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In seinem Bann

In seinem Bann

Titel: In seinem Bann
Autoren: Anaïs Goutier
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war verwirrt; von seinen Worten und von dem, was sie in mir auslösten. Seine schöne raue Stimme war pure Verführung, die Blicke, mit denen er mich ansah, benebelten mich.
    »Ich dachte, dafür hättest du deine Huren«, brachte ich schließlich hervor.
    Einen Augenblick lang lag ein Hauch von Missbilligung in seiner Miene, ehe er erklärte: »Aber für sie empfinde ich nichts. Ihre Aufgabe ist es, meine Wünsche zu erfüllen. Alles andere ist zweitrangig. Mit dir aber ist das anders. Ich möchte, dass meine Lust auch deine Lust ist, Ann-Sophie.«
    Und dann war Ian bei mir und im nächsten Moment existierten nur noch dieser unendlich verlangende, alles verzehrende Kuss und seine magischen fordernden Hände, die sich wie Brandeisen auf meinen Körper legten, mir Halt gaben und von mir Besitz ergriffen.
    Ich wollte mich von ihm berauschen lassen, alle Gedanken betäuben, nicht darüber nachdenken müssen, welche Konsequenzen das haben würde, was er mir soeben offenbart hatte. Ich wollte die Verantwortung von mir schieben, nicht Stellung beziehen müssen. Nicht jetzt.
    Ian bedeckte mein Gesicht mit unzähligen sanften Küssen. Seine weichen Lippen liebkosten meine Wangen, meine Schläfen, meine Stirn, während seine langen Finger die Konturen meines Kiefers nachfuhren.
    Er war so ungemein zärtlich.
    »Du hast das Gesicht eines Engels«, raunte er versonnen. »Und doch lässt du dich auf den Teufel ein. Verflucht, ich begehre dich so sehr, Ann-Sophie Lauenstein.«
    Unvermittelt ließ er von mir ab und trat einen Schritt zurück. Der Blick seiner silberblauen Augen ähnelte plötzlich dem eines gehetzten Tieres und in seinen schönen Zügen war zu lesen, dass er mit sich haderte. Sein ganzer Körper schien unter Spannung zu stehen.
    »Ich bin nicht gut für dich, Ann-Sophie«, presste er gequält hervor. »Aber ich kann einfach nicht von dir lassen.«
    »Und ich nicht von dir, Ian Reed. Ich will, dass du mich hältst. Ich will dich schmecken, riechen, spüren, obwohl ich weiß, dass es vielleicht nicht gut für mich ist.«
    Und dann lagen seine Lippen wieder auf meinen.
    Ich schlang die Arme um seinen Hals und vergrub die Fingerspitzen in dem seidigen Haar seines Nackens. Seine raue, nachlässig rasierte Wange kratzte an meiner erhitzten Haut, als seine gierigen Lippen an meinem Hals hinab wanderten und sich in meine Halsbeuge senkten.
    »Du hast den Löwen von der Kette gelassen, Ann-Sophie. Aber ich schwöre dir, dass du es nicht bereuen wirst«, knurrte er und ich spürte, wie sich jede Faser meines Leibes nach ihm verzehrte. Wie mein verräterischer Körper jede Bemühung, Distanz zu Ian Reed zu wahren, Lüge strafte, jeden guten Vorsatz über Bord warf.
    Er roch so gut.
    Ich stieß einen spitzen Schrei aus, als er sich an meinem Hals festsaugte und dann mit den Zähnen zuschnappte.
    »Wo ist dein Schlafzimmer?« fragte er mit ungemein rauchiger Stimme und fiebrigem Blick.
    Ohne meine Antwort abzuwarten, hob er mich auf seine Arme und trug mich nach nebenan.
    Die Türen zu Küche und Wohnzimmer hatten offen gestanden und ich nehme an, Ian hatte sich mit seiner phänomenalen Auffassungsgabe schon in dem Moment ausreichend orientiert, als wir meine Wohnung betreten hatten.

Kapitel 6

    »Das Bett ist perfekt«, murmelte Ian, nachdem er mich heruntergelassen hatte.
    »Ja, ist es nicht schön? Original französischer Jugendstil. Als ich es in so einer Antikscheune sah, musste ich es einfach haben«, plapperte ich aufgeregt drauflos.
    »Bist du schon einmal an dieses Bett gefesselt worden, Ann-Sophie?« fragte er ernst.
    Ich schaute ihn einen Augenblick entgeistert an. Gott, war ich naiv.
    »Weder an dieses noch an irgendein anderes«, erwiderte ich mit belegter Stimme.
    »Natürlich nicht«, entgegnete er mit einem spöttischen Grinsen.
    Dann griff er mit beiden Händen nach meinen Schultern und drehte mich nicht grob aber bestimmt so, dass ich direkt vor meinem freistehenden Ankleidespiegel stand und gezwungen war, mich anzusehen.
    Es war ein schönes Bild. Meine Wangen und Lippen waren leicht gerötet, meine Augen strahlten. Meine hochgesteckten Haare lagen noch so, wie ich sie für den Vortrag frisiert hatte und ich trug noch immer die hohen schwarzen Riemchensandaletten zu dem anthrazitfarbenen Strickkleid mit der feinen Lochstickerei.
    Und dann sah ich Ian ganz dicht hinter mir. Sein leicht zerzauster Schopf, sein verboten schönes Gesicht, dessen silberblaue Augen mich durch das Spiegelglas hindurch zu
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