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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen
Autoren: Diane Cooper
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Neue ernstzunehmende Freunde würden sich hier nie einleben. Knickers würde Humphrey aufdringlich finden, Dennis und Ralph lächerlich, Hosanna merkwürdig und albern. Tränen blendeten mich. Sie würde mein lustiges, heruntergekommenes altes Pfarrhaus mit einer anonymen Einbauküche, Teppichböden und Bidets ausstaffieren. Sie würde meine beruhigenden Worte von den Wänden schrubben und eine ultramoderne Heizung einbauen, so perfekt, daß kein Kaninchen mehr in selbstbelüfteten Schränken rekonvaleszieren konnte, oder so unbarmherzig von Thermostaten geregelt, daß die Küche aufhörte, das Herz des Hauses zu sein, und eine Mischung von technischem Labor und automatisierter Werkbank würde.
    Da wußte ich, daß ich etwas unternehmen mußte. Zuviel Individualität und Charakter wird um des Komforts willen zerstört. Ob das gut oder schlecht ist, ist Ansichtssache. Ich war einfach dagegen. Ich durfte es nicht zulassen. Ich ging zum Telefon und wählte ihre Nummer, entschlossen, meiner Eingebung zu folgen, um mich vor endgültiger Verzweiflung zu bewahren.
    Das Gespräch verdoppelte wahrscheinlich meine Telefonrechnung und kostete mich das Haushaltsgeld für eine halbe Woche, aber wurde ich sonst nicht immer angerufen und war dies nicht die letzte Chance, mein Heim zurückzugewinnen? Selbst wenn es später wieder bedroht werden sollte, würde ich zumindest genug Zeit haben, um ein Wörtchen mitzureden.
    Als ich endlich auflegte, umarmte ich Treacle und Rosie, und Mattie gab ich einen Kuß zwischen die zotteligen Ohren. Sie grummelte ein wenig über die Gefühlsduselei, doch als sie sich wieder an den Ofen zurücksinken ließ, schmunzelte sie leise. Sie beobachteten mich alle voll Nachsicht. Es überraschte sie kein bißchen, daß ich den Glenfiddich herausholte.

* 17 *

    Ich saß da, hatte die Füße auf den Ofen gelegt und musterte den Offiziersmantel. Er hing schlaff an einem Haken, was sein Erstbesitzer sicher niemals geduldet hätte. Ich fragte mich mit einer Spur von Unbehagen, ob Jason das Goldene Vlies noch reizvoll gefunden hatte, als es endlich in seinem Schrank gelandet war, und ob der heilige Gral vielleicht nicht mehr ganz so heilig gewirkt hatte, als er schließlich auf dem Kaminsims stand und darauf wartete, geputzt zu werden.
    Hosannas und Posys Nachbarschaftströdel war glatt über die Bühne gegangen, und was für unglaubliche Okkasionen er geboten hatte, wenigstens für manche! Die Dame von Swallows Farm hatte mit schriller Stimme eine Glockenblume für ihren alten, glänzenden Plastikmantel verlangt, und die penible Betty hatte ihre Großzügigkeit bitter bereut und laut gegen den durchdringenden Gestank gummierter Regenmäntel und vielstrapazierter Winterstiefel protestiert, der sich alsbald im Pub festsetzte.
    Ich war natürlich hingegangen. Aber ich hatte nicht zusammen mit den anderen Schlange gestanden, sondern einen späten und eindrucksvollen Auftritt gehabt - in einem Offiziersmantel. Hosanna und Posy waren wie versteinert stehengeblieben und hatten mich angestarrt. Hosanna, die vor ihrer überquellenden Abteilung nutzloser, windsicherer und wasserabweisender Ungetüme stand, hatte sich dunkelrot verfärbt.
    Meinen großen Augenblick auskostend, ging ich zu ihr und sagte: «Humphrey hat ihn gehabt! Er hat schon vor langer Zeit zu mir gesagt, er habe etwas für mich, aber erst gestern gestand er, was es sei. Er hoffte, daß es noch rechtzeitig für den Trödel sei, aber eigentlich wollte er, daß ich ihn bei Sauwetter anziehe, wenn ich auf die Weide gehe, um die Pferde zu füttern. Er sagte, er halte nichts von dem alten Wintermantel, den ich immer anhabe, wenn ich mit den Hunden nach draußen gehe. Wir werden ihn natürlich teilen, Zanna. Ich schlage vor, jede kriegt ihn eine Woche. Wenn du willst, bring ich ihn Montag vorbei.»
    Hosanna sagte von oben herab: «Schon gut. Ich habe in meiner Kollektion hier einen echten Burberry für mich gefunden, fast neu. In einem anderen, den ich zurückbehalten habe, ist ein -Etikett. Ich denke, ich brauche den Offiziersmantel nicht mehr.»
    Das konnte mir natürlich nur recht sein. «Aber woher hat er ihn?» fragte sie, unfähig, ihre Neugier zu bezwingen. Das war auch meine erste Reaktion gewesen, als Humphrey den Mantel gebracht hatte.
    «Die alten Priddles haben ihn ihm geschenkt, als sie den Dorfladen aufgaben. Stell dir vor, all unsere Trödelfahrten waren umsonst, und der Schatz lag genau vor unserer Nase. Aber Ireen
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