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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht
Autoren: Sandra Brown
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Mal sprechen hören würde, wollte sie nun seine liebliche Stimme zum Schweigen bringen, seinen Sprechgesang, der ihn verraten würde. » Sch, Solly, sch. Nein, Baby, nein.«
    Auf der Straße vor der Kirche hörten sie Rufe und Gelächter, das Knallen von Wagentüren, splitterndes Glas, schnelle Schritte. Laternenlicht flackerte zwischen den Bäumen.
    Jemand rief mit Singsang-Stimme: » Con-rad! Wo bist du?«
    » Komm sofort raus, wo immer du steckst.«
    » Lass uns ein paar Nigger verprügeln!«
    Solly begann plötzlich, zu heulen und sich aus Ellas Umarmung zu befreien. Seine Hände schlugen gegen seine Ohren wie die Flügel eines verletzten Vogels. Über seinen Kopf hinweg blickte Ella verzweifelt zu Mr Rainwater. Ihre Blicke verharrten ineinander, aber nur für wenige Sekunden.
    Dann tat Mr Rainwater etwas absolut Seltsames.
    Er tauchte die Hände in das Blut, das sich unter Conrads Kopf gesammelt hatte.
    Ella starrte ihn verblüfft an, während er sich langsam aufrichtete, den Stein in seinen Händen hielt und sich zu der herbeieilenden Gruppe von Männern drehte, die nun angeführt vom Sheriff persönlich um die Ecke der Kirche kamen.
    Obwohl sie noch mehrere Meter entfernt waren, blieb einer der Männer abrupt stehen. » Was zum Teufel? Conrad?«
    Einer nach dem anderen erkannte, warum ihr Gefährte stoppte. Sie starrten zu Ella, Solly und Mr Rainwater und versuchten zu verarbeiten, was ihr Verstand nicht begreifen wollte.
    Dann stürmte die Meute brüllend und fluchend geschlossen vorwärts. Zwei Mann stürzten sich auf Mr Rainwater und rissen ihn zu Boden, wo sie ihn mit ihren Fäusten traktierten.
    » Stop! Nicht!«, schrie Ella. » Lasst ihn in Ruhe!«
    Aber niemand hörte auf sie. Sie waren geifernd wie tollwütige Hunde, während sie darauf warteten, bei Mr Rainwater an die Reihe zu kommen.
    » Halt, halt!« Sheriff Anderson bahnte sich mit den Ellenbogen einen Weg durch die Männer und schob sie zur Seite, bis er den letzten Mann von Mr Rainwater weggezerrt hatte. Dann packte er den Verletzten unter den Armen und stellte ihn auf die Beine. Aber Mr Rainwater konnte nicht alleine stehen, sodass ihn zwei Männer stützen mussten, während der Sheriff ihm die blutigen Hände auf den Rücken drehte und ihm Handschellen anlegte. Mr Rainwaters Kopf war tief auf seine Brust gesenkt. Ein Blutfaden hing an seiner Unterlippe. Er schwankte.
    Ella, die endlich begriff, was geschah, stieß einen leisen, kläglichen Laut aus und krächzte: » Nein.«
    Der Sheriff wandte sich zu ihr. » Einer der Männer wird Sie und Ihren Jungen nach Hause bringen, Mrs Barron. Er wird so lange bei Ihnen bleiben, bis wir dieses Subjekt hinter Schloss und Riegel gebracht haben. Danach komme ich vorbei, um Sie zu befragen.«
    » Nein! Mr Rainwater hat nichts getan.«
    » Ella.«
    » Es war nicht–«
    » Ella.«
    Ihr Blick flackerte wild zu dem Mann, der ihren Namen wie kein anderer zuvor aussprach. Er hatte den Kopf gehoben und sah sie direkt an. Leise sagte er: » Tun Sie, was der Sheriff sagt. Es ist so, wie es sein soll.«
    Es dämmerte Ella nur langsam, was er vorhatte, während sie schwer atmend und mit trockenem Schluchzen dastand. Sie schüttelte heftig den Kopf. » Nein!«
    So verzweifelt sie war, so gefasst war er. » Es ist gut so.«
    Sie blickte auf Solly, der, nachdem sie ihn losgelassen hatte, wieder ruhig war und nicht mehr schrie, aber immer noch mit den Händen auf seine Ohren schlug und leise vor sich hin murmelte: » Gut gemacht, Solly.«
    Dann sah sie wieder zu dem Mann, der ihren Sohn berührt hatte, der ihn erreicht hatte, was keinem anderen gelungen war, nicht einmal ihr selbst.
    Sie betrachtete den Mann, der sie berührt hatte.
    Sein Anblick begann zu verschwimmen, als ihre Augen sich mit Tränen füllten. Wieder schüttelte sie den Kopf und sagte kläglich: » Nein, nein.«
    Seine Augen hatten nie ruhiger gewirkt. Und sicher nie liebevoller. Er nickte langsam. Seine Lippen bewegten sich, und Ella las das Wort, das sie formten. Doch.

Epilog
    » Er starb noch vor seiner Hinrichtung.«
    Das Paar hatte sich während der letzten Stunde nicht bewegt. Der Nachmittag wich allmählich der Abenddämmerung, aber die Zeit war unbemerkt verstrichen. Die Frau schniefte leise. Ihr Mann gab ihr ein Taschentuch. Sie bedankte sich und tupfte sich anmutig die Nase ab.
    » Dann ist das seine Taschenuhr?«, fragte sie. » Die von Mr Rainwater?«
    Der Antiquitätenhändler nickte. » Er hat Doktor Kincaid gebeten, das Datum
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