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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht
Autoren: Ruth Gogoll
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aufgesprungen, hatte sich schnell angezogen und den Gasthof verlassen.
    Sie war noch stundenlang am See spazierengegangen, hatte nachgedacht und versucht sich zu beruhigen und war endlich, spät in der Nacht, zum Haus zurückgekehrt.
    Erschöpft war sie in die Kissen gesunken, nachdem Afra ihr ihr Zimmer gezeigt hatte, und hatte doch keinen Schlaf finden können. Sie hatte geweint. Lange. Unaufhörlich. Bis die Erschöpfung dann zu groß geworden war und sie doch noch ein paar Stunden in alptraumgeschwängerte Tiefen versenkt hatte.
    Und dann hatte Mar auch noch diese SMS geschrieben. Ich danke dir für diesen wundervollen Nachmittag.
    Ja. Ja, natürlich. Sie hatte gelogen, als sie Mar erzählte, sie hätte die SMS nicht gesehen. Sie hatte sie gesehen. Und daraufhin schnell das Handy abgestellt, damit nicht noch mehr in dieser Art kommen konnte.
    Mar hatte ihr für den Sex gedankt – und erhoffte sich mehr davon. Das war alles. Sich einzubilden, es stecke mehr dahinter, war pure Illusion.
    Tina hatte versucht, gegen das Gefühl anzukämpfen. Solange sie keinen Kontakt zu Mar hatte, war es ihr so vorgekommen, als ob das alles gar nicht so schlimm wäre. Sie mußte sich ja auch erst an ihre Familie gewöhnen, an die neuen Umstände.
    Sicherlich, nachts allein im Bett überfiel sie die Sehnsucht, gaukelte ihr Bilder vor von Mars Gesicht, das über ihr schwebte, Empfindungen, Hände, die sie streichelten. Aber das würde vergehen. Das würde bestimmt vergehen.
    Und dann war Mar einfach gekommen, hatte plötzlich wieder vor ihr gestanden, und alles war wieder da. Tina hatte noch einen Augenblick zuvor von ihr geträumt, da im Pavillon am See, und zuerst hatte sie gedacht, Mar wäre diesem ihrem Traum entstiegen, hätte sich einfach materialisiert, weil Tina sie so sehr herbeiwünschte.
    Doch dann hatte sich herausgestellt, daß sie wirklich da war. Real. In Fleisch und Blut.
    Und natürlich wollte sie nur das Eine. Bevor Mar es von ihr verlangen konnte, hatte Tina es ihr angeboten. Wie zu Genevièves Zeiten . . .
    Aber es war trotzdem anders gewesen, denn ihre eigene Sehnsucht hatte sich anders angefühlt. Sie hatte gespürt, daß Mar ihr wesentlich mehr gab als Geneviève.
    Und dann hatte Mar auch noch so etwas Nettes gesagt. Genau wie im Gasthof hatte Tina auf einmal gespürt, daß Mar wirklich nett zu ihr sein wollte. Natürlich nur im Rahmen dessen, was sie gerade taten. Wer war nicht sanft gestimmt, wenn sie gerade Sex gehabt hatte?
    Jedoch obwohl Tina das wußte, hatte sie diese Nettigkeit nicht ertragen können. Es war einfach zuviel für sie gewesen. Die Tränen waren gekommen, und bevor es richtig peinlich werden konnte, sie Mar vielleicht auch noch um den Hals gefallen wäre, war sie weggelaufen.
    Und das war auch gut so gewesen. Sie seufzte tief auf. Lieber weglaufen als zurückgestoßen werden. Das hätte ja unweigerlich kommen müssen. Mar war netter als Geneviève, aber zum Schluß lief es doch auf dasselbe hinaus: keine Liebe, nur Sex.
    Ihr Handy meldete sich. Es war noch in ihrer Tasche, und sie überlegte kurz, ob sie tatsächlich aufstehen und es herausnehmen sollte, die Katze auf ihrem Schoß stören, da hörte es schon auf, und kurz darauf zeigte der helle Empfangston an, daß der Anrufer eine SMS hinterlassen hatte oder eine Nachricht auf der Mailbox.
    Es gab nicht viele Leute, die ihre Nummer hatten. Brauchte Geneviève so dringend Geld, daß sie sie jetzt sogar anrief? Möglich war alles. Sie wußte, daß Geneviève praktisch alles tat, um ihr Geschäft am Laufen zu halten. Es war ihr Leben. Nichts anderes rief solche Leidenschaft in ihr hervor wie Geldverdienen. Noch nicht einmal Sex.
    »Glaubst du, Mausi, ich sollte aufstehen?« Fragend blickte Tina ihre Katze an.
    Mausi hörte ihren Namen, und auch wenn sie es eigentlich beleidigend fand, eine Katze Mausi zu taufen, hob sie den Kopf.
    Tina streichelte das kleine, weiche Köpfchen. »Wir haben ja sonst nichts zu tun, oder?« Sie nahm die Katze auf, legte sie an ihre Schulter und ging zu ihrer Tasche hinüber.
    Eine Sprachnachricht. Sie drückte auf den Knopf, um die Mailbox abzufragen.
    Nach der Ansage begann die Nachricht. »Schade, daß ich dich nicht erreiche«, sagte Mar.
    Tina drückte hektisch auf den Knopf für Pause . Sie atmete auf einmal schwer. Mit Geneviève hatte sie gerechnet, mit Mar nicht. Sie holte mehrmals tief Luft, dann drückte sie erneut auf den Knopf, um den Rest der Nachricht zu hören.
    »Ich hoffe, ich belästige
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