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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern
Autoren: Patricia Strunk
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hauptsächlich wegen der Kristalle erobert haben, doch für viele Gohari wurde die Insel zu einer neuen Heimat. Dass die Kristallenergie Einfluss auf das Klima haben könnte, zogen die Telani erst Jahrzehnte später in Betracht – und bis heute sind es nur unbewiesene Vermutungen. Außerdem gibt es Hunderte von Kristalladern auf Inagi, vielleicht Tausende, und nur ein kleiner Teil von ihnen wird abgebaut.«
    Ishira ließ sich nicht so einfach beschwichtigen. »Vielleicht genügt das ja schon, um Schaden anzurichten!« warf sie ihm mit bebender Stimme vor. »Und vielleicht wissen die Telani das sogar und ignorieren es geflissentlich, weil die Wahrheit die Interessen der Gohari gefährden könnte! Ist es deswegen ein solch großes Geheimnis? Weil Euer Volk Angst hat, dass die Inagiri Sturm laufen, wenn sie die Wahrheit erfahren?«
    Kiresh Yaren kämmte sich mit gequältem Ausdruck durch sein offenes Haar. »Du bist scharfsinniger, als für eine Sklavin gut ist. Wer hat dir überhaupt davon erzählt? Rondar?«
    Sie hätte lügen und die Frage bejahen können, aber sie wollte nicht, dass er schlecht über seinen Lehrer dachte. Außerdem gab es jetzt nichts mehr zu verlieren. »Nein. Ich… habe es gesehen.«
    »Gesehen?« wiederholte er verständnislos. Dann verengten sich seine Augen nachdenklich. »An jenem Tag in der Mine?«
    Sie nickte und berichtete ihm von ihrer Vision – und auch von der anderen, die sie in Oshue gehabt hatte. Nur von diesen beiden.
    Sein Blick ruhte so lange bewegungslos auf ihr, dass sie sich zu fragen begann, ob er versuchte, ihre Gedanken zu lesen. »Wenn deine Visionen wahr sind, könnte sich dieses Wissen für die Telani als äußerst hilfreich erweisen«, sagte er endlich. »Wenn sie nicht mehr nach der Ursache für das Verlöschen der Energie suchen müssen, sondern sich auf Gegenmaßnahmen konzentrieren können, würde das eine Menge wertvoller Zeit sparen.« Sein Blick wurde eindringlich wie stets, wenn er versuchte, ihr seinen Willen aufzuzwingen. »Ich weiß, dass du keine große Neigung verspürst, uns zu helfen. Aber hierbei geht es nicht um Drachen oder Gohari. Auch nicht um die Inagiri, sondern um deine Heimat. Dies ist keine Frage der richtigen Seite mehr. Das Verlöschen der Energie gefährdet unser aller Zukunft. Wenn es dieses Leck, von dem du gesprochen hast, tatsächlich gibt, müssen wir ins Zentrum der Insel, um es zu beseitigen. Solange sich dort jedoch die Drachen tummeln, sind uns die Hände gebunden. Du siehst also, dass eines das andere bedingt: Wenn du die goharische Armee vor diesen Ungeheuern warnst, steigen unsere Chancen, den weiteren Rückgang der Energie zu stoppen und Schlimmeres zu verhindern.«
    Ishira hasste ihn für die Logik, die in seinen Worten lag. So, wie er es darstellte, blieb ihr keine Wahl, als ihre zuvor getroffene Entscheidung über den Haufen zu werfen. Doch damit würde sie sich sehr wohl auf eine Seite stellen: Half sie den Eroberern, verriet sie die Inagiri, selbst wenn sie es für die Zukunft ihrer Heimat tat. Ihr Volk würde durch die Rettung der Insel nichts gewinnen, solange sie weiterhin von den Eroberern beherrscht wurden. Und würde es das Schicksal Inagis nicht nur hinauszögern, wenn die Kristalladern weiterhin abgebaut wurden? Doch was, wenn sie auf das Wissen und die Fertigkeiten der Telani angewiesen waren, um ihre Heimat vor dem Untergang zu retten? Es half den Inagiri genauso wenig, ihre Freiheit zurückzuerlangen, wenn sie fortan in einer unwirtlichen Umgebung leben mussten.
    Schweigend senkte Ishira den Blick auf ihre Hände. Sie kam sich vor, als würde sie mit verbundenen Augen in einem mit Fallen gespickten Raum nach dem Ausgang suchen. Woran sollte sie sich orientieren, wohin ihre Schritte lenken? In welche Richtung sie sich auch wandte: jede fühlte sich auf ihre Weise falsch an. Sie war froh, dass Kiresh Yaren in diesem Moment keine Antwort von ihr erwartete.

Kapitel XXV – Aufbruch ins Ungewisse
    AM TAG VOR der Wintersonnenwende tauschten die Gohari die beiden alten Drachengeschütze gegen die angekündigten neuen Waffen aus – lange dicke Eisenrohre, bei deren Anblick Kanhiro doch mulmig wurde. Aber er sagte sich, dass die Rebellen, wenn ihr Plan aufging, die Geschütze nicht zu fürchten brauchten, da die Gohari sie nicht gegen ihre eigenen Männer richten würden.
    Nachdem er Tasuke und dessen Vater von den Plänen der Eroberer erzählt hatte, waren sie nach eingehender Überlegung übereingekommen, das Fort im
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