Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Infantizid

Titel: Infantizid
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
Vom Netzwerk:
sie in die Läufe kleiner Maschinenpistolen blickten. Es gab keinen Widerstand.
    Ewald Krieger, der Spediteur aus Dortmund, wurde aus einem Bordell geholt. Die Polizisten der URNA hatten bei dieser Festnahme am wenigsten zu tun. Krieger lag entblößt auf dem Bett und war auf eigenen Wunsch durch die Dame mit Handschellen an den Bettpfosten gefesselt worden.
    In Augsburg wurde die Wohnung des Verlegers Jens Bissen gestürmt. Sie fanden ihn auf der Toilette, zitternd wie Espenlaub. Er durfte sein Geschäft fertig machen und sich anziehen. Als die Polizisten, bereits im Auto sitzend, seine Papiere kontrollierten, mussten sie feststellen, dass sie den Falschen erwischt hatten. Flugs eilten sie noch einmal in die Wohnung und holten den ›richtigen‹ Jens Bissen ab. Dieser kauerte unter dem Bett. Später sollte sich herausstellen, dass der Mann in der Toilette sein Geliebter war.

    Â»Was schleichen Sie mitten in der Nacht auf dem Flur herum?«, fragte General Rybakow Matti Klatt. Der hatte immer noch die Pistole am Kopf und schaute auf den kleinen Monitor im Schrank.
    Deswegen konntest du mich sehen, irgendwo auf dem Flur ist eine Überwachungskamera, wurde ihm klar. Auch auf dem Gelände des Lagers mussten sich Kameras befinden. Alle fünf Sekunden erschien ein neues Bild auf dem Kontrollbildschirm.
    Rybakow stand mit dem Rücken zum Schrank, sonst hätte er sehen können, wie gerade eine Gruppe der ARAS in das Gebäude rannte. Krasauskas war mit seinen Männern in das Lager eingedrungen. Ich muss irgendwie Zeit gewinnen, überlegte Klatt.
    Â»Ich wollte Sie warnen, General. Im gegenüberliegenden Gebäude halten sich zwei Eindringlinge auf, die Arndt und den anderen Polen befreien wollten. Ich sah sie zufällig von meinem Fenster aus und habe sie dingfest gemacht. Beide liegen gefesselt im Keller.« Ob er mir das abkauft? Matti Klatt schwitzte am ganzen Körper. Seine Pistole hielt er immer noch in der Hand.
    Nein, das kauft er mir nicht ab, denn die nächste Frage wird lauten: ›Mit einer Pistole in der Hand wollten Sie mich warnen?‹ Noch ehe Klatt dies zu Ende denken konnte, zischte ihn Rybakow auch schon an: »Frühmorgens, in kompletter Uniform und mit einer geladenen Pistole, wollten Sie mich warnen? Sie hatten wohl noch keine Zeit, sie wegzustecken? Los, fallen lassen.«
    Unmittelbar nachdem die Pistole auf den Boden gefallen war, verspürte er hinter seinem linken Ohr einen kurzen, heftigen Schmerz. General Rybakow hatte ihm mit dem Magazinboden seiner Waffe einen Schlag versetzt. Vor Klatts Augen tanzten winzige, gelbe Pünktchen. So sieht es also aus, wenn man Sterne sieht, dachte er im Bruchteil einer Sekunde, bevor er bewusstlos zusammenbrach.

    Aufgrund der detaillierten Angaben, die Major Kra­sauskas von Zbigniew und seinen Leuten bekommen hatte, konzentrierten sich die ARAS auf das Gebäude, in dem die meisten Söldner untergebracht waren. Als Erstes besetzten sie die Waffenkammern und die Eingänge der Etagen. Danach rissen sie die Türen der Unterkünfte auf und befahlen den aus dem Schlaf Gerissenen, auf den Betten liegen zu bleiben. Dabei zielten automatische Maschinenpistolen auf sie. Als sich doch jemand bewegte, wurde sofort ein Warnschuss abgegeben. Das genügte, denn spätestens jetzt begriffen ausnahmslos alle, dass jeglicher Widerstand zwecklos war. Nacheinander wurde jede Zimmerbesatzung auf den Flur geholt, gefesselt und auf den großen Exerzierplatz geführt, wo sie auf ihren Abtransport warteten. So verfuhr man auch in den anderen Gebäuden. Die Überraschung war so groß, dass niemand ernsthaft einen Fluchtversuch geschweige denn Gegenwehr wagte.
    Als Major Krasauskas persönlich mit einer Gruppe auf den oberen Flur und kurze Zeit später in das Zimmer von General Rybakow stürmte, mussten sie feststellen, dass es leer war. Sie sahen eine Pistole auf dem Boden liegen. Dann fielen ihre Blicke fast gleichzeitig auf den in einem der Schrankteile stehenden Monitor. Sie beobachteten, wie drei Männer in Richtung Flugfeld liefen. Einer von ihnen hatte etwas über seine Schulter geworfen.
    Â»Da, Rybakow! Wo wollen die hin?«, fragte einer.
    Â»Vermutlich Richtung Startbahn. Was hat der Typ auf seiner Schulter? Sieht aus wie ein Mensch. Ich fürchte, es ist Matti Klatt«, antwortete Major Krasauskas.

    Die Einheiten der litauischen Armee besetzten nach dem Angriffssignal sofort
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher