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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern
Autoren: Patricia Strunk
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Grund für Kenjins Verhaftung war? Hatten die Gohari sie beim Spionieren ertappt? Versuchten sie, Ishira zum Reden zu bringen, indem sie ihren Bruder bedrohten? Ihm wurde ganz elend zumute, wenn er daran dachte, was die Eroberer ihr antun mochten, und er schwor sich, dass er den Gohari jeden Schmerz, den sie Ishira oder Kenjin zufügten, doppelt und dreifach zurückzahlen würde. Falls er dazu noch Gelegenheit bekam. Jeden Tag erwartete er, selbst verhaftet zu werden. Auch wenn Ishira standhaft blieb, würden die Gohari eins und eins zusammenzählen, dass sie in jener Nacht nicht nur aus Sehnsucht zu ihm gekommen war. Doch niemand erschien vor seiner Tür, um ihn abzuholen. Es konnte einfach keinen Zusammenhang zwischen dem geplanten Aufstand und Kenjins Verschwinden geben.
    Nur was steckte dann dahinter?

    * * *

    Am neunzehnten Tag des neuen Jahres um die Mittagszeit traf Yaren mit seiner Schutzbefohlenen vor den Toren Inuyaras ein. Schon von weitem sah er die Zelte der Kireshi, die beinahe die halbe Ebene vor der Stadt ausfüllten. Es herrschte ein reges Treiben, das auf die Entfernung den Eindruck vermittelte, als würden Ameisen hin und her laufen. Yaren schätzte, dass sich bereits über tausend Mann im Lager versammelt hatten. Mehr, als er erwartet hatte. Bis zum Beginn des Feldzugs waren es noch anderthalb Monde.
    Auf einer Seite des Feldes war ein Bereich für die Pferde und die massigen Umasus abgetrennt worden. Dahinter standen in langen Reihen geschlossene Vorrats- und Munitionswagen und die von Telan Rohin entwickelten Geschütze. Sie waren auf große hölzerne Räder montiert, die mit dicken, gut handtellergroßen Lederplatten besetzt waren, wie Yaren beim Näherkommen feststellte. Er fragte sich, wozu das gut sein sollte, aber zweifellos hatten die Handwerker sich etwas dabei gedacht. Vielleicht sollte das Leder Stöße abfangen.
    Als sie durch das Lager ritten, drehten sich Dutzende von Augenpaaren zu ihnen hin. Objekt der Begehrlichkeit war die Inagiri. Mehrere Kireshi, an denen sie vorbei kamen, stießen sich gegenseitig an und grinsten überrascht. Frauen waren im Feldlager Mangelware. Yaren funkelte einen der Männer, der die Sklavin mit seinen Blicken förmlich auszog, böse an. Das war eine Sache, die er bisher nicht bedacht hatte. Das Heer war kein Ort für ein junges Mädchen. Unterwegs würde ein rauer Umgangston herrschen und seine Schutzbefohlene würde vermutlich das einzige weibliche Wesen weit und breit sein. Nicht wenige der Kireshi würden eine inagische Sklavin als Freiwild ansehen. Und auch die übrigen mochten sich, vom Kampf berauscht, vergessen, zumal das Mädchen nicht gerade hässlich war, wie Etan zutreffend angemerkt hatte. Gut möglich, dass er sie nicht nur vor den Drachen würde beschützen müssen.
    »Wo finde ich den Shohon ?« fragte er einen der Kireshi in der Nähe.
    »Im großen Zelt.« Der Angesprochene wies auf ein Zelt in der Mitte des Lagers, das etwa dreimal so groß war wie die übrigen. An der Dachstange wehte die Flagge des Statthalters – drei springende rote Ringis auf gelbem Grund. »Er berät sich mit dem Marenash und seinem Stab.«
    »Habt Dank.« Yaren lenkte sein Pferd zum Beratungszelt und saß ab. »Meldet Yaren bel Helerash«, wies er einen der wachhabenden Kireshi an.
    Der Mann verschwand hinter der Zeltklappe, tauchte jedoch keine drei Herzschläge später wieder auf. »Ihr werdet bereits erwartet, Kojor. Ich werde mich um Eure Pferde kümmern.« Er übernahm die Zügel ihrer beiden Reittiere.
    Mit einem Wink bedeutete Yaren der Sklavin, ihm zu folgen. Im Innern des Zelts herrschte im Gegensatz zum strahlenden Sonnenschein draußen ein gedämpftes Licht. Sobald die Klappe hinter ihm und dem Mädchen zufiel, verebbten die Geräusche des Lagers zu unterschwelligem Gemurmel.
    Fünf Männer waren um einen Tisch, auf dem eine große Landkarte von Inagi ausgebreitet war, in eine Diskussion vertieft, drei davon Kireshi. Der Mann in der Mitte war ein breitschultriger, kräftig gebauter Krieger mittleren Alters, den Yaren anhand seiner Abzeichen als den Kouran der Kireshi erkannte. Er war nicht überrascht, dass Helon bel Edoran bei diesem Unternehmen persönlich das Kommando führte. Der etwas füllige Mann neben ihm mit dem sorgfältig gestutzten Bart war ohne Zweifel der Marenash, auch wenn Yaren ihn noch nie getroffen hatte. Seine Robe war aus edel schimmernder Seide und aufwändig gearbeitet, wenn auch mit ihrem großflächigen Muster nicht dezent
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