Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Infantizid

Titel: Infantizid
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
Vom Netzwerk:
unserer Partei bedeuten? Nein! Die Schichten unseres Landes, die uns gewählt haben, werden als Nächstes geschröpft. Wir machen unserem Koalitionspartner Zugeständnisse, die vor zehn Jahren undenkbar gewesen wären! Wir haben uns von unseren Zielen und Idealen meilenweit entfernt. Nur um der Macht willen? Nein, nicht mit mir. Ich habe mich der neuen Bewegung angeschlossen, weil es der einzige noch mögliche Weg ist, dieses Land zu retten. Es muss mit harter Hand durchgegriffen werden. Korruption, Betrug und Lügen müssen hart bestraft werden. Und damit muss ganz oben angefangen werden. Wir müssen uns auf unsere Tugenden besinnen, Offenheit, Ehrlichkeit und harte Arbeit. Wir sind zu Huren der Nation verkommen. Wir sind käuflich und denken nur an das eigene Wohl.«
    Die Stimme des Finanzministers war schwächer geworden. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Man konnte ihm die Verzweiflung und Erschöpfung ansehen. Aus und vorbei! In diesem Gefühl der Gelähmtheit fielen ihm nur die eben gesagten Worte ein. Es gab so viel zu erklären, aber es war zu spät.
    Bundeskanzler Schreiber trat einen Schritt auf ihn zu. »Und das willst du mit Gewalt erreichen? Wo soll das enden? Wie bei Hitler? Was machst du mit den Andersdenkenden? Ins KZ verfrachten? Deutschland hat viel erreicht in den vergangenen 50 Jahren. Wie hat Churchill sinngemäß gesagt? Die Demokratie ist großer Mist, es gibt aber keine bessere Gesellschaftsordnung.«
    Der Finanzminister ließ die Pistole sinken.
    Â»Was wisst ihr denn schon!« Er hob die Waffe abermals, hielt sie an seine Schläfe und drückte ab. Den Bruchteil einer Sekunde später fiel er tot zu Boden.

    Die ständige Erfurter Gartenbauausstellung EGA links liegen lassend, fuhr Dr. Rose in das Villenviertel der Stadt. Gerade als er in den Burg-Gleichen-Weg einbiegen wollte, klingelte sein Handy. Er hielt sein Auto am Anfang der Straße an und hörte mit versteinerter Miene, was ihm der Finanzminister erzählte. Während der ganzen Zeit antwortete er ihm mit keinem einzigen Wort. Unbändige, kalte Wut und Hass stiegen in ihm empor. Er schaute auf die Digitaluhr auf seinem Armaturenbrett. Punkt 5 Uhr. Als er den Kopf wieder hob, bemerkte er in Höhe der Villa von Walbe, wie drei vermummte Männer mit Helmen auf dem Kopf dessen Eingangstür mit einer Ramme öffneten.
    Das ist nicht das Ende, dachte er, startete seinen Wagen, wendete und fuhr davon. In seiner Tasche befand sich das Präparat ARS.

    Was, zum Teufel, dachte Walbe, als sein Portal mit einem lauten Krachen aufflog. Er kam gerade aus dem Bad, war mit einem Morgenmantel bekleidet und stand nur zwei Meter von drei Gestalten entfernt. Er konnte gerade noch sehen, dass die Helme der Gestalten mit einem durchsichtigen Visier ausgestattet waren, als ihm ein gezielter Tritt in den Unterleib den Atem nahm und er zusammensackte.

    Matti Klatt schloss die Tür am Ende des Flures, so leise es ging. Nur durch die eingeschaltete Notbeleuchtung konnte man sehen, dass vor einem Zimmer ein Tisch mit zwei Stühlen stand. Einer der beiden Leibwächter Rybakows hatte den Kopf auf den Tisch gelegt und schlief offensichtlich. Der andere machte gerade ein paar Liegestütze auf dem Boden, um sich wach zu halten. Ganz langsam und vorsichtig ging Klatt, immer die Füße auf den Außenkanten seiner Sprungschuhe abrollend, in Richtung der Unterkunft des Generals. Man hörte nur das leise Zählen des Russen, der, seiner Atmung nach zu urteilen, schon eine beachtliche Anzahl Liegestützen hinter sich gebracht haben musste. Matti Klatt zog seine Pistole aus dem Halfter, als er plötzlich eine Stimme hörte. Er blickte sich um, konnte aber niemanden sehen. Nein, die Stimme kam aus Rybakows Zimmer. Er telefonierte! Gerade als Matti Klatt überlegen wollte, was als Nächstes zu tun sei, wurde die Tür aufgerissen und etwas auf Russisch gebrüllt. Beide Leibwächter fuhren wie von der Tarantel gestochen hoch und rannten sofort Richtung Ausgang. Matti Klatt registrierten sie überhaupt nicht. Der eine, den sie ›Meister Proper‹ nannten, stolperte über seine eigenen Füße und hätte Matti Klatt beinahe umgerempelt. Klatt hielt den Atem an und war im nächsten Moment ganz allein. So eine Gelegenheit bekommst du nicht wieder, dachte er, entsicherte seine Pistole und stieß die Tür von Rybakows Unterkunft auf.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher