Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht
Autoren: Ruth Gogoll
Vom Netzwerk:
dich nicht«, fuhr Mar fort, »aber da wir uns heute schon mal zufällig getroffen haben . . .« Sie lachte etwas. »Ich würde dich gern zu einem kleinen Ausflug einladen, wenn du Zeit hast . . . und wenn du magst. Ich habe da etwas, das ich dir zeigen möchte. Ich würde mich freuen, wenn du dich meldest.«
    Damit war die Nachricht beendet.
    Tina starrte auf das Telefon in ihrer Hand und sah, wie ihre Finger zitterten. »Das ist nicht gut, Mausi«, erklärte sie ihrer Katze, als ob die sie danach gefragt hätte. »Gar nicht gut.« Sie legte das Handy beiseite und ging zum Sofa zurück, setzte sich wieder.
    Warum nicht gleich so? Warum bist du überhaupt aufgestanden? Die Katze rollte sich nach einem strafenden Blick auf Tina wieder auf ihrem Schoß zusammen.
    Tina streichelte sie abwesend, ganz gleichmäßig und ohne abzusetzen. Mar wollte ihr etwas zeigen. Was? Ein neues Hotelzimmer? Tina atmete aus. Etwas Juristisches konnte es nicht mehr sein, das war alles abgeschlossen.
    Warum eigentlich nicht? dachte sie auf einmal. Sie ist zärtlich. Es war immer schön mit ihr.
    Ja. Sie legte den Kopf auf die Lehne der Couch zurück. Vielleicht mußte man sich bescheiden. Eine nette Frau, die ab und zu einmal zärtlich zu dir ist, ist schließlich besser als nichts, oder?
    Nein. Diesmal schüttelte sie den Kopf. Über sich selbst? Sie wußte es nicht. Nein, das wollte sie nicht mehr. Dann lieber gar nichts.
    Aber Mar . . . Mar wiedersehen? Nur einmal noch? Nicht so im Vorbeilaufen auf der Straße, sondern in Ruhe? Ihr Bild in sich aufnehmen und bei sich behalten? Wenigstens das?
    Du willst sie nicht nur sehen, du willst sie fühlen, ihre Haut auf deiner, ihre Lippen, ihre Hände . . .
    »Ja, mein Gott!« Tina stieß es laut hervor, während sie sich ruckartig aufrichtete.
    Mausi protestierte mit einem empörten »Miau!« und krallte sich in ihren Schenkel.
    Tina merkte es gar nicht. »Und wenn ich das will? Was ist schlimm daran?«
    Sie wußte, daß nichts daran schlimm war. Viele Menschen lebten so. Mar lebte so. Zufällige Begegnungen, sexuelle Abenteuer, keine tieferen Gefühle, keine Verpflichtungen. Bequem. Einfach. Zeitgemäß.
    Keine tieferen Gefühle . . . Dummerweise hatte Tina die aber. Sie konnte sie nicht einfach abschalten wie eine heiße Herdplatte, abkühlen lassen, bis man sie wieder berühren konnte.
    Berühren . . . Ja, sie wollte Mar berühren, von ihr berührt werden – und sie hätte ihr so gern gesagt, daß sie sie liebte. Aber das war sinnlos. Mars Antwort wäre nett, wie immer, sie würde nicht lachen, aber es wäre peinlich genug zu sehen, daß sie Tina eben nicht liebte.
    Tina schloß die Augen, sie fühlte Mausis weiches Fell an ihren Fingerspitzen, und es kribbelte, als wäre es Mars Haar, ihre Haut, die Wärme ihres Körpers, die auf Tina überging.
    In diesem Moment klingelte das Handy erneut. Diesmal sprang Tina auf, ohne auf die Katze zu achten, die zwar auf allen vier Füßen landete, danach aber einen vernichtenden Blick auf ihr Dienstpersonal, sprich Tina, warf. Unverschämtheit. Sie ging mit schwingenden Hüften zum Sessel hinüber, sprang hinauf und legte sich mit abgewandtem Kopf hinein. Das mußte sie ihrem Menschen erst einmal verzeihen.
    Tina hatte zwischenzeitlich das Handy gegriffen und drückte auf den Knopf. »Ja?«
    »Ah, jetzt erreiche ich dich ja doch. Ich wurde eben so schnell auf die Mailbox umgeleitet . . .« Mars Stimme klang ganz entspannt, nicht vorwurfsvoll, wie es Genevièves Stimme in so einem Fall gewesen wäre.
    »Tut mir leid«, sagte Tina. »Ich . . . saß gerade auf dem Sofa.«
    »Auf dem Sofa?« Mar schien verwundert. »Wie schnell bist du denn dahingekommen? Von Köln nach Bonn?«
    »Ich wohne nicht mehr in Bonn«, sagte Tina. »Ich wohne jetzt in Köln. Nicht weit von der Schildergasse , wo wir uns getroffen haben.«
    »Ach so«, sagte Mar. »Dann natürlich . . .« Sie schien zu überlegen. »Ich dachte, du wohnst noch in Bonn. Deshalb wollte ich dich einladen. Was ich dir zeigen will, ist nämlich in Bonn.«
    Gibt es keine Hotelzimmer in Köln? dachte Tina. »Ja, nein«, antwortete sie.
    »Was nein?« fragte Mar zurückhaltend. »Du lehnst die Einladung ab?«
    »Du warst wohl nicht lange bei deinem Mandanten, wenn du jetzt schon anrufst«, lenkte Tina ab.
    »Nein, ich mußte nur etwas abgeben und kurz mit ihm besprechen, ging ganz schnell. Aber ich brauchte seine Unterschrift. Und ich war ohnehin am Gericht in Köln«, sagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher