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In Todesangst

Titel: In Todesangst
Autoren: Linwood Barclay
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findsydneyblake.com, um zu checken, wer die Seite aufgerufen und ob mir jemand eine E-Mail geschickt hatte. Ein Freund von Syd, ein Computerfreak namens Jeff Bluestein, hatte mir geholfen, die Website zu entwerfen, auf der sich alle wesentlichen Informationen befanden.
    Zuallererst eine vollständige Beschreibung von Syd. Alter: 17. Geburtsdatum: 15. April 1992. Gewicht: ca. 51 Kilo. Augenfarbe: blau. Haarfarbe: blond. Größe: 1,60 Meter.
    Verschwunden am: 29. Juni 2009.
    Zuletzt wurde sie gesehen, als sie unser Haus in der Hill Street verließ und zur Arbeit fuhr. Möglicherweise wurde sie anschließend in der Nähe des Just-Inn-Time-Hotels in Milford, Connecticut gesichtet.
    Es folgte eine Beschreibung von Syds silberfarbenem Civic inklusive Autokennzeichen.
    Jeff hatte die Website mit anderen Seiten über Ausreißer und verschwundene Jugendliche verlinkt; Besucher der Seite wurden gebeten, sich mit der Polizei oder direkt mit mir, Tim Blake, in Verbindung zu setzen. Ich hatte verschiedenste Fotos von Syd ausgewählt, darunter auch Bilder, die Freunde von ihr gemacht hatten, und damit die Seite zugepflastert. Alle Bilder waren in den letzten sechs Monaten entstanden.
    Wo auch immer Syd stecken mochte – fest stand, dass sie nicht bei Verwandten untergekrochen war. Susannes und meine Eltern waren tot, beide hatten wir keine Geschwister, und die wenigen Verwandten, die es noch gab – hier eine Tante, dort ein Onkel –, hatten wir in Alarmbereitschaft versetzt.
    »Die lange Lebensdauer und der hohe Wiederverkaufswert sprechen natürlich für den Honda«, erklärte Lorna.
    Am Tag zuvor hatte ich zwei E-Mails erhalten, die über Syds Verbleib allerdings keinen Aufschluss lieferten. Die eine war von einem Vater aus Providence, der mir schrieb, dass sein Sohn Kenneth nun schon seit einem Jahr verschwunden war, dass kein Augenblick verging, an dem er nicht an ihn dachte, sich fragte, wo er steckte, ob er lebte oder tot war, ob er Kenneth womöglich selbst aus dem Haus getrieben, sein Sohn sich mit falschen Freunden eingelassen hatte oder …
    Mir half es nicht weiter.
    Die andere Mail kam von einer Frau aus einem Kaff bei Albany, die die Website zufällig entdeckt hatte und schrieb, sie würde für mich und meine Tochter beten, dass ich auf meinen Glauben vertrauen sollte und Gott mir die Kraft geben würde, diese schwere Zeit durchzustehen.
    Ich löschte beide Mails, ohne sie zu beantworten.
    »Aber die Toyotas haben ebenfalls einen guten Wiederverkaufswert«, sagte Lorna. »Ich habe mir die Statistiken der Verbraucherzentrale angesehen, diese Tabellen mit den roten und schwarzen Punkten. Rote Punkte gibt es bei niedriger, schwarze bei höherer Reparaturanfälligkeit – wodurch man eben sofort sieht, welche Wagen etwas taugen und welche nicht. Kennen Sie diese Tabellen?«
    Ich checkte, ob neue Mails gekommen waren. Allerdings hatte ich bereits dreimal nachgesehen, seit Lorna und Dell an meinem Schreibtisch Platz genommen hatten. Dauernd checkte ich meine Mails, und mindestens zweimal am Tag rief ich bei der Polizei in Milford an, um mich bei Detective Kip Jennings – der allererste Kip, den ich kennenlernte, und dann war es unerwarteterweise auch noch eine Frau – nach neuen Erkenntnissen zu erkundigen. Detective Jennings war mit dem Fall betraut worden, auch wenn ich allmählich argwöhnte, dass »betraut« lediglich bedeutete, Syds Akten in der Schublade vermodern zu lassen.
    Während sich Lorna über die Statistiken der Verbraucherzentrale ausgelassen hatte, war tatsächlich eine E-Mail gekommen. Als ich sie anklickte, erfuhr ich, dass es ein Problem mit meinem CitiBank-Konto gab und es gesperrt würde, wenn ich nicht umgehend meine Kontodaten zurücksendete. Seltsam, aber ich hatte gar kein Konto bei der CitiBank. Und auch nie eines gehabt.
    »Verdammt«, platzte ich heraus. Die Website war erst seit zwei Wochen online – Jeff hatte sie nur wenige Tage nach Syds Verschwinden erstellt –, und schon hatten die Spammer sie entdeckt.
    »Wie bitte?«, sagte Lorna.
    Ich sah sie an. »Pardon«, sagte ich. »Ich meinte etwas auf meinem Bildschirm. Sie hatten gerade von roten Punkten gesprochen.«
    »Hören Sie mir überhaupt zu?«, fragte sie.
    »Selbstverständlich«, sagte ich.
    »Sehen Sie sich da irgendwelche schmutzigen Seiten im Internet an?« Dell zog die Augenbrauen hoch. Offenbar wollte er sich den vermuteten Pornokram nicht entgehen lassen.
    »Dürfen wir nicht, wenn wir Kundschaft haben«, gab ich
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