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0279 - Der Herr der Unterwelt

0279 - Der Herr der Unterwelt

Titel: 0279 - Der Herr der Unterwelt
Autoren: Der Herr der Unterwelt
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Nicht alle Leute, die sich in der Kaschemme befanden, kannten den Mann. Aber jenen, die von ihm wußten, stockte der Atem, und sie verharrten bewegungslos.
    Der unheimliche Fremde blieb an der Theke stehen.
    Soft, der Wirt, duckte sich, zog den Kopf zwischen die Schultern, so daß aus seinem Doppelkinn ein dreifacher Wulst wurde, und zwang ein Lächeln in sein schwammiges Gesicht. Mit belegter Stimme sagte er: »Ich wußte gar nicht, daß du wieder in der Stadt bist.« Der Unheimliche antwortete mit tiefer, röchelnder Baßstimme: »Ich brauche einen Mann, der einen schnellen Wagen hat.«
    Soft brach der Schweiß aus. Seine fetten Wurstfinger trommelten auf der Thekenplatte.
    »Einen Mann mit einem schnellen Wagen? — Ich glaube nicht, daß ich dir ’nen Tip geben kann.«
    »Ich' will keinen Tip! Ich will eine Adresse!« knurrte der Mann. »Also?«
    Soft fuhr sich mit der Hand an die Kehle. Er wußte, daß niemand in Chikago mit dem Unheimlichen zusammen arbeiten wollte. Aber eine Antwort mußte er geben.
    »Ich kann mal mit Larry Sander sprechen«, sagte er hastig. »Vielleicht will Larry…«
    »Die Adresse! Ich spreche selbst mit ihm.«
    Soft verdrehte verzweifelt die Augen. »Polway Street 1042«, sagte er leise.
    An einem Tisch im Hintergrund der Kneipe saß ein etwa dreißigjähriger Mann, der sich Ted Chooseway nannte. Er hatte Karten in der Hand. Die Mitspieler der Pokerrunde glaubten, daß die vielen Dollar, die er gleichmütig an sie verlor, von einem Bankraub in New York herrührten.
    Chooseway hatte einen ganzen Monat darauf gewartet, den unheimlichen Mann hier anzutreffen.
    Er ist es, dachte er. Man hat mir gesagt, daß er verdammt gefährlich ist. Wenn er wirklich alles das verbrochen hat, was man ihm nachsagt, dann…
    Entschlossen trank er sein Glas aus und setzte es ab. Er wußte, daß sich die nächste Telefonzelle an der Straßenecke befand.
    »Genug für heute«, sagte er halblaut zu den schmierigen Gestalten an seinem Tisch. »Ihr habt mir fast alle Dollar abgenommen. Der Henker mag wissen, wie ihr das macht. Bis später also, Jungs. Meine Zeche könnt ihr übernehmen. Ihr bezahlt sie ja ohnehin von meinem Geld.«
    Seine Kumpane antworteten nicht. Sie starrten gebannt und verängstigt auf den Unheimlichen an der Theke, der der Pokerrunde den Rücken kehrte und sich mit dem Ellbogen auf die polierte Messingplatte stützte.
    Ted Chooseway stand auf und schob sich zwischen den Tischreihen durch. Er mußte an der Theke und damit an dem Unheimlichen vorbei. Es gab keinen anderen Weg zur Tür.
    Der Häßliche rührte sich nicht, aber als Chooseway zwei Schritte an ihm vorüber war, ertönte die röchelnde Baßstimme: »Wo willst du hin?«
    Chooseway blieb stehen und drehte sich langsam um.
    In den tiefliegenden schwarzen Augen des Fremden glomm ein gefährlicher Funke.
    »Nach Hause«, sagte Ted ruhig. »Was dagegen?«
    »Natürlich! Geh wieder an deinen Platz!«
    Chooseway zögerte sekundenlang. Dann machte er kehrt, als wolle er gehorchen. Alle Muskeln und Sehnen in ihm waren gespannt.
    In diesem Augenblick fuhr der Fremde blitzschnell herum, und aus der Drehung heraus schlug er zu.
    Seine Faust landete auf Chooseways linkem Ohr. Der Hieb war so wuchtig, daß der Getroffene zu Boden stürzte und zwei Stühle mit sich riß. Aber Chooseway war jung und kräftig. Er wollte hochschnellen. Seine Hand verschwand im Ausschnitt der Jacke.
    Doch der Unheimliche kam ihm zuvor.
    In seiner Rechten blitzte es auf.
    In dem niedrigen Raum dröhnte der Schuß wie ein Kanonenschlag.
    Die Kugel traf Chooseway in die linke Schulter und warf ihn zurück. Seine Hand, in der bereits die Pistole lag, fiel wie leblos herab. Die Waffe polterte auf den Boden.
    Das alles geschah in Sekundenschnelle. Im nächsten Augenblick bückte sich der Unheimliche und hob die Pistole seines Opfers auf. Er hielt sie am Lauf, betrachtete den Griff und starrte dann auf Chooseway, aus dessen Schulterwunde das Blut floß.
    Plötzlich ließ der Fremde die Pistole fallen, hob die Rechte, in der er eine schwere Colt Automatic hielt, und krümmte den Finger.
    Der Schuß zerriß die Stille.
    Chooseways Körper bäumte sich auf. Dann lag er still.
    Der Mörder verstaute seine Waffe unter dem Jackett, blickte wie unbeteiligt in die Runde und verließ langsam das Lokal. Niemand hielt ihn zurück. Niemand folgte ihm.
    Als er verschwunden war, kam der dicke Soft hinter der Theke hervor. Zögernd ging er zu dem reglosen Chooseway und beugte sich über
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