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In Todesangst

Titel: In Todesangst
Autoren: Linwood Barclay
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…«
    »Blake. Tim Blake.«
    »Vielleicht arbeitet sie drüben im Howard Johnson’s.« Er deutete mit dem Kopf nach rechts.
    »Nein«, sagte ich. »Sie hat gesagt, sie arbeitet hier.« Meine Gedanken überschlugen sich. »Wer ist denn für die Tagschicht zuständig?«
    »Veronica.«
    »Dann rufen Sie die Dame bitte an.«
    Zögernd ging Carter zum Telefon, entschuldigte sich bei der Frau am anderen Ende der Leitung und reichte mir den Hörer.
    Ich erklärte Veronica, was geschehen war.
    »Vielleicht hat sie Ihnen das falsche Hotel genannt«, sagte Veronica.
    »Nein.«
    Veronica bat mich um meine Nummer und versprach, sich bei mir zu melden, falls ihr etwas zu Ohren kam. Dann legte sie auf.
    Auf dem Weg nach Hause überfuhr ich zwei rote Ampeln und hätte beinahe einen Toyota Yaris gerammt, während ich abwechselnd auf Syds Handy und bei uns zu Hause anrief.
    Als ich das Haus betrat, war alles totenstill.
    Syd kam an jenem Abend nicht nach Hause.
    Und auch nicht am nächsten Abend.
    Oder dem Abend darauf.
     

    EINS
     
    »Wir haben uns auch einen Mazda angesehen«, sagte die Frau. »Und einen … Dell, was war das noch mal für ein Wagen? Der andere, den wir Probe gefahren sind?«
    »Ein Subaru«, antwortete ihr Mann.
    »Ja, stimmt«, meinte die Frau. »Ein Subaru.«
    Die Frau und ihr Mann – sie hießen Lorna und Dell – saßen mir an meinem Schreibtisch im Showroom von Riverside Honda gegenüber. Sie standen bereits zum dritten Mal auf der Matte, seit ich zur Arbeit gekommen war. Trotz der schwersten Krise meines Lebens war ich an jenem Punkt angekommen, an dem einem nichts anderes mehr einfällt, als zur Tagesordnung überzugehen.
    Vor Lorna lagen außer dem Prospekt über den Accord, den die beiden eventuell bei mir kaufen wollten, noch weitere Prospekte von Toyota, Mazda, Subaru, Chevrolet, Ford, Dodge und anderen Autoherstellern.
    »Nun ja«, sagte Lorna, »mir ist aufgefallen, dass der Taurus 263 PS hat, der Accord aber nur 177.«
    »Der Taurus hat ja auch sechs Zylinder«, sagte ich, »der Accord aber nur vier. Sie werden feststellen, dass er trotzdem tadellos beschleunigt, aber entschieden weniger verbraucht.«
    »Oh .« Lorna nickte. »Was genau sind eigentlich Zylinder? Ich glaube, Sie haben es mir schon mal erklärt, aber ich habe es wieder vergessen.«
    Dell schüttelte langsam den Kopf. Das war so ziemlich alles, was er während unserer Gespräche zu tun pflegte. Er saß einfach nur da und ließ Lorna die Fragen stellen; lediglich zwischendurch gab er den einen oder anderen genervten Grunzer von sich. Er schien allmählich den Lebenswillen zu verlieren. Offenbar hatte er in den letzten Wochen jede Menge Zeit vor den Schreibtischen von Autohändlern zwischen Bridgeport und New Haven verbracht. Ich sah ihm genau an, dass es ihm schnurzegal war, was für einen Wagen sie kauften – Hauptsache, sie kauften überhaupt einen.
    Lorna hingegen vertrat die Ansicht, sie müssten sich als aufgeklärte Kunden eingehend informieren, jeden Wagen genau unter die Lupe nehmen, Daten und Garantien vergleichen. Was auch durchaus vernünftig war, aber eben nur bis zu einem gewissen Punkt: Inzwischen hatte Lorna so viele Informationen gesammelt, dass sie vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sah. Statt bei der Entscheidungsfindung zu helfen, verwirrte sie die Flut an Fakten so sehr, dass sie zu überhaupt keiner mehr imstande war.
    Beide waren etwa Mitte vierzig. Er arbeitete als Schuhverkäufer im örtlichen Einkaufszentrum, sie war Grundschullehrerin. Und genau so ging sie auch vor. Sie hatte alles genau recherchiert, sämtliche Optionen gegeneinander abgewogen, zu Hause eine Tabelle erstellt und die einzelnen Ausstattungsvorzüge fein säuberlich abgehakt.
    Lorna wollte wissen, wie viel Beinfreiheit die Rücksitze des Accord im Vergleich zum Malibu bieten würden; sicher eine relevante Frage, wenn man Kinder hatte, von denen bislang aber keine Rede gewesen war. Dann hakte sie nach, wie es mit dem Kofferraumvolumen des Accord im Vergleich zum Mazda 6 aussehen würde. Ich hörte nicht mehr richtig zu. Schließlich hob ich die Hand.
    »Welcher Wagen gefällt Ihnen am besten?«, fragte ich Lorna.
    »Gefällt?«, gab sie zurück.
    Zwischen uns befand sich der Monitor meines Computers. Ich bewegte die ganze Zeit über die Maus hin und her und tippte auf der Tastatur herum, was Lorna glauben ließ, ich befände mich auf der Honda-Website, um die entsprechenden Daten abzurufen.
    Sie täuschte sich. Ich war auf
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