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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht
Autoren: Ruth Gogoll
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Porsche. Das ist nicht drin.«
    Aha, dachte Tina. Noch ein Indiz. Immer mehr deutete alles darauf hin, daß Mar ihr genau das zeigen wollte, was Tina schon vermutet hatte.
    In Bonn angekommen, bog Mar zum Rhein ab.
    Hmhm. Tina war sich sicher, daß es auf eine Wiederholung ihrer ersten Begegnung hinauslief. Sex im Wasser. Anscheinend hatte das Mar schwer beeindruckt.
    Sie schloß kurz die Augen. Sie wünschte sich, daß Mar sie berührte, und doch hatte sie Angst davor, daß es jetzt immer so sein würde. So unpersönlich, nur auf das Ziel bezogen.
    Mar hielt an. Sie schaute zu Tina herüber. »Wir sind da«, sagte sie.
    Tina sah den Fluß träge dahinfließen, wie er es immer getan hatte. Nichts hatte sich verändert. Nein, wirklich nicht, dachte sie.
    »Am liebsten würde ich dir die Augen verbinden«, sagte Mar, »aber das wäre vielleicht etwas übertrieben.« Sie lächelte.
    Wenn du willst, dachte Tina. Alles, was du willst. Was macht es schon aus?
    Aber Mar war bereits aus dem Wagen gesprungen und kam zur Beifahrerseite herüber, um Tina die Tür aufzuhalten.
    Tina stieg aus und schaute sich um. Hier war nichts. Oder fast nichts. Ein paar Boote dümpelten leise an einem notdürftig befestigten Ufersteg.
    »Das ist es.« Mar war schon vorausgegangen und zeigte auf eins der Boote, ein altes, ziemlich schrottreifes Hausboot. »Ich habe es billig bei einer Versteigerung bekommen«, erklärte sie. »Aber es ist noch viel zu tun.«
    »Sieht so aus.« Tina kam ihr nach und runzelte sehr skeptisch die Stirn.
    »Es war immer mein Traum, auf einem Hausboot zu leben«, sagte Mar. »Schon als Kind.« Sie betrat das Boot und streckte die Hand aus. »Komm an Bord, Matrose, ich heuere dich an.« Sie lachte.
    Tina zögerte kurz, dann gab sie ihr die Hand und setzte einen Fuß auf das Boot. In diesem Augenblick passierte sie ein langer Lastkahn, der mit rasanter Geschwindigkeit in der Mitte des Rheins stromabwärts fuhr, und erzeugte große Wellen, die die am Ufer verankerten Boote heftig ins Rollen brachten. Tina stolperte und landete in Mars Armen.
    Für einen Moment fühlte sie sich so wohl, daß sie einfach so bleiben wollte, aber dann machte sie sich los. »Entschuldige«, sagte sie verlegen.
    »Kein Problem.« Mar räusperte sich. »Komm, ich zeige dir alles. Auch wenn es eigentlich noch nicht viel zu sehen gibt.« Sie lachte wieder. »Ich verbringe meine Wochenenden hier draußen, wenn ich kann, aber meistens kann ich nicht, zu viel Arbeit.« Sie zuckte die Schultern. »Leider. So streiche ich nur ab und zu eine Planke. Zu mehr komme ich nicht.«
    »Hm, ich seh’s.« Tina betrachtete das Boot nun etwas genauer. »Übernachtest du hier auch?« Sie zeigte auf den Eingang zur Kajüte. Das war es doch sicher eigentlich gewesen, was Mar ihr zeigen wollte.
    »O nein.« Mar lachte sehr offen. »Du kannst dir das gern ansehen, aber übernachten kann man da noch lange nicht. Da ist nicht einmal eine Matratze.«
    Das wird hart, dachte Tina. »Kann ich reingehen?« fragte sie.
    »Ja sicher.« Mar hielt die Tür auf. »Schau es dir nur an. Es gibt einen Wasserkocher, mit dem mache ich mir manchmal Tee, aber das ist so ungefähr alles. Die meisten Frauen würden wahrscheinlich schreiend davonlaufen.« Sie schmunzelte.
    »Ich bin schlimmeres gewöhnt«, sagte Tina. »Im Urwald wäre ein Wasserkocher schon Luxus gewesen.«
    »Das vergesse ich immer«, nickte Mar und folgte Tina in die Kajüte. »Du siehst, das ist wirklich noch nicht benutzbar.«
    Tina drehte sich um und schaute sie an. Jetzt mußte doch irgend etwas passieren. Sie waren hier drin, die Tür war zu, das war das, was Mar hatte erreichen wollen. Und womit sich Tina durch die Annahme der Einladung einverstanden erklärt hatte.
    »Ja, hier drin kann man nicht viel machen.« Mar schlug die Hände zusammen. »Es sei denn, du willst einen Tee.« Sie blickte Tina fragend an.
    »Muß nicht sein«, sagte Tina.
    »Okay.« Mar drehte sich um und ging hinaus. »Dann war’s das.« Sie beugte sich zu Tina in die Kajüte zurück. »Willst du nicht kommen? Oder lachst du mich da drin jetzt heimlich aus, damit ich es nicht sehe?« Sie grinste.
    »Ich . . . nein.« Tina war irritiert. »Warum sollte ich dich auslachen?«
    »Na ja, so insgeheim habe ich das erwartet«, sagte Mar, während sie zurücktrat und Tina hinausließ. »Es ist schon ein bißchen lächerlich, die Idee, aus diesem Schrotthaufen ein bewohnbares Boot zu machen.«
    »Finde ich nicht.« Tina war immer noch
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