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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen
Autoren: Gina Meyer
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so. Und du guckst nur, dass du es nicht zu weit zur Arbeit hast.«
    »Bei dir ist es ja auch was anderes«, sagte Vitali. »Du hast doch Abitur. Warum studierst du nicht?«
    »Mein Abschluss war nicht so gut«, sagte Cara. »Und ich bin eher ein praktischer Typ.« Zwei Lügen. Sie hatte einen Schnitt von 1,6 und für die Ausbildung in der Gärtnerei hatte sie sich nur entschieden, weil sie wusste, dass sie ihren Vater damit auf die Palme brachte. Seine Tochter. Studierte nicht, sondern machte eine Ausbildung in einem Handwerksberuf.
    Ob sie es jemals zur Gesellenprüfung bringen würde, stand auf einem anderen Blatt. Falls sie es schaffte, wäre es Vitalis Verdienst.
    Am Anfang hatte es sie total genervt, dass er sie ständig beobachtete. Und ihre Fehler ausbügelte, bevor sie einer der anderen bemerkte. Inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt.
    Als sie nach Feierabend aus der Gärtnerei kamen, stand da ein roter Polo auf dem Parkplatz.
    »Deine Schwester holt dich ab«, stellte Vitali fest. Er klang enttäuscht. Weil er sie sonst nämlich immer noch zur Bushaltestelle brachte, bevor er nach Hause radelte.
    »Sag mal, hängst du jetzt immer mit diesem Russen zusammen?«, fragte Helena, nachdem sie eingestiegen war. »Immer wenn ich hier vorbeikomme, seh ich euch beide zusammen. Pass bloß auf, dass du ihn nicht zu sehr ermutigst. Sonst entführt er dich und bringt dich auf seine Datscha in Sibirien. Da kannst du dann von morgens bis abends Gurken schälen und Soljanka kochen. Oder wie das Zeug heißt.«
    »Spinnst du? Ich ermutige ihn überhaupt nicht«, entgegnete Cara empört. »Wir sind nur Kollegen.«
    »Das sieht er aber anders. Wie der dich vorhin angeschmachtet hat, als er sich von dir verabschiedet hat! Der steht ja wohl total auf dich«, spottete Helena und natürlich hatte sie damit recht. Natürlich war Vitali bis über beide Ohren in sie verliebt, das war auch Cara klar.
    »Na und? Ich steh aber nicht auf ihn.«
    »Ich weiß.« Helena hupte, weil ihr ein dicker Mercedes die Vorfahrt genommen hatte. »Du hast ja auch Stil. Außerdem hast du echt was Besseres verdient.«
    »Warum bist du heute überhaupt hier? Ich dachte, du wolltest erst am Wochenende kommen?«
    Helena wohnte seit drei Jahren in Münster, wo sie Englisch und Sport auf Lehramt studierte. Aber ihre Wochenenden und die Semesterferien verbrachte sie fast immer in Geldern. Am Anfang war sie wegen ihrer Freundinnen nach Hause gekommen – und wegen Cara natürlich. Aber seit letztem Sommer gab es einen neuen Grund für Helena, in ihre Heimatstadt zu fahren, sobald sich eine Gelegenheit dazu bot.
    »Tom und ich haben noch so viele Dinge zu besprechen. Die Hochzeit rückt doch immer näher.«
    Tom Schenker. Er unterrichtete Deutsch und Sport am Anne-Frank-Gymnasium, in der Schule, die sowohl Cara als auch Helena besucht hatten. Tom war Vertrauenslehrer und spielte Gitarre und American Football und sah darüber hinaus auch noch hinreißend aus. Und war seit vier Monaten mit Helena verlobt und in genau sieben Wochen wollten sie heiraten.
    »Außerdem wollte ich dich was fragen«, fuhr Helena fort. »Oder vielmehr: Ich wollt dich um was bitten. Eine Riesen-Mega-Bitte, um genau zu sein.«
    »Echt? Was denn?«
    »Mein Junggesellinnenabschied.«
    »Ja?«
    »Hast du Lust … kannst du dir vorstellen, das für mich zu organisieren?«
    »Was – ich? Eine Junggesellinnenparty? So in der Fußgängerzone mit Bauchladen und Spielchen und allem Drum und Dran? Ist das dein Ernst?«
    »Na klar ist das mein Ernst. Wir machen noch mal richtig einen drauf, bevor ich mich auf ewig binde. Das wird genial. Ist allerdings eine Menge Arbeit, das ist mir klar …«
    »Das ist das kleinste Problem.« Cara schluckte. »Aber ich hab doch überhaupt gar keine Erfahrung mit so was. Traust du mir das denn zu?«
    »Na klar«, sagte Helena noch einmal.
    »Okay.«
    »Supi!« Helena strahlte und machte vor lauter Freude versehentlich einen kleinen Schlenker auf den Bürgersteig. Eine Fußgängerin drohte ihr mit der Faust, aber das bemerkte sie nicht.
    »Wann willst du den Junggesellinnenabschied denn feiern?«
    »Am Wochenende vor der Hochzeit«, meinte Helena. »Das heißt konkret: in sechs Wochen.«
    »Okay«, meinte Cara langsam.
    »Ich bin dir nicht böse, wenn du Nein sagst.«
    »Quatsch. Ich mach das total gern für dich. Wen soll ich denn einladen?«
    »Na, meine Mädels eben. Isy, Jacky, May, Viola, Julia und Ronja. Und du bist natürlich auch dabei.«
    »Isy? Meinst
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