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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
Autoren: Harlan Coben
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sehr groß. Irgendwie hat sie im Schrank eine noch geschlossene Whiskeyflasche entdeckt. Sie hat sie leer getrunken. Amanda dachte, sie hätte bloß das Bewusstsein verloren.«
    »Sie haben keinen Krankenwagen gerufen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Noel ist Arzt. Er hat alles versucht, um das arme Mädchen wiederzubeleben. Aber es war zu spät.« Endlich gelang es Jenna, die Augen vom Pool loszureißen. Sie
sah Wendy mit flehendem Blick an. »Sie müssen sich für einen Moment in meine Lage versetzen, ja? Das Mädchen war tot. Nichts konnte sie wieder zurückbringen.«
    »Tot ist tot«, wiederholte Wendy das, was Jenna bei ihrem letzten Treffen über ihren Exmann gesagt hatte.
    »Jetzt werden Sie sarkastisch, aber es stimmt, tot ist tot. Haley war tot. Es war ein tragischer Unfall, aber sie würde nicht wieder zurückkommen. Wir standen also vor ihrer Leiche. Noel hat weiter versucht, sie zu reanimieren, aber es nützte nichts. Überlegen Sie mal. Sie sind Reporterin. Sie haben doch bestimmt schon über solche Partys berichtet, oder?«
    »Ja.«
    »Dann wissen Sie, dass Eltern für so etwas ins Gefängnis gegangen sind, ja?«
    »Ja. Wegen fahrlässiger Tötung.«
    »Aber es war ein Unfall. Verstehen Sie nicht? Sie hatte zu viel getrunken. So etwas passiert.«
    »Viertausend Mal im Jahr«, sagte Wendy, die sich noch an Officer Pecoras Statistik erinnerte.
    »Haley lag also vor uns. Sie war tot. Und wir wussten nicht, was wir tun sollten. Wenn wir die Polizei gerufen hätten, wären wir ins Gefängnis gekommen. Die hätten kurzen Prozess gemacht. Und damit wäre unser Leben ruiniert gewesen.«
    »Besser als tot«, sagte Wendy.
    »Aber es hätte doch niemand etwas davon gehabt. Begreifen Sie das nicht? Haley war schon tot. Auch wenn man unser Leben zerstört hätte, wäre sie nicht wieder lebendig geworden. Wir waren bestürzt. Das müssen Sie mir glauben. Wir fanden es furchtbar, was mit Haley passiert war. Aber für die Toten kann man nichts mehr tun. Und wir hatten Angst - das verstehen Sie doch, oder?«
    Wendy nickte. »Das verstehe ich.«

    »Ich meine, wenn die ganze Familie kurz davor steht, zerstört zu werden. Was hätten Sie denn da gemacht?«
    »Ich? Ach, wahrscheinlich hätte ich ihre Leiche in einem State Park vergraben.«
    Schweigen.
    »Das ist nicht witzig«, sagte Jenna.
    »Aber genau das haben Sie getan, oder?«
    »Stellen Sie sich vor, es wäre in Ihrem Haus passiert. Stellen Sie sich vor, Charlie käme hinauf zu Ihnen ins Schlafzimmer und einer seiner Freunde läge tot auf der Veranda. Sie haben den Jungen nicht zum Trinken gezwungen. Sie haben ihm den Alkohol nicht in den Mund gegossen. Und jetzt könnten Sie dafür ins Gefängnis kommen. Oder Charlie. Was hätten Sie getan, um Ihre Familie zu schützen?«
    Dieses Mal sagte Wendy nichts.
    »Wir haben nicht gewusst, was wir tun sollten, und daher … ja, wir sind in Panik geraten. Wir haben die Leiche in den Kofferraum unseres Autos gelegt. Ich weiß, wie sich das anhört, aber auch da haben wir keine andere Möglichkeit gesehen. Wenn wir die Polizei gerufen hätten, wären wir erledigt gewesen - und das Mädchen wäre immer noch tot. Das habe ich mir immer wieder gesagt. Ich hätte mein eigenes Leben geopfert, um sie zurückzuholen - aber das ging natürlich nicht.«
    »Also haben Sie sie im Wald begraben?«
    »Das hatten wir ursprünglich nicht geplant. Wir wollten nach Irvington oder in eine andere nahegelegene Stadt fahren und sie dort einfach, na ja, wir wollten sie irgendwo an den Straßenrand legen, damit sie sofort gefunden wird - aber dann wurde uns klar, dass bei der Obduktion auch die Alkoholvergiftung entdeckt werden würde. Außerdem wäre die Polizei in der Lage gewesen, sie zu uns zurückzuverfolgen. Also mussten wir sie verstecken. Ich fand es schrecklich, dass Ted und Marcia
nicht erfuhren, was mit ihr passiert war. Aber wir wussten nicht, was wir sonst hätten tun sollen. Und dann, als die Leute dachten, dass Haley ausgerissen sein könnte, na ja, war das nicht besser, als zu wissen, dass sie tot ist?«
    Wendy antwortete nicht.
    »Wendy?«
    »Sie sagten, ich sollte mich in Ihre Lage versetzen.«
    »Ja.«
    »Jetzt versetze ich mich in Teds und Marcias Lage. Hatten Sie gehofft, dass die beiden die Wahrheit nie erfahren? Dass sie nach wie vor glaubten, ihre Tochter wäre von einem Tag auf den anderen einfach spurlos verschwunden? Und nun ihr Leben lang bei jedem Klingeln zur Tür rennen und sich bei jedem Anruf Hoffnung machen
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