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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
Autoren: Harlan Coben
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geben«, sagte sie und musste an Ed Grayson und seine Taten denken. »Mir steht es nicht zu, Sie zu bestrafen. Aber es steht mir ebenso wenig zu, Ihnen Absolution zu erteilen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Tut mir leid, Jenna.«
    Jenna trat einen Schritt zurück. »Sie können nichts davon beweisen. Ich streite einfach ab, dass dieses Gespräch je stattgefunden hat.«
    »Das können Sie versuchen, ich glaube aber nicht, dass Ihnen das hilft.«
    »Dann steht Ihr Wort gegen meins.«
    »Nein, das tut es nicht«, sagte Wendy. Sie deutete auf das Haus. Frank Tremont kam mit zwei anderen Detectives um die Ecke.
    »Ich habe vorhin gelogen«, sagte Wendy und öffnete ihr Hemd. »Ich bin doch verdrahtet.«

ACHTUNDDREISSIG
    N achdem an diesem Abend alles erledigt war, setzte Wendy sich allein auf die Veranda hinter ihrem Haus. Charlie saß oben am Computer. Pops kam heraus und stellte sich neben sie. Beide starrten in die Sterne. Wendy trank Weißwein, Pops eine Flasche Bier.
    »Ich bin reisefertig«, sagte er.
    »Nicht, wenn du das Bier trinkst.«
    »Ich trink nur das eine.«
    »Trotzdem.«
    Er setzte sich. »Wir müssen uns sowieso noch unterhalten.«
    Sie trank noch einen Schluck Wein. Seltsam. Alkohol hatte ihren Mann umgebracht. Alkohol hatte Haley McWaid umgebracht. Und trotzdem saßen sie zu zweit an einem klaren Frühlingsabend hier draußen und tranken. Irgendwann, vielleicht wenn sie einmal stocknüchtern war, würde Wendy nach der tieferen Bedeutung darin suchen.
    »Worum geht’s?«, fragte sie.
    »Ich bin nicht nur deshalb in New Jersey, weil ich dich und Charlie besuchen wollte.«
    Sie sah ihn an. »Sondern?«
    »Ich bin hergekommen«, sagte er, »weil ich einen Brief von Ariana Nasbro bekommen habe.«
    Wendy starrte ihn nur an.
    »Ich habe mich diese Woche mit ihr getroffen. Ein paar Mal.«

    »Und?«
    »Und ich vergebe ihr, Wendy. Ich will nicht weiter daran festhalten. Ich glaube auch nicht, dass John das gewollt hätte. Wenn wir nicht verzeihen können, was tun wir dann auf dieser Welt?«
    Sie sagte nichts. Sie dachte an Christa Stockwell, die es geschafft hatte, den Studenten, die ihr so großen Schaden zugefügt hatten, zu vergeben. Die gesagt hatte, es würde zu viel Energie kosten, wenn man an diesem Hass festhalten wollte. Phil Turnball hatte diese Lektion auf die harte Tour gelernt. Rache, Hass - wenn man zu sehr daran festhielt, verlor man das, was wirklich wichtig war im Leben.
    Andererseits war Ariana Nasbro keine Studentin, die jemandem einen harmlosen Streich hatte spielen wollen. Sie war betrunken Auto gefahren - und das auch nicht zum ersten Mal - und hatte Wendys Mann getötet. Trotzdem stellte Wendy sich immer wieder eine Frage: Wenn Dan Mercer noch am Leben wäre, würde er ihr vergeben? Waren diese Situationen vergleichbar? Spielte das eine Rolle?
    »Tut mir leid, Pops«, sagte sie. »Ich kann ihr nicht vergeben.«
    »Das verlange ich ja auch gar nicht. Ich respektiere deine Entscheidung. Aber ich möchte auch, dass du meine Entscheidung respektierst. Kannst du das?«
    Sie überlegte. »Ja, ich denke schon.«
    Ein angenehmes Schweigen breitete sich aus.
    »Ich warte«, sagte Wendy.
    »Worauf?«
    »Dass du mir etwas über Charlie erzählst.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Hast du ihm gesagt, warum du hergekommen bist?«
    »Das ist nicht meine Aufgabe«, sagte Pops. Er stand auf und
packte die restlichen Sachen ein. Eine Stunde später fuhr er. Wendy und Charlie schalteten den Fernseher ein. Wendy saß einen Moment da und starrte unkonzentriert auf den Bildschirm. Dann stand sie auf und ging in die Küche. Als sie zurückkam, hatte sie den Umschlag in der Hand. Sie reichte ihn Charlie.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Ein Brief an dich von Ariana Nasbro. Lies ihn. Wenn du darüber reden willst, ich bin oben.«
    Wendy machte sich fertig fürs Bett, ließ aber die Tür auf und wartete. Schließlich hörte sie, wie Charlie die Treppe heraufkam. Sie sammelte sich. Er steckte den Kopf durch die Tür und sagte: »Ich geh ins Bett.«
    »Ist mit dir alles in Ordnung?«
    »Mir geht’s gut. Ich will jetzt nicht darüber reden, okay? Ich will erst mal selbst noch ein bisschen darüber nachdenken.«
    »Okay.«
    »Gute Nacht, Mom.«
    »Gute Nacht, Charlie.«
     
    Zwei Tage später wurde auf dem Lacrosse-Platz direkt vor dem Spiel des Mädchenteams der Kasselton High School gegen das der Ridgewood High School um die Bezirksmeisterschaft eine Trauerfeier abgehalten. Während einer Schweigeminute wurde ein
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