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Infantizid

Titel: Infantizid
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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Informiere unsere Leute, dass sie noch Besuch bekommen werden.«
    Der Mann sollte sich irren. Dr. Rose hatte mehrere Mobiltelefone, die er gekauft und bar bezahlt hatte. Sie waren nicht registriert. Wenn die Karten abtelefoniert waren, entsorgte er die Telefone.

    Fast alle Diensthabenden in den Landeskriminalämtern wollten ihren Augen nicht trauen, als sie die Instruktionen des Innenministers lasen. Keiner kam auf die Idee, dass die am Vortag begonnenen Observationen der Mobilen Einsatzkommandos in den verschiedenen Bundesländern mit dieser Situation zu tun haben könnten. Alles sah nach einem routinemäßigen Einsatz aus. Ausnahmslos alle lasen das Fax zur Sicherheit mehrmals durch und riefen vorsorglich unter einer der angegebenen Nummern an. Erst nachdem sie sich von der Richtigkeit überzeugt hatten, begannen sie, die Anweisungen in die Tat umzusetzen. So wurden zuerst die Chefs informiert, danach die Leiter der entsprechenden Dezernate beziehungsweise Abteilungen. Gemäß den Vorschriften und Anweisungen, die für einen solchen Fall vorgesehen waren, setzte sich die gesamte Maschinerie in Bewegung. Unmittelbar nach der Alarmierung flog die erste Gruppe der GSG 9 nach Berlin ab. Die anderen folgten kurze Zeit später. Auch bei der Bundeswehr überzeugte man sich durch Kontrollanrufe im Verteidigungsministerium, dass es sich hier um keine Übung handelte. Um kurz vor 4 Uhr fuhren die ersten Einheiten in Richtung Grenzen, Flug- und Seehäfen. Zeitgleich wurden die Kontakte der ausländischen Spezialeinheiten der Polizei mit den deutschen Landeskriminalämtern hergestellt. Es wurden, den Einsatzplänen entsprechend, die letzten Absprachen getroffen. Um 4:01 Uhr trafen die ersten Vollzugsmeldungen im Innenministerium ein.
    Als zur selben Zeit Innenminister Schilling im Bundeskanzleramt den Bundespräsidenten und die Regierungsmitglieder – außer dem Verteidigungsminister, dieser erhielt eine Stunde vorher Kenntnis, um seine Maßnahmen in die Wege zu leiten – über die derzeitige Situation informierte, waren die Reaktionen unterschiedlich: blankes Entsetzen, Erstaunen, Ungläubigkeit bis hin zur nackten Angst. Nachdem der Innenminister seinen Bericht nach ungefähr 20 Minuten beendet hatte, herrschte für einen kurzen Moment Ruhe. Alle schwiegen betroffen. Der Finanzminister, im Umgang mit Hiobsbotschaften vertraut, bekam einen leichten Schwächeanfall. Aber nachdem er zwei-, dreimal tief und langsam durchgeatmet hatte, ging es ihm allmählich wieder besser. Dann brach das Chaos aus, jeder rief und schrie. Einige sprangen von ihren Stühlen auf, andere wollten dringend telefonieren. Da schritt Bundeskanzler Schreiber energisch ein.
    Â»Meine Herren, setzen Sie sich und behalten Sie die Ruhe. Die Operation ›Smash‹ ist bereits angelaufen. Sie erhalten dazu hier und jetzt die nötigen Informationen. Auf keinen Fall wird telefoniert. Dies ist zu unserem eigenen Schutz bis auf Widerruf untersagt. Bis zum Beginn der Aktion um 5 Uhr werden wir diesen Raum nicht verlassen. Ich appelliere an Ihre Vernunft. Bitte beruhigen Sie sich.« Schreiber selbst standen inzwischen die Schweißperlen auf der Stirn, aus Angst, die Situation könnte eskalieren.
    Aus, vorbei!, dachte ein Mitglied der Regierung. Der Mann saß, aschfahl im Gesicht, in seinem Sessel und fühlte die kleine Pistole in seiner Hosentasche. In seinem Jackett befand sich ein Handy. Seine Hände wurden feucht und seine Knie begannen zu zittern.
    Der französische Präzisionsschütze meldete gerade die Nummer 103, als auch schon die nächsten beiden Söldner auf dem stillgelegten Erfurter Westbahnhof ankamen.
    Es ist wirklich eine nationale Eigenheit, die Pünktlichkeit der Deutschen, dachte er amüsiert. Und für alles haben sie Formulare.
    Â»Noch zwei! Beide ziemlich groß, haben dunkle Jacken an und Baseballmützen auf.« Er war der Einzige, der in dieser Phase der Aktion sein Funkgerät benutzen durfte. Die übrigen Männer der französischen Antiterroreinheit warteten in ihren Verstecken auf das Zeichen zum Zugriff. Noch fehlten 16 Söldner. Aber es war ja auch erst 4:55 Uhr.
    Kratzenstein saß neben Colonel Laurent in einem als Baufahrzeug getarnten Lieferwagen. Ihn fror trotz der eingeschalteten Standheizung. Beide hatten sich unabhängig voneinander Strichlisten über die Anzahl der eingetroffenen Söldner
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