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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht
Autoren: Ruth Gogoll
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rumsitzen – das ist auch nichts für mich. Also wäre ich ganz froh, wenn ich etwas zu tun bekäme.«
    »Und da findest du nichts Besseres als einen alten Schrotthaufen anzustreichen?« Mars Mundwinkel zuckten.
    Tina wandte sich zu ihr. »Hast du denn etwas Besseres gefunden?«
    Mar nickte. »Da hast du recht. Es macht einfach Spaß, mit den Händen zu arbeiten, wenn man es sonst immer mit dem Kopf tun muß.«
    »Und ich arbeite momentan noch nicht einmal mit dem Kopf, mit gar nichts«, seufzte Tina. »Ich hätte mir früher nicht vorstellen können, wie anstrengend das ist.«
    Mar lachte. »Ja. Jeder träumt davon Urlaub zu machen, ein paar Wochen nicht arbeiten zu müssen, aber wenn das ganze Leben nur noch aus Urlaub besteht, wird das schon fast wieder richtig Arbeit.«
    »Es würde mir vielleicht nicht so viel ausmachen, wenn ich so gern einkaufen gehen würde wie einige meiner Kolleginnen früher«, sagte Tina. »Ich glaube, die hätten ihre Tage damit zubringen können. Es mangelte ihnen nur am Geld.«
    »Davon hast du ja jetzt genug.« Mar lächelte. »Aber du hast völlig recht. Selbst wenn ich sehr viel Geld hätte, würde ich wahrscheinlich nicht aufhören zu arbeiten. Das wäre mir auch zu langweilig.«
    »Hast du dir schon etwas für die Farben überlegt?« fragte Tina. »Für das Boot, meine ich.«
    »Och, ganz klassisch«, antwortete Mar. »Braun. Mit ein paar weißen Streifen vielleicht für das obere Deck.« Sie schaute Tina an. »Bitte nicht rosa.«
    Tina lachte. »Nein, das mag ich auch nicht. Jedenfalls nicht für Boote.«
    Mar grinste. »Erinnert mich schon wieder an einen Film. Mit einem U-Boot, das rosa angestrichen wurde, weil es keine andere Farbe gab. Und der smarte Cary Grant mußte sich als Kapitän damit abfinden.«
    »Den Film kenne ich nicht«, sagte Tina. »Muß vor meiner Zeit gewesen sein.«
    »O ja.« Mar lachte erneut. »Weit vor deiner und vor meiner Zeit. Ist Jahrzehnte her. Aber solche alten Filme kommen ja ab und zu im Fernsehen.«
    Es schien, als ob ihnen der Gesprächsstoff ausgegangen wäre, denn sie verstummten plötzlich beide, und keine nahm das Gespräch wieder auf.
    »Wo kann ich dich absetzen?« fragte Mar, als sie wieder in Köln waren.
    »Am Dom. Von da ist es nicht weit bis zu meiner Wohnung«, sagte Tina. »Ich schaue von meinem Schlafzimmerfenster direkt darauf.«
    »Wie exklusiv«, bemerkte Mar. Sie hielt an.
    »Na ja . . .« Tina zuckte die Schultern. Sie legte ihre Hand auf den Türgriff. »Danke«, sagte sie, »daß du mir dein Boot gezeigt hast.«
    »Gern geschehen.« Mar schaute sie an, machte aber keinen Versuch sie zum Abschied zu küssen.
    Tina stieg aus. »Laß es mich wissen, wenn du wieder mal am Boot bist«, sagte sie, während sie sich noch einmal herunterbeugte.
    »Ist gut.« Mar nickte.
    Tina zögerte kurz, dann schloß sie die Tür und drehte sich um.
    Mar schaute ihr hinterher, wie sie über die Domplatte davonging. Und jetzt wartet Vivi schon in ihrem Schlafzimmer auf sie, mit dem Blick auf den Dom, dachte sie.
    Sie ließ den Wagen an und fuhr davon.

32
    » E s ist eindeutig«, sagte Mar. »Erzähl mir nichts. Ich habe sie zusammen in der Schildergasse getroffen, sie standen ganz nah beieinander, waren einkaufen. Und Tinas Wohnung ist nur ein paar Schritte entfernt. Sie wohnen zusammen, kamen von da oder gingen da hin.«
    »Das alles entnimmst du daraus?« Gerlinde runzelte die Stirn. »Scheint mir ein bißchen viel Spekulation dabei.«
    »Ich neige nicht zu Spekulationen«, sagte Mar.
    »Normalerweise nicht.« Gerlinde nickte bestätigend. »Aber ich glaube, alles, was mit Tina zu tun hat, läuft bei dir nicht unter normal .«
    »Warum sonst sollte sie nach Köln gezogen sein?« fragte Mar achselzuckend. »Es hat ihr so gut am Starnberger See gefallen. Und sie könnte wohnen, wo sie wollte, jetzt, wo sie Geld hat. Aber was macht sie? Bleibt da in der Nähe, wo sie vorher war. Weil Vivi hier ist.«
    Gerlinde wiegte nachdenklich den Kopf. »Ist ein Argument«, gab sie zu.
    »Ich muß sie mir aus dem Kopf schlagen«, fuhr Mar fort. »Du hättest mal hören sollen, wie sie Vivi versichert hat, daß sie mich nicht mehr braucht. Sie wollte ganz entschieden, daß Vivi weiß, daß ich keine Gefahr für sie bin. Daß Tina kein Interesse an mir hat.«
    »Warum hast du sie dann überhaupt mit zu deinem Boot genommen?« fragte Gerlinde.
    » Du hast mir gesagt, ich soll sie anrufen«, verteidigte Mar sich.
    »Und warum hat sie deine Einladung
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