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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt
Autoren: Jane Feather
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konnte es nicht tun.
    Dieses Mal musste er aufgeben. Das früher Undenkbare wurde zur Tatsache. Es gab etwas, das ihm wichtiger war als der erfolgreiche Abschluss einer Mission, obwohl von dieser Mission das Leben Hunderttausender von Menschen abhing. Er konnte sein eigenes Leben opfern – nicht willentlich, aber weil es notwendig war –, doch Meg würde er nicht opfern.
    Er schlich zurück in die Feuerstelle und kroch noch einmal hinauf in den Kamin. Die Tür des Häuschens öffnete sich, und Bonaparte trat ein. Er ging zum Tisch und entzündete die Lampe, dabei wandte er dem Kamin den Rücken zu, und Cosimo schloss die Augen, denn er wusste, dass er mit einem einzigen Messerstoß hier und jetzt seine Mission hätte erfüllen können.
    Bonaparte stieg die Leiter hinauf ins Schlafzimmer und wartete dort. Cosimo hörte das Plumpsen, als er seine Stiefel auszog. Er hörte den General noch einmal herunterkommen, und seine Füße in Socken rutschten auf den Sprossen der Leiter. Die Zeit verging. Bonaparte stieg noch mal hinauf ins Schlafzimmer und zog seine Stiefel wieder an. Er kam herunter und ging nach draußen, dabei ließ er die Tür halb offen. Er ging hinüber zum Weg, schaute hinauf und hinunter, kam zurück zum Haus.
    Dies ging über eine Stunde lang so, bis der frustrierte Liebhaber schließlich die Lampe löschte und aus dem Haus stampfte, wobei er die Tür laut hinter sich zudonnerte.
    Cosimo ließ die Füße hinunter in die Feuerstelle und wartete. Er wartete, bis die Hufschläge vom Pferd des Generals in der Nacht verklungen waren, und dann wartete er, bis die Wachen sich zurückgezogen hatten. Selbst danach blieb er noch eine halbe Stunde unbeweglich in der Feuerstelle stehen, bis er sicher war, dass kein Mensch sich mehr in der Nähe befand. Schließlich schlüpfte er aus der Feuerstelle, zog seine Stiefel an und verließ das Haus, indem er die Tür leise hinter sich zuzog. Falls das alte Ehepaar irgendwelche Zeichen von Durcheinander bemerkte, würden sie annehmen, dass es von jenem Besucher hervorgerufen worden war, der sich tatsächlich angekündigt hatte.
    Es war schon deutlich nach Mitternacht, als er zu dem Olivenhain zurückwanderte, in dem er sein Pferd angebunden hatte. Er konnte keine Vermutungen anstellen, was Megs Aufenthaltsort betraf. Montaine konnte sie an einem beliebigen Ort festhalten. Also würde er wohl zum Haus zurückgehen müssen. Sie hatten nur noch wenig Zeit, um das vereinbarte Treffen mit der Mary Rose einzuhalten. Das Fischerboot, das sie zu den Hyères bringen würde, wollte mit der Morgendämmerung auslaufen und erst in zwei Tagen wieder zurückkehren. Die Mary Rose konnte es nicht riskieren, länger als weitere vierundzwanzig Stunden so nah bei Toulon auf sie zu warten. Dies alles hatte er mit seiner Mannschaft bis in alle Einzelheiten geplant, und sie würden seinen Anweisungen genau folgen. Aber er konnte nicht ohne Meg hier weg.
    Er ließ sein Pferd bis an den Rand der Stadt galoppieren, dann ging es in ruhigem Trab weiter. Ein Reiter, der wie auf der Flucht vor dem Teufel durch die nächtlichen Straßen der Hafenstadt stürmte, würde zu vielen in Erinnerung bleiben. Er bog in die Straße hinter der Kirche ab und zügelte das Pferd. Alle Lampen des Hauses brannten, und an der Haustür standen Wachen.
    Also hielt Montaine Meg im Haus fest. Wie eine Flut überströmte ihn die Erleichterung bis in alle Poren und Zellen. So etwas hatte Cosimo noch nie erlebt. Er ritt ums Haus bis in die Hinterhofgasse und stellte das Pferd im Stall in seine Box. Er löste den Sattelgurt, sattelte den Wallach aber nicht ab. Am Regenfass wusch er sich den Ruß von Gesicht und Händen, dann betrat er durch die Hintertür das Haus. Eine Gruppe von Bediensteten, die um den Herd herumsaßen, sahen ihn erschreckt an, als er eintrat.
    »Oh, Monsieur Charles, Ihr glaubt nicht, was hier los ist«, sagte die Haushälterin. »Madame ist im Salon mit dem Colonel, und er lässt sie nicht ins Bett gehen! Denis sagt, sie hat ihm schon zahlreiche Male erklärt, dass sie Kopfweh hat, aber er besteht darauf, dass sie bleibt. Das stimmt doch, oder, Denis?«
    »Ja, Monsieur Charles«, bestätigte der Bedienstete. »Und all diese Soldaten! Die gehören wirklich nicht in einen anständigen Haushalt.«
    »Wir haben seltsame Zeiten, Denis«, bemerkte der Haushofmeister etwas distanziert, blieb dabei allerdings so weit wie möglich dem Licht der Lampen fern, denn ihm war klar, dass seine hastige Reinigungsaktion im
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