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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht
Autoren: Ruth Gogoll
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angenommen?« fragte Gerlinde weiter. »Wenn sie so gar kein Interesse an dir hat?«
    »Sie langweilt sich.« Mar atmete aus. »Sie hat nichts zu tun, seit sie nicht mehr arbeitet. Wahrscheinlich ist sie für jede Ablenkung dankbar.«
    »Egal welcher Art?« Gerlinde hob die Augenbrauen.
    »Ich weiß nicht, wie sie sonst ihre Zeit verbringt.« Mar biß die Zähne zusammen.
    »Mit Vivi, meinst du?«
    »Ja, verdammt!« Mar sprang auf und lief mit großen Schritten zum Fenster, sah hinaus. »Ich wette, sie hat schon auf sie gewartet, als wir von Bonn zurückkamen. Ein Schlafzimmer mit Blick auf den Dom . . . wer könnte da widerstehen?« Ihre Wangen zuckten heftig.
    »Was du eigentlich meinst, ist: ein Schlafzimmer mit Blick auf Tina, nicht wahr?« Gerlindes Mundwinkel hoben sich. »In dem du gern wärst.«
    »Das hat sich alles erledigt.« Mar setzte sich wieder. »Nachdem ich diese langen, roten Fingernägel gesehen habe. Vivi würde mir wahrscheinlich die Augen auskratzen. Am liebsten hätte sie das schon getan, als wir uns auf der Schildergasse getroffen haben.«
    »Aber ist nicht viel entscheidender, was Tina tun würde?« sagte Gerlinde.
    »Ich glaube, sie waren getrennt«, vermutete Mar. »Und jetzt sind sie wieder zusammen. Also habe ich als Lückenbüßerin ausgedient. Klingt das für dich etwa nicht logisch?«
    »Zumindest klingt es bekannt«, sagte Gerlinde, »das gebe ich zu. Leute, die sich nicht entscheiden können, gibt es viele.«
    »Sie hat sich ja entschieden«, sagte Mar. »Für Vivi. Warum sollte ich mich da also noch einmischen?«
    »Na ja . . .« Gerlinde hob die Hände. »Dann hat es wohl nicht sollen sein. Schade.«
    »Wer weiß«, sagte Mar, »wozu es gut ist. Ich bin nun mal nicht für feste Beziehungen geschaffen. Es wäre sowieso nichts geworden.«
    »Wenn du das so genau weißt«, sagte Gerlinde, »brauchst du dir ja keine Gedanken mehr darüber zu machen. Kuschel einfach mit deinen Akten. Ist bestimmt nett.«
    Mar starrte sie verärgert an. »Du tust so, als wäre das mein Fehler. Sie will nicht. Hast du das immer noch nicht verstanden?«
    »Doch, doch«, sagte Gerlinde. »Ich habe nur manchmal meine Zweifel, ob die Leute immer so genau wissen, was sie wollen. Oder nicht wollen.«

33
    » W ar das alles für heute?« fragte Frau Ritter, während sie Mar eine Mappe mit Briefen auf den Tisch legte. »Oder soll ich die Sache Meinhard noch fertigmachen?«
    »Nein, nein.« Mar schaute auf die Uhr an der Wand. »Es ist ja schon wieder viel zu spät. Ich beraube Sie Ihres verdienten Wochenendes. Freitags sollten Sie wirklich nicht so lange bleiben.«
    »Wenn ich es Freitag nicht erledige, erwartet mich die Arbeit am Montag«, sagte Frau Ritter, »und ich denke das ganze Wochenende daran, das ist auch nicht besonders entspannend.«
    »Sie machen mir ein ganz schlechtes Gewissen«, sagte Mar, während sie die Unterschriftenmappe durchging, jeden Brief überflog und ihn dann unterschrieb. Nach dem letzten klappte sie die Mappe zu und drückte sie Frau Ritter wieder in die Hand. »Nehmen Sie die Briefe dann mit zur Post?«
    »Selbstverständlich«, sagte Frau Ritter. »Das tue ich doch immer.«
    »Natürlich.« Mar lächelte. »Und jetzt machen Sie schnell, daß Sie hier rauskommen. Ihr Mann wartet sicher schon auf Sie.«
    »Der kann ruhig warten«, sagte Frau Ritter. »Wird ihn nicht umbringen. Und Sie? Machen Sie wieder die Nacht durch?«
    Mar betrachtete ihren überladenen Schreibtisch zweifelnd. »Ein bißchen was werde ich wohl noch tun müssen. Oder ich nehme mir die Akten mit nach Hause.«
    »Sie sind unverbesserlich.« Frau Ritter schüttelte den Kopf. »Wenn Sie meine Tochter wären . . .«
    »Bin ich aber nicht.« Mar lachte. »Nun gehen Sie schon. Oder möchten Sie die Telefonnummer meiner Mutter, damit Sie sich mit ihr über mich austauschen können?«
    Frau Ritters Mundwinkel bewegten sich nicht. »Ihre Mutter wird Sie wohl gut genug kennen, um nicht überrascht zu sein«, sagte sie. »Also hätte das wenig Sinn.«
    »Da haben Sie recht«, sagte Mar.
    Frau Ritter ging mit der Unterschriftenmappe hinaus, und Mar zog sich die nächste Akte heran.
    Eine Minute später steckte Frau Ritter noch einmal den Kopf herein. »Ich gehe dann«, sagte sie. »Schönes Wochenende.«
    »Schönes Wochenende.« Mar blickte kaum auf. »Gruß an Ihren Mann.« Sie sah nicht, wie Frau Ritter den Kopf schüttelte. Kurz darauf fiel die Bürotür ins Schloß.
    Eine Weile arbeitete Mar noch weiter, dann
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