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In den finsteren Wäldern (German Edition)

In den finsteren Wäldern (German Edition)

Titel: In den finsteren Wäldern (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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Zündschlüssel.
    »Was ist?«
    »Vermutlich nichts. Wahrscheinlich die Mutter des Kerls.«
    »Was?«
    »Irgendjemand hat mich beobachtet, während ich da drin war. Hat mich ein wenig nervös gemacht. Er – sie ... was auch immer, die Person hat mich unentwegt durch einen Spalt in der Tür angestarrt.«
    »Dad!« Cordelia hörte sich verängstigt an.
    »Ich bin sicher, das hat überhaupt nichts zu bedeuten«, meinte Ruth.
    »Ja«, pflichtete Lander ihr bei. Er startete den Motor und fuhr langsam auf den dunklen Hof. Die Anwesenheit anderer, in der Nähe geparkter Autos beruhigte ihn. Er war froh, dass sich seine Familie nicht allein in diesem gotterbärmlichen Motel aufhielt.

Kapitel 3
    Während zwei Männer Neala von hinten festhielten, nahm die Kellnerin ihr das Portemonnaie ab und warf es auf die Theke. Ein Mädchen im Teenageralter schnappte es sich und begann, es zu durchwühlen.
    »Sie hat coole Schuhe«, fand ein sommersprossiger Junge neben dem Mädchen. »Lass mich die mal sehen.«
    »Sie werden dir nicht passen«, meinte das Mädchen.
    »Vielleicht doch. Und sie braucht sie ja nicht.«
    Die Kellnerin kniete sich hin und zog Neala ihre Laufschuhe aus. Neala versuchte nicht, die Frau davon abzuhalten. Als sie sich zuletzt gewehrt hatte, war ihr von einem der Männer der Arm nach hinten gebogen worden. Sherri, die sich anfangs heftig zur Wehr gesetzt hatte, war mehrmals in den Magen geschlagen worden. Neala hatte vor, sie nehmen zu lassen, was immer sie wollten, und das Beste zu hoffen.
    Die Kellnerin warf die Schuhe zu dem Jungen. Der fing sie auf und kletterte auf die Theke, um sie anzuprobieren.
    Als Nächstes kam Nealas Armbanduhr an die Reihe, gefolgt von ihrem Schulring von der Loyola Marymount. Die Kellnerin ließ beides in die Tasche ihrer Schürze fallen, wo die Uhr und der Ring zwischen den Münzen ihres Trinkgelds klimperten. Ihre rauen Hände zerrten am Kragen von Nealas alter Arbeitsbluse. Der oberste Knopf sprang davon ab und schlitterte über den Boden. Normalerweise trug Neala eine Halskette aus Gold. Sie war froh, sie für den Wanderausflug zu Hause gelassen zu haben.
    Die Frau wischte die Haare von Nealas Ohren zurück, brummte enttäuscht darüber, keine Ohrringe vorzufinden, und schlug sie.
    Dann trat sie zur Seite und wiederholte den Vorgang bei Sherri, nahm ihr das Portemonnaie, die Sandalen und ihre zwei Ringe ab. Sherri besaß keine Uhr, aber ihr Kruzifix hing an einer Goldkette um ihren Hals. Die Kellnerin öffnete behutsam den Verschluss und ließ die Kette ebenfalls in ihrer Schürzentasche verschwinden. Sherri schrie auf und wand sich in den Armen der beiden kräftigen Männer, als die Kellnerin ihr die Goldohrringe aus den Ohrläppchen riss.
    »War’s das?«, fragte einer der Männer, die Sherri festhielten.
    »Schätze schon«, antwortete die Kellnerin.
    Neala hörte ein metallisches Rasseln. Ihr linker Arm wurde nach unten gezerrt. Eine Handschelle berührte ihr Handgelenk und wurde mit einem kurzen, ratschenden Geräusch geschlossen. Die zweite Handschelle wurde Sherri angelegt.
    »Alles klar, Ladys, gehen wir.«
    Jemand stieß Sherri. Sie stolperte vorwärts. Die Kette spannte sich und zerrte an Nealas Handschelle. Die scharfkantigen Ränder gruben sich in Nealas Fleisch. Sie taumelte vorwärts und versuchte, dicht bei Sherri zu bleiben, damit es nicht noch einmal passierte.
    »Ich komme mit«, verkündete der sommersprossige Junge.
    »Perversling«, schalt ihn das Mädchen.
    Mit Nealas Schuhen an den Füßen sprang er von der Theke und rannte zur Hintertür des Lokals. Er hielt sie auf, als die Männer erst Sherri, dann Neala hinausführten.
    »Wohin bringt ihr uns?«, wollte Sherri wissen. Für Neala hörte sie sich bemerkenswert ruhig an.
    Die Männer antworteten nicht. Sie hatten von Anfang an kaum etwas gesagt. Alle vier verhielten sich still und ernst, als führten sie eine unangenehme Pflicht aus.
    Der Junge lief voraus. Am Heck eines alten Pritschenwagens versuchte er, die Klappe zu öffnen. Er mühte sich noch erfolglos damit ab, als einer der Männer bei ihm ankam und ihm half. Zusammen öffneten sie die Klappe. Sie fiel mit einem Scheppern herab, das in der Stille der Nacht laut widerhallte.
    Der Junge kletterte auf die Ladefläche, während der Mann zur Kabine ging. Als er einstieg, schoben die anderen Neala und Sherri auf das Heck des Fahrzeugs zu.
    »Das ist Entführung«, beschwerte sich Sherri in warnendem Tonfall.
    »Das ist das geringste deiner Probleme,
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