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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern
Autoren: Patricia Strunk
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an das, was sie auf diesem Feldzug erwarten mochte, zu denken, spielte sie stundenlang auf dem Rehime. Visionen von den Amanori wollten sich allerdings nicht einstellen. Das war auch kaum verwunderlich. Mit den Geräuschen des Aufbruchs um sie herum und ihrer eigenen nervösen Anspannung konnte sie ihren Geist nicht frei fließen lassen. Ohnehin war die Frage, ob es überhaupt noch Sinn machte, tiefer in die Welt der Drachen einzutauchen. Die Gohari würden die Amanori jagen, egal was sie herausfand. Anders kamen sie nicht an die Quelle der Energie heran. Sie würde sich höchstens selbst das Leben schwer machen, wenn sie zu diesen Wesen eine Bindung aufbaute, nachdem sie zugestimmt hatte, den Gohari dabei zu helfen, sie zu vernichten. Und vielleicht war es wirklich der einzige Weg, Inagi davor zu bewahren, in Kälte zu versinken.
    Mehrmals holte Telan Mebilor sie ab, weil die Gelehrten ihr Fragen stellen wollten. Sie war froh, dass er und Rohin dabei waren, denn die Runde aus einem guten Dutzend ernst dreinblickender, zumeist älterer Männer in ihren langen Roben wirkte reichlich einschüchternd. Rund die Hälfte trug das Grün der Heiler, die anderen waren in leuchtendes Blau gewandet. Ihre Aufgabe würde es sein, das Leck in den Kristalladern zu schließen – falls sie der Quelle der Energie nahe genug kamen.
    Ishira hätte Mebilor gern alles anvertraut, was ihr auf der Seele lag, aber sie wagte es nicht. Trotz seiner Faszination für die Amanori und seines Einsatzes für die Bergleute war letzten Endes auch er ein Gohari und seine Loyalität galt ebenso wie die Kiresh Yarens seinem eigenen Volk. Sie durfte nicht riskieren, dass er oder der Kiresh an ihrer Zuverlässigkeit zu zweifeln begannen, wenn sie verlauten ließ, dass zwischen ihr und den Amanori eine gedankliche Verbindung existierte. Nichts wäre schlimmer gewesen als die Unterstützung der beiden einzigen Männer zu verlieren, denen sie nicht gänzlich gleichgültig war, und dadurch Kenjin zu gefährden. Also wiederholte sie für den Heiler und die übrigen Telani nur das, was sie bereits Kiresh Yaren erzählt hatte.
    Endlich kam der Tag des Aufbruchs. Ishira war froh, dass die Zeit des Wartens ein Ende hatte. Sie konnte den stumpfsinnig machenden Anblick der nichtssagenden Zeltwände nicht mehr ertragen und alles erschien ihr besser, als sich noch länger in endlosen Grübeleien zu ergehen, die nirgendwohin führten.
    Früh am Morgen versammelten sich die Kireshi vor dem Zeltlager. Über ihnen wehte ein Meer aus bunten Flaggen, allen voran die geflügelte mehrschwänzige Raubkatze Gohars, die drei springenden Ringis des Statthalters und das furchteinflößende Gesicht des Feuergottes Kaddor, aus dessen Mund und Augen Flammen schlugen.
    Ishira fand sich an Kiresh Yarens Seite bei den Anführern wieder. Sie hätte sich kaum einen Ort vorstellen können, an dem sie sich unpassender vorgekommen wäre. Daran konnte auch das nervöse Lächeln nichts ändern, mit dem Telan Rohin versuchte, sie aufzumuntern – oder vielleicht auch sich selbst. Dennoch war sie dem jungen Gelehrten dankbar für sein Bemühen. Seines war das einzige freundliche Gesicht um sie herum. Insbesondere der riesige Mann neben dem General warf ihr immer wieder finstere Blicke zu, als argwöhnte er, dass sie etwas gegen ihn im Schilde führte.
    Die Kireshi standen, nach Abteilungen geordnet, in Reih und Glied hinter ihren Unterführern, die Augen erwartungsvoll nach vorn gerichtet. Allein die Größe der Armee wirkte einschüchternd, zumal seit ihrer Ankunft beinahe täglich weitere Gruppen von Kriegern zu ihnen gestoßen waren, wie Ishira von ihrem Begleiter wusste. Sie war nicht überrascht, als sie in einer der vorderen Reihen Kiresh Etan entdeckte. So begeistert, wie er sich in Ebosagi über den Kampf gegen die Amanori ausgelassen hatte, war es nur konsequent, dass er sich für dieses Unterfangen gemeldet hatte. Nicht weit entfernt erspähte sie die Telani, unter ihnen Mebilor und Rohin. Auf der anderen Seite des Platzes stachen die roten Westen der Koshagi aus der Menge heraus. Ishira schätzte ihre Anzahl auf ungefähr so viele, wie Soshime Einwohner hatte. Bisher war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass die Palastwache des Statthalters am Feldzug teilnehmen könnte. Doch wer wäre besser geeignet, gegen die Amanori zu kämpfen als diejenigen, die sich mit ihrem Blut eingerieben hatten?
    Plötzlich kam in die hinteren Reihen der Kireshi Bewegung. Immer mehr Männer wandten ihre
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