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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt
Autoren: Jane Feather
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dass er automatisch jedes Mal einen Schluck trank, wenn sie das auch tat. Es war wie ein Marionettenspiel. Also hob sie weiter eifrig die Tasse an die Lippen, schob ihre Steine dabei voran, und schon nach einer Viertelstunde war der Cognacschwenker des Colonels leer. Sie griff danach.
    »Noch ein wenig, Colonel?« Sie gab ihrem Haushofmeister ein Zeichen. »Bringt die Karaffe, Charles.«
    »Nein, ich glaube, ich habe genug getrunken«, lehnte der Colonel ab, und Meg konnte hören, dass seine Stimme etwas schwer klang.
    Charles füllte das Glas trotzdem und kehrte zu seinem Platz an der Tür zurück.
    Es passierte so allmählich, dass Meg es kaum bemerkte, obwohl sie genau Acht gab. Colonel Montaines Hand wurde langsam unsicherer, wenn er seine Steine versetzte, er saß nicht mehr so gerade auf dem Sofa, und dann fiel der Stein, den er gerade hatte setzen wollen, aufs Brett zurück, und sein Kopf kippte nach vorn auf seine Brust.
    Cosimo war sofort da. Er hob Montaines Handgelenk und fühlte nach seinem Puls. »Gut«, stellte er fest. »Der wird Stunden brauchen, bis er wieder zu sich kommt, aber wir haben nicht so viel Zeit.« Er zog Meg hoch, hielt für einen Augenblick ihr Gesicht zwischen beiden Händen, dann ließ er sie los. »Geh und zieh Hosen an, und komm zu mir in den Stall. Und um Himmels willen beeil dich, Meg!«
    »Das brauchst du nicht zu betonen«, sagte sie, spürte die Wärme seiner Hände auf dem Gesicht, fühlte, wie auf einmal eine belebende Wärme in die kalte Distanz kroch, die sie vor der Angst und dem Schmerz beschützt hatte. »Ich werde gewiss an dieser Stelle nicht anfangen zu trödeln.« Sie huschte aus dem Salon.
    Die Soldaten standen immer noch in der Eingangshalle und nahmen Haltung an, als sie erschien. Meg achtete nicht weiter auf sie und stieg die Treppe hinauf. In ihrem Schlafzimmer zog sie hastig die Kleidung von Anatole an, die sie hinten im Schrank versteckt gehalten hatte. Sie sah sich einmal kurz im Zimmer um und fragte sich, ob sie wohl noch irgendetwas anderes mitnehmen sollte. Den Schmuck?
    Dann schüttelte sie den Kopf. Wenn Cosimo gewollt hätte, dass sie ihn mitnahm, hätte er es bestimmt gesagt. Vielleicht war er gestohlen. Bei dem Gedanken hätte sie fast angefangen, hysterisch zu kichern. Sie verließ das Zimmer und schlich die Hintertreppe hinunter zur Küche. Es war niemand dort, dennoch war sie gut erleuchtet. Ein Küchenjunge schnarchte vor dem Feuer. Sie schlich auf Zehenspitzen an ihm vorbei und hinaus in den kleinen Hof hinter dem Haus. Die Ställe lagen im Dunkeln, und sie tastete herum, bis sich plötzlich ein Arm um sie legte, so dass sie beinah aufgeschrien hätte.
    »Du hast mich erschreckt«, zischte sie und funkelte ihn böse an.
    Cosimo entschuldigte sich nur flüchtig, und Meg ahnte nicht, wie gut ihm der Ärger gefiel, der ihren Augen die alte Lebhaftigkeit zurückgegeben hatte. Er drängte sie in die schmale Straße hinter der Kirche hinaus, wo ihre Pferde warteten, und half ihr auf die Stute.
    »Wir haben fast drei Stunden verloren«, murmelte er. »Bleib dicht bei mir.«
    Meg blieb dicht hinter ihm, als sie den Hafen auf einer ihr unbekannten Straße verließen und an der Küste entlanggaloppierten, bis sie zu einer einsamen Bucht kamen. Cosimo redete nicht, und sie ebenso wenig, während die Dunkelheit der Nacht langsam dem Morgengrauen wich und schließlich dem rosa Schimmer im Osten, der der Ankunft des neuen Tages voranging.
    Über einen schmalen Pfad ritten sie zum Strand hinunter, wo im flachen Wasser ein Fischerboot schaukelte.
    »Was ist mit den Pferden?«, fragte Meg und hörte ihre eigene Stimme wie die einer Fremden nach dem langen Schweigen.
    »Bezahlung für erwiesene Dienste«, erwiderte Cosimo und begrüßte ein paar Fischer, die am Strand warteten.
    Meg strich der Stute noch ein letztes Mal über den Hals und verabschiedete sich leise von ihr. Das Tier war zu wertvoll, um weniger als die beste Behandlung zu bekommen. Cosimo hatte wie immer keine Einzelheit übersehen.
    Außer dass diese Einzelheiten zu nichts gut waren, wenn Bonaparte immer noch lebte.
    » Komm, schnell, die Fischer wollen auslaufen.« Cosimo hob sie auf die Arme, trug sie durchs flache Wasser und setzte sie im Bug des Fischerbootes ab. Er stemmte sich neben ihr hinauf, zwei der Fischer sprangen ins Heck, und ein dritter schob das Boot vom sandigen Grund weg. Das vordere Segel blähte sich in der Brise.
    Die Sonne ging auf, als sie aus der Bucht und auf einen Teil des
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