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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt
Autoren: Jane Feather
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bevor er den Pfad entlang verschwand. Cosimo schwang sich in die Äste der Platane und setzte sich, um zu warten. Es dauerte nicht lange. Der alte Mann und seine Frau eilten aus dem Haus, jeder mit einem Bündel unter dem Arm, und machten sich auf den Weg zu ihrer Tochter.
    Cosimo wartete im Baum, bis sie außer Sicht waren. Es tat ihm Leid, dass sie einen fünf Meilen langen Marsch vor sich hatten, aber zumindest würde ihnen so nichts passieren. Und wenn sie erst bemerkten, dass gar kein Notfall sie erwartete, würden sie bestimmt über Nacht dort bleiben.
    Er ging vorsichtig zu dem Haus, umrundete es einmal. Die Ziege war in ihrem Verschlag angebunden, die Hühner waren versorgt, damit der Fuchs sie nicht holen konnte. Glücklicherweise gab es keinen Hund. Und die Tür war auch nicht verschlossen. Er drückte die Klinke und betrat das Haus. Sie hatten das Kochfeuer gelöscht, aber auf dem Tisch stand eine Lampe mit frisch gereinigtem Docht und gefüllter Ölkammer, daneben Feuerstein und Zunder. Das alte Paar hatte seinen erhabenen Besucher nicht vergessen.
    Der Attentäter stieg über die Leiter hinauf zum Schlafraum. Es roch nach Lavendel und Äpfeln. Das Leinenlaken auf der Strohmatratze, auf der die beiden Alten schliefen, war sauber und frisch. Eine Flasche mit Apfelwein und zwei Becher standen auf einer Holzkiste neben dem Bett, und am rührendsten waren die beiden Äpfel, die sie für die beiden Liebenden aufs Kopfkissen gelegt hatten.
    Cosimo atmete langsam und tief aus. Dann zog er sich wieder ins Erdgeschoss zurück und stellte sich in die Nische der Feuerstelle, wo er wartete. Sein Körper war jetzt so ruhig und still, dass er kaum zu atmen brauchte. Seine Hand lag auf dem Messer in Form eines Degens, das er sich in seiner Scheide an den Oberschenkel gebunden hatte, und jeder seiner Sinne war in die Stille gerichtet, während er auf den Klang der ersten Hufschläge auf dem sandigen Pfad wartete.
    Meg hörte den Klopfer an der Haupttür kurz nach acht Uhr. Bei dem lauten, durchdringenden Pochen raste ihr Herz plötzlich. Sie ging hinaus auf den oberen Treppenabsatz. Cosimo war nicht da, um die Tür zu öffnen. Er hatte den Bediensteten gesagt, Madame Giverny habe ihm am Abend freigegeben. Und so ging der oberste Kammerdiener zur Tür.
    Meg horchte und stellte verblüfft fest, dass Alain Montaines Stimme von unten herauftönte. »Sagt Madame Giverny, dass General Bonapartes Adjutant sie zu sprechen wünscht.« In seinem Ton lag etwas beinah Beleidigendes, und Meg biss verärgert die Zähne zusammen, selbst wenn diese Worte nach Gefahr klangen.
    Ihr erster Gedanke war, dass Napoleon ihn mit einer Nachricht geschickt hatte, um ihr Rendezvous abzusagen. Doch der arrogante, dreiste Ton Montaines war nicht der eines Boten. Hatten sie irgendetwas herausgefunden? War Cosimo vielleicht schon in ihren Händen?
    Sie ging leise zurück in ihr Schlafzimmer, setzte sich an den Toilettentisch und betrachtete ihr Spiegelbild. Ein wenig Rouge, etwas Puder, und im weichen Licht der Kerzen würde ihr Blässe weniger auffallen. Sie schaute über die Schulter, als Estelle hereingestürmt kam.
    »Wer war da an der Tür, Estelle?« Meg stellte erstaunt fest, wie ruhig und distanziert sie war. Sie empfand keine Spur von Panik. Ihr Verstand arbeitete mit absoluter Klarheit. Sie würde Montaine mit hochmütiger Indignation begrüßen angesichts seines unzeremoniösen Eindringens an einem Abend, den sie in friedlicher Einsamkeit hatte verbringen wollen. Falls sie wirklich ihr Rendezvous mit Napoleon hätte einhalten wollen, wäre das schwerer auszuführen gewesen, aber unter den gegebenen Umständen würde sie lediglich die Wahrheit über ihre Pläne für den heutigen Abend sagen. Oder zumindest für den ersten Teil des heutigen Abends.
    »General Bonapartes Adjutant, Madame.« Die Zofe rang vor lauter Aufregung ihr Hände in der Schürze. »Er sagt, er wolle Euch sehen.«
    »Ach wirklich?« Meg klang ungläubig. Sie drehte sich mit gehobenen Augenbrauen um. »Ich bitte dich, Mädchen, ich kann nicht glauben, dass er so etwas macht!«
    »Doch, bestimmt, Madame. Er sagte, ich solle Euch sagen, dass er Euch sehen will.«
    »Tja, in diesem Falle muss er warten«, sagte Meg und wandte sich wieder dem Spiegel zu. »Ich bin noch nicht zum Abendessen angezogen. Lauf hinunter und sage Denis, er soll unseren Besucher in den Salon begleiten. Er kann ihm sagen, dass ich bald herunterkommen werde.«
    Estelle machte atemlos einen Knicks und
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