen, die Stürmung des Lagers in Litauen, die Festnahmen der Komiteemitglieder und die Verhaftung des Kommandos EF, erfolgreich verlaufen waren, verkniff er es sich, die Bürger über die wirkliche Brisanz des Plans ›Infantizid‹ zu unterrichten. Sinngemäß berichtete er, dass einige rechtsgerichtete Elemente versucht hatten, die Grundmauern der Demokratie zu erschüttern. Man werde alles daran setzen, die an der Verschwörung
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