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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
Autoren: Harlan Coben
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Sie in dem Moment dachten, Sie hätten womöglich einem Mörder zur Flucht verholfen.«
    Sie wartete, dass er etwas sagte. Einen Moment lang musterte er einfach nur ihr Gesicht.
    »Das ist ja eine unglaubliche Geschichte, Wendy.«
    »Also, ich kann nichts davon beweisen …«
    »Ich weiß«, sagte er. »Weil es Unsinn ist.« Jetzt lächelte er fast. »Oder glauben Sie, dass Sie auch mich mit einem Sender überlisten können?«

    »Ich bin nicht verdrahtet.«
    Er schüttelte den Kopf und ging auf sein Haus zu. Sie folgte ihm.
    »Verstehen Sie das nicht? Ich will das gar nicht beweisen.«
    »Und warum sind Sie dann hier?«
    Tränen traten ihr in die Augen. »Weil ich für das, was Dan passiert ist, verantwortlich bin. Ich habe ihn in der Fernsehsendung in einen Hinterhalt gelockt. Meinetwegen hält die Welt ihn für einen Pädophilen.«
    »Das ist wahr.«
    »Und wenn Sie ihn umgebracht haben, bin ich dafür verantwortlich. Und das trage ich mein Leben lang mit mir herum. Ich bekomme keine zweite Chance. Es ist meine Schuld. Aber wenn Sie ihm zur Flucht verholfen haben, geht es ihm jetzt vielleicht sogar gut. Und vielleicht, nur ganz vielleicht, versteht er mich und …«
    Sie brach ab. Sie waren jetzt im Haus.
    »Und was?«
    Sie hatte Schwierigkeiten, es auszusprechen. Ihr Gesicht war tränenüberströmt.
    »Und was, Wendy?«
    »Und vielleicht«, sagte sie, »vergibt er mir sogar.«
    Ed Grayson nahm den Hörer vom Telefon. Er wählte eine lange Nummer. Dann sagte er eine Art Code. Er wartete auf ein Klicken. Dann gab er ihr den Hörer.

EPILOG
    M r. Dan?«
    Ich stehe in einem Zelt, das auch als Schule dient, und bringe diesen Jugendlichen für eine Organisation namens Lit-World das Lesen bei. »Ja?«
    »Ein Funkspruch. Für Sie.«
    Im Dorf gibt es kein Telefon. Diesen Teil der Provinz Cabinda in Angola kann man nur über Funk erreichen. Nach meinem Abschluss in Princeton habe ich hier in der Nähe für das Friedenskorps gearbeitet. Sie kennen die Redewendung, wenn Gott eine Tür schließt, öffnet er eine andere, oder so ähnlich. Als ich die rote Tür öffnete, hatte ich keine Ahnung, dass sich am Ende eine andere für mich auftun würde.
    Ed Grayson hat mir das Leben gerettet. Eine Freundin von ihm, Terese Collins, arbeitet im nächsten Tal in einem ähnlichen Ort wie diesem. Ed und sie sind die Einzigen, die die Wahrheit kennen. Für alle anderen ist Dan Mercer wirklich tot.
    Und ganz unwahr ist das auch gar nicht.
    Ich hatte Ihnen ja schon gesagt, dass Dan Mercers Leben zu Ende war. Aber das Leben von Dan Mayer - keine sehr große Namensänderung, aber es reicht - hat gerade erst begonnen. Etwas ist allerdings seltsam. Ich vermisse mein altes Leben eigentlich kaum. Irgendetwas war da vorgefallen - vielleicht lag es an einer brutalen Pflegefamilie, vielleicht an dem, was ich Christa Stockwell angetan hatte, vielleicht an der Tatsache, dass
ich Phil Turnball mit der Verantwortung allein gelassen hatte -, das diese Art von Arbeit hier zu meiner Berufung gemacht hatte. Man kann es wohl als Buße bezeichnen. Vielleicht ist es das wirklich. Ich glaube allerdings, dass es dafür eine genetische Veranlagung gibt, so wie manche Leute geborene Ärzte sind, gerne Angeln gehen oder mit großer Kunstfertigkeit Bälle in einen Korb werfen können.
    Ich habe lange dagegen angekämpft. Ich habe Jenna geheiratet. Aber, wie ich am Anfang schon erwähnte, ist es meine Bestimmung, allein zu sein. Das habe ich jetzt akzeptiert. Denn - und ich weiß, dass das kitschig klingt - wenn man das Lächeln in den Gesichtern dieser Kinder sieht, ist man nie ganz allein.
    Ich blicke nicht zurück. Wenn die Welt Dan Mercer für einen Pädophilen hält, dann ist das eben so. Wir haben hier draußen kein Internet, also kann ich nicht nachsehen, was zu Hause passiert. Ich glaube auch nicht, dass ich es tun würde. Ich vermisse Jenna, Noel und die Kinder, aber das ist in Ordnung. Ich überlege, ob ich ihr die Wahrheit sagen soll. Jenna ist die Einzige, die wirklich ehrlich um mich trauern wird.
    Ich weiß nicht. Vielleicht tue ich das irgendwann.
    Ich greife zum Funkgerät. Das ist mein erster Anruf, seit ich hier bin. Nur Terese Collins und Ed Grayson kennen die Nummer, daher bin ich überrascht, als ich eine bekannte Stimme sagen höre: »Es tut mir furchtbar leid.«
    Wahrscheinlich hätte ich die Stimme hassen müssen. Ich hätte wütend auf sie sein müssen, aber das bin ich nicht. Ich lächle. Im Endeffekt hat sie mich glücklicher gemacht, als
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