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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen
Autoren: Gina Meyer
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du, sie kommt?«
    Helenas beste Freundin Isy studierte in den USA. Zur Hochzeit wollte sie anreisen, aber ob sie nun schon eine ganze Woche vorher kommen konnte?
    »Sie muss dabei sein«, sagte Helena. »Unbedingt.«
    »Dann wären wir zu acht.«
    »Gut gerechnet.«
    »Wir brauchen coole Outfits.«
    »So was kann man bestimmt im Internet bestellen …«
    »Spinnst du? Nee, ich lass mir schon selber was einfallen.«
    »Genial«, jubelte Helena. »Du bist toll, Cara. Das wird einfach nur grandios, da bin ich mir sicher.«
    Caras Kopf begann zu rattern. Das Motto der Party wäre auf jeden Fall Hiphop, das war klar. Helena und ihre Freundinnen hatten jahrelang zusammen in der Hiphop-Gruppe ihrer Schule getanzt. Cara würde T-Shirts bestellen und sie mit ihrem Logo bedrucken lassen – und mit einem coolen Spruch.
    Sie nagte an ihrer Unterlippe. Mit einem coolen Spruch. Als ob das so einfach wäre. Sie war erbärmlich schlecht darin, sich witzige Sprüche auszudenken. Wenn sie bloß Helena hätte fragen können, die sprudelte nur so vor Ideen. Aber das kam natürlich nicht infrage, es sollte schließlich eine Überraschung sein.
    Bei den Spielideen würde sie einfach Helenas Freundinnen mit ins Boot holen. Jede von ihnen sollte sich eine Mutprobe ausdenken, die Helena absolvieren müsste. Schließlich kannten sie Helena am besten.
    Sie schrieb noch am selben Abend die Einladungen und verschickte sie per E-Mail. Und als sie am nächsten Abend von der Arbeit nach Hause kam, hatte sie fünf Antworten. Jacky, Ronja, Viola, May und Julia hatten sich gemeldet.
    »Yippie!«, schrieb Jacky. »Ich komme!!!«
    »Freu mich schon:))))!!!!«, erklärte Ronja, und Viola und May sagten ebenfalls zu. Und als Cara das Laptop gerade wieder ausschalten wollte, kam auch Isys Antwort. Obwohl sie ihren Flug nach Deutschland bereits reserviert hatte und nun noch einmal umbuchen musste, wollte sie unbedingt bei Helenas »Hen-Night« dabei sein.
    Hen-Night – das Wort hörte Cara zum ersten Mal, es gefiel ihr. Das war viel cooler als »Junggesellinnenabschied«. Und brachte sie auf eine Idee.
    Sie schnappte sich einen Stift und einen Notizblock und begann zu kritzeln. Zeichnete Entwürfe für T-Shirts und Kopfbedeckungen und schrieb Slogans darunter. Und ließ den Block wenige Minuten später zufrieden sinken.
    Hen-Night – das war einfach genial: Helena wäre die Hiphop-Hen. Und der Rest der Mädchen wären die Chicken. Passend zu den bedruckten T-Shirts würde Cara im Internet Flügel bestellen – weiß für Helena, gelb für die Freundinnen. Und Schnäbel aus Pappe. Sie würde einen Bauchladen aus Eierkartons basteln und Eierlikör besorgen und natürlich Überraschungseier. Ein Chinarestaurant in der Stadt verkaufte gebratene Hühnerfüße – vielleicht würde sie sich auch damit eindecken. Ein bisschen Grusel musste sein.
    »Wer sagt’s denn«, murmelte sie und lehnte sich zufrieden zurück. Sie würde Helena den weltbesten Junggesellinnenabschied organisieren. Eine Abschiedsparty, an die sie sich ihr Leben lang erinnern würde.
    Ihre große Schwester. Seit Cara zurückdenken konnte, war Helena der wichtigste Mensch in ihrem Leben. Ihre beste Freundin, ihr großes Vorbild. Ihre erste Erinnerung überhaupt war Helenas Einschulung: wie stolz Helena ihre selbst gebastelte Schultüte mit den Marienkäfern präsentiert hatte. Wie neidisch Cara auf die Süßigkeiten in der Tüte gewesen war. Und an die Tränen und das Geschrei hinterher, auch daran erinnerte sie sich noch, auch wenn sie das lieber vergessen hätte.
    Sie wusste noch, wie Helena mit der Lehrerin in der Klasse verschwunden war. Und Cara war mit ihren Eltern im Flur zurückgeblieben.
    Sie war drei Jahre alt gewesen. »Das bildest du dir nur ein«, sagte ihre Mutter immer, wenn Cara ihr von Helenas Einschulung erzählte. »Du hast nur das Gefühl, dass du dich daran erinnerst, weil wir so oft davon erzählt haben.«
    Aber das stimmte nicht. Wenn Cara die Augen schloss, dann sah sie die ganze Szenerie heute noch vor sich: Sie sah Helena mit einer rosa Schleife im Haar, sie sah ihr grün getupftes Top und den roten Faltenrock und die lustige Schultüte. Und dann die Tür, die sich vor Caras Nase schloss. In diesem Moment war ihr bewusst geworden, dass nun für Helena ein neues Leben anfing, aber für Cara ging alles weiter wie gehabt.
    Hinterher waren sie essen gegangen und nach dem Essen hatten ihre Eltern zu streiten begonnen. Worum es bei dem Streit gegangen war, wusste Cara
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