Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht
Autoren: Ruth Gogoll
Vom Netzwerk:
Mar. »Jetzt bin ich schon wieder auf der Rückfahrt. Solche Freisprecheinrichtungen sind doch wirklich eine große Hilfe. Da kann man die Zeit im Auto nutzen.«
    »Ja, sehr hilfreich«, sagte Tina. Mar war schon wieder unterwegs. Irgendwie hatte sie gehofft, daß Mar noch in Köln war. Sie hätten gar kein Hotelzimmer gebraucht. In Tinas Wohnung wäre genug Platz gewesen. Sie war entschieden größer als ihre alte in Bonn.
    »Wenn du mal wieder in Bonn bist«, schlug Mar vor, »melde dich doch einfach bei mir. Für einen Kaffee habe ich immer Zeit.«
    »Ja, ich . . . nein, ich komme nicht mehr nach Bonn. Ich habe da nichts mehr zu tun.« Tina merkte, daß alles, was sie sagte, das Gegenteil von dem war, was sie sagen wollte .
    »Schade«, sagte Mar. »Aber ich komme ja öfter nach Köln. Ich habe mehrere Verhandlungen da in nächster Zeit. Dann könnte ich dich abholen, wenn du magst.« Sie lachte. »Ich bringe dich auch gern wieder zurück, wenn du gerade keinen Chauffeur hast.«
    Tina mußte ebenfalls lachen, wenn es auch etwas verkrampft klang. »Nein, ich habe gerade keinen«, sagte sie.
    »Hast du was dagegen?« fragte Mar. »Ich meine, daß ich dich abhole? Ich dachte nur, es wäre bequemer für dich. Weil du ja keinen Führerschein hast.«
    Du wolltest sie doch sehen. Also jetzt stell dich nicht so an! Tina gab sich einen Ruck. »Ja, das wäre wirklich bequemer«, sagte sie. »Wann ist denn deine nächste Verhandlung?«
    »In drei Tagen«, sagte Mar. »Zehn Uhr. Ich denke, es wird nicht lange dauern, es geht nur um eine Feststellungsklage. Um halb elf bin ich wahrscheinlich schon wieder draußen, dann könnte ich zu dir kommen.«
    »Nein, nicht . . .«, Tina schluckte, »zu mir. Das ist mit dem Auto ganz schlecht zu erreichen. Laß uns doch lieber am Gericht treffen. Wenn du mir genau sagst, wo du bist.«
    »Reichenspergerplatz«, sagte Mar. »Du weißt, wo das Gerichtsgebäude ist?«
    »Das große, alte?« fragte Tina.
    »Ja.« Mar wartete auf ihre Antwort.
    »Da kann ich sogar mit dem Bus hinfahren oder mit der U-Bahn«, überlegte Tina.
    »Richtig«, sagte Mar, »das ist ziemlich bequem zu erreichen. Du kannst aber auch ein Taxi nehmen.«
    »Das lohnt sich nicht«, sagte Tina.
    Mar lachte. »Wer war das noch mal, der da eine Stange Geld geerbt hatte? Du nicht, oder?«
    Tina mußte schmunzeln. Mar konnte ihre Laune mit einem einzigen Satz heben, das mußte man ihr lassen. »Ich schmeiße mein Geld nicht für Taxis raus, wenn es eine Haltestelle gibt«, sagte sie.
    »Gut«, sagte Mar. »Wenn du willst, kannst du in der Cafeteria des Gerichtsgebäudes auf mich warten. Oder ich rufe dich an, wenn ich fertig bin, und dann hole ich dich an der Haltestelle ab.«
    »Ich werde dasein«, sagte Tina. Sie unterbrach schnell die Verbindung, bevor Mar noch etwas sagen konnte.
    Das ist es also jetzt, dachte sie. Verabredung zum Sex. So groß ist der Unterschied zu Geneviève wirklich nicht.

31
    » A h, da bist du.« Lächelnd kam Mar auf Tina zu.
    »Ja. Ich sah dein Auto hier auf dem Parkplatz stehen, und da dachte ich mir, ich kann auch gleich hier warten.« Tinas Lächeln wirkte etwas unentschlossen. Selbst in der U-Bahn hatte sie noch darüber nachgedacht umzukehren. Aber dann war sie doch hier gelandet, vor dem großen, beindruckenden Gerichtsgebäude, das einem schon Angst einflößen konnte.
    Mar schien das aber ganz locker zu nehmen. Sie war es ja auch gewöhnt, hier ein und aus zu gehen. »Steig ein«, sagte sie, während sie ihren Aktenkoffer auf den Rücksitz legte. »Ich freue mich schon darauf, dir das zu zeigen, was ich dir zeigen möchte.«
    Was? dachte Tina. Das Kamasutra? Hast du eine neue Ausgabe gekauft? Aber sie wußte, daß sie ungerecht war. Schließlich hatte sie zugestimmt. »Du sagst mir aber nicht, was es ist?« fragte sie vorsichtig.
    »Du wirst dich wundern«, sagte Mar, setzte sich neben sie auf den Fahrersitz und grinste sie an. »Obwohl . . . vielleicht auch nicht. Aber wir werden sehen.«
    Sie legte den Gang ein und fuhr los, ohne Tina auch nur zu berühren, ohne einen Kuß zur Begrüßung.
    Jetzt ist alles klar, dachte Tina. Das Vorspiel ist gestrichen. Aber das kannte sie ja auch schon von Geneviève.
    »Warum tust du so geheimnisvoll?« fragte Tina auf der Autobahn, die sie schnell von Köln nach Bonn brachte. »Hast du dir einen Porsche gekauft, oder was?«
    »Erinnerst du dich an die Summe auf der Rechnung, die du bezahlt hast?« fragte Mar und schaute sie kurz an. »Kein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher