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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern
Autoren: Patricia Strunk
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mögen, dass sie ihnen aus freien Stücken half. Dennoch versetzte es ihm einen Stich, dass Ashak ihr auf diese Weise drohte.
    Bei Kaddor , dachte er, ärgerlich auf sich selbst. Was hatte dieses Mädchen nur an sich, dass er jetzt sogar schon eine sinnvolle und vernünftige Maßnahme seines Herrschers infrage stellte?
    Seine Schutzbefohlene hatte dem Statthalter mit wachsendem Entsetzen zugehört. Aus ihrem Gesicht war jegliche Farbe gewichen. Unvermittelt warf sie sich vor ihm auf die Knie. »Ich schwöre bei meinen Ahnen und meinem eigenen Leben, dass ich alles tun werde, was mir möglich ist, Deiro!« rief sie verzweifelt. »Aber, bitte, lasst meinen Bruder frei, ich flehe Euch an!«
    Yaren warf einen kurzen Blick in die Runde um zu sehen, wie die anderen Männer auf das Geschehen reagierten. Der Kouran der Koshagi hatte verächtlich die Lippen verzogen, Helon zweifelnd die Stirn gerunzelt, während Beruk mit der Entwicklung zufrieden schien. In Rohins Augen war hingegen deutlich Mitleid zu lesen.
    Ashak blickte unbewegt auf den Rücken der Inagiri hinab. »Dein Bruder wird frei sein, sobald wir die Drachen besiegt haben«, erklärte er kühl. »Es liegt an dir, ob er bis dahin überlebt. Ich denke, ich habe deutlich gemacht, worin deine Aufgabe besteht.«
    Langsam, als würden schwere Ketten sie nach unten ziehen, stand die Sklavin auf und trat zurück. Ihr Gesicht war wie versteinert. »Ja, Deiro.«
    Ihr Bruder schluchzte leise. »Ich… ich verstehe nicht«, flüsterte er. »Wie sollst du denn die Gohari vor den Amanori warnen, Nira?«
    »Genug jetzt!« Der Marenash nickte den beiden Kireshi zu. »Ihr könnt ihn wegbringen.«
    Der Junge machte Anstalten, sich loszureißen. »Nein! Nira!«
    »Ken!« In einer hilflosen Geste streckte die Inagiri eine Hand nach ihrem Bruder aus, als die Wachen ihn abführten. »Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert, hörst du!« rief sie ihm erstickt nach. »Ich verspreche es!«
    »Es wird wohl das Beste sein, wenn Ihr die Sklavin in das Zelt bringt, dass ich Euch zur Verfügung gestellt habe«, sagte Ashak, an Yaren gewandt. Seine Stimme hatte wieder den weichen, näselnden Klang von vorher angenommen. »Mein Diener wird Euch führen. Aber eilt Euch, es gibt noch einiges zu besprechen!«
    Yaren verneigte sich knapp. »Sehr wohl, Chotar.«

    * * *

    Ishira musste sich zu jedem einzelnen Schritt zwingen, als sie Kiresh Yaren und dem Diener durch das Lager folgte. Kenjin! Ihr kleiner Bruder ein Gefangener der Gohari! Mit aller Macht versuchte sie, die Tränen zurückzudrängen. Auf keinen Fall wollte sie vor all den Kireshi um sie herum weinen. Wie hatte es nur so weit kommen können? Reichte es nicht, dass sie selbst auf diesen unseligen Feldzug gezwungen wurde? Warum musste auch noch Kenjin leiden? Sie hatte die Gohari unterschätzt. Der Statthalter überließ offensichtlich nichts dem Zufall. Er hatte geahnt, welche Richtung ihre Gedanken nehmen würden, bevor sie sich selbst über ihre Absichten schlüssig gewesen war.
    Ihr wurde ganz kalt, als sie daran dachte, wie vollkommen Kenjin der Willkür der Eroberer ausgeliefert war. Sie konnte sich noch so anstrengen, die Kireshi vor den Amanori zu warnen – wenn sie böswillig waren, konnten sie immer behaupten, ihre Warnung sei zu spät gekommen. Sie und Kenjin waren in den Augen der Gohari nicht mehr als Spielfiguren, die man nach Belieben auf dem Brett hin und her schieben konnte.
    Vor einem kleinen Zelt am Rand des Feldlagers blieb der Diener des Marenash stehen. »Wir sind da, Kojor.«
    Kiresh Yaren nickte. »Danke. Du kannst gehen.«
    Der Mann verbeugte sich und verschwand. Der Kiresh hielt Ishira die Zeltklappe auf. Das Innere war durch einen Vorhang in zwei Bereiche geteilt. Im vorderen Teil hatte jemand ihre und die Satteltaschen ihres Begleiters auf den Boden gestellt. Ishira erwartete, dass Kiresh Yaren sie sofort wieder verlassen würde, doch er blieb unschlüssig neben ihr stehen. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Ishira streifte ihn mit einem kurzen Blick. Was tat er noch hier? Sollte er nicht längst zurück im Beratungszelt sein? Sie wünschte, er würde endlich gehen, damit sie sich in ihrem Elend vergraben konnte.
    »Als ich dem Marenash vorgeschlagen habe, dich mitzunehmen, hatte ich nur das Wohl unserer Männer im Sinn«, sagte er schließlich, den Blick auf die Zeltwand gerichtet. Es klang beinahe wie eine Entschuldigung.
    Also hatte sie das alles ihm zu verdanken. Auch in seinen Augen war sie nur
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