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Infantizid

Titel: Infantizid
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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auf dem Dach schaute wieder durch sein Zielfernrohr in Richtung Zufahrt. Dann sah er den Ersten kommen. Die Hände in den Jackentaschen vergraben, schlenderte er Richtung Bahnhofsgebäude. Über Funk informierte er alle anderen über die Ankunft des ersten Söldners.

    Paweł stand immer noch unschlüssig in der Tür. Er konnte nicht fassen, dass die Zelle leer war.
    Â»Hast du gehört, wie er aus der Zelle geholt wurde?«, fragte er Arndt leise.
    Â»Nein. Das wäre mir ganz bestimmt aufgefallen. Es war den ganzen Tag keiner hier. Wir haben nicht mal einen Tropfen Wasser zu trinken bekommen«, antwortete Arndt, der immer noch über der Schulter von Dariusz hing und leise stöhnte.
    Â»Scheiße, was machen wir jetzt? Uns rennt die Zeit davon, wir müssen unbedingt zu dem Treffen mit den Litauern«, sagte er.
    Als Paweł sich wieder in Richtung Zelle umdrehte, hörte er ein leises Geräusch und plötzlich stand Zbigniew wie Phönix aus der Asche vor ihm.
    Â»Willkommen im Gulag.« Er grinste über das ganze Gesicht.
    Paweł torkelte vor Schreck zwei Schritte zurück und hätte beinahe Dariusz mit Arndt über der Schulter umgerissen.
    Â»Bist du irre? Wo kommst du denn auf einmal her?« Paweł hatte Mühe, sich zu fangen und musste aufpassen, dass er nicht zu laut sprach.
    Arndt dagegen fing leise zu kichern an. Vor Schmerzen konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. »Hihi, ein Irrer. Wir sind im Irrenhaus«, murmelte er vor sich hin.
    Â»Glaubst du, ich hätte mich so ohne Weiteres von denen vernehmen lassen? Dieses Loch hier misst zwei mal drei Meter. Ich hatte den ganzen Tag Zeit zu üben, mich quer über der Zellentür zu strecken. Arme auf die eine und Beine auf die andere Seite. Als ich die Schlüssel hörte, habe ich mich nach oben bewegt und wollte mir einen von denen greifen, wenn er die Zelle betreten hätte. Dann bekam ich aber mit, dass ihr es seid, und wollte gern eure verdutzten Gesichter sehen. Es war die Anstrengung wert.« Wieder lachte Zbigniew.
    Â»Können wir das ein anderes Mal besprechen? Wir müssen hier raus«, mischte sich Dariusz in das Gespräch ein.
    Â»In Ordnung, hauen wir ab und treffen die ARAS.« Sie verschlossen die Tür und brachen auch hier den Schlüssel ab.
    Â»Was für ARAS? Noch mehr Irre?« Arndt wurde ohnmächtig.
    Alle vier verließen unbemerkt das Gelände und machten sich zu dem vereinbarten Treffpunkt auf. Eine Dreiviertelstunde später erhielt Major Krasauskas die für ihn so wichtigen Informationen über das Lager der Schwarzen Division.

    Die Unruhe, die Dr. Rose nach dem Anruf von General Rybakow erfasste, wurde immer größer. Je länger er darüber nachdachte, umso mehr Fragen kamen auf. Ein Mann sprengte ein Flugzeug und kehrte mit einem weiteren Mann zurück, um die Kaserne zu sabotieren. Wie hatte er den anderen kontaktiert? Wer war das überhaupt? Hatte er mit anderen Personen gesprochen? Wenn ja, worüber? Wo hatte er die Waffen her? Dr. Rose lag in seinem Hotelbett und fand keinen Schlaf. Warum hatte Rybakow den Mann nicht sofort weiter verhört? Er richtete sich in seinem Bett auf. Wenn der Staat Wind von der Sache bekommen hatte, war alles aus. Die ganzen Jahre der Vorbereitungen, sein Lebenstraum! Nein, das durfte nicht sein!
    Umgekehrt betrachtet haben wir keine Informationen von unseren Leuten, dass etwas entdeckt wurde. Trotzdem, wir müssen sicher sein, dachte er und wählte mit seinem Handy Walbes Nummer. Etwas musste unternommen werden. Es war 2 Uhr in der Früh. Nach dem siebten Klingeln wurde abgehoben.
    Â»Walbe. Ich hoffe, Sie haben einen guten Grund, um diese Zeit anzurufen.« Er hielt die Augen geschlossen, als er sprach.
    Â»Allerdings, den habe ich. Ich bin es. Wir müssen uns sofort sehen. Verstehen Sie? Sofort!«
    Schlagartig riss Walbe die Augen auf. Der Ton in Dr. Roses Stimme ließ ihn aufhorchen. Etwas musste passiert sein.
    Â»Selbstverständlich. Wo sind Sie? Ich komme sofort.«
    Â»Nein. Ich komme zu Ihnen. In drei Stunden bin ich da.« Dr. Rose legte auf.

    Â»Wer war das?«, fragte der Mann am Tonbandgerät seinen Kollegen. Beide überwachten Walbes Telefon.
    Â»Wenn ich das wüsste. Aber wir werden es herausbekommen. Wir haben seine Stimme auf dem Band und werden den Apparat ermitteln, von dem aus der Anruf getätigt wurde. Das dauert allerdings etwas.
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