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In den finsteren Wäldern (German Edition)

In den finsteren Wäldern (German Edition)

Titel: In den finsteren Wäldern (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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die Zwiebeln auf ihren Terkburger und aß.
    Bald waren ihre Teller leer. Neala dachte daran, zum Auto zurückzukehren. Sie wollte es aber nicht.
    »Was hältst du von Nachtisch?«, fragte Sherri, als hätte auch sie es nicht eilig damit, zu gehen.
    »Gute Idee.«
    Dies war kein Zeitpunkt zum Kalorienzählen. Neala zerbrach sich darüber ohnehin selten den Kopf; sie hatte kein Problem damit, ihre schlanke Figur zu halten. Trotzdem fühlte sie sich bei fettigen Desserts immer schuldig. An diesem Abend allerdings war es die Schuldgefühle wert, die Rückkehr zum Auto hinauszuzögern.
    Beide bestellten einen Eisbecher mit Karamellsauce. Sie aßen langsam, stocherten in der Eiscreme, in dem dicken warmen Sirup, in der mit gehackten Nüssen bestreuten Schlagsahne.
    »Das Ding wird mir gute zwei Zentimeter auf die Hüften packen«, meinte Sherri. Sie war ein Handbreit größer als Neala und hatte breite Schultern, einen üppigen Busen und ausladende Hüften. Sherri war keineswegs dick, aber ein, zwei Zentimeter mehr an der Hüfte würden bei ihr nicht besonders auffallen. Neala beschloss, diese Beobachtung für sich zu behalten.
    »Das schuften wir diese Woche locker wieder runter«, sagte sie stattdessen.
    »Schon toll, wenn man seinen Urlaub mit Müh und Plag verbringt.«
    »Es wird dir gefallen.«
    »Klar doch. Es würde mir dann super gefallen, wenn Robert Redford zu unserem Lagerfeuer käme, ich ihn mit meinem Esprit und Charme glatt umhaue und er mich mitnimmt. Aber bei meinem Glück würde er sich in dich verknallen.«
    »Ich würde ihn mit dir teilen.«
    Als die Eisbecher leer waren, bestellten sie Kaffee.
    Danach müssen wir gehen , dachte Neala. Zurück zum Auto. Zurück auf die schmale, dunkle Straße durch die Wälder.
    Wir können nicht die ganze Nacht hierbleiben.
    Sie beobachtete, wie die Kellnerin die hölzerne Eingangstür schloss. Durch das Fenster sah sie, dass die Abenddämmerung angebrochen war. Der Schotter des Parkplatzes zeichnete sich als verschwommenes Grau ab. Auf der anderen Straßenseite blinkte das Schild des Sunshine Motor Inn in tristem Blau. Es zeigte an, dass Zimmer frei waren.
    Ihr Blick begegnete jenem Sherris.
    »Kommt nicht infrage«, sagte Sherri.
    »Ich weiß. Ich will auch nicht bleiben. Ich will nicht gehen und ich will nicht bleiben.«
    »Wir werden uns wesentlich besser fühlen, sobald wir einige Meilen hinter uns haben.«
    Neala nickte zustimmend.
    »Aber bevor wir irgendetwas tun, muss meine Wenigkeit mal aufs Klo.«
    Während sie weg war, trank Neala eine weitere Tasse Kaffee.
    Als Sherri zurückkam, ging Neala. Die Toilette, die sich im hinteren Bereich des Lokals befand, erwies sich als sauber und angenehm. Sollte sie auch sein , dachte Neala. Immerhin scheint das Lokal stinkreichen Leuten zu gehören.
    Sie kehrte zum Tisch zurück. Sherri hatte das Trinkgeld bereits hingelegt. Sie brachten die Rechnung zur Kasse. Diesmal war Neala mit dem Bezahlen an der Reihe.
    Für unterwegs kaufte sie noch zwei Packungen Minzbonbons.
    Die Kellnerin ließ Wechselgeld in ihre Hand rieseln. »Beehrt uns bald wieder«, sagte sie.
    Sherri griff nach dem Türknauf und versuchte, ihn zu drehen. Er rührte sich nicht. Sie versuchte es erneut. »He, Miss?«, rief sie zur Kellnerin.
    Die Köpfe aller Gäste an der Theke drehten sich ihnen zu.
    »He, Miss, die Tür klemmt.«
    Die Gäste starrten sie an. Ein paar der Jüngeren lächelten, die meisten jedoch schauten düster drein.
    »Die klemmt nicht, Schätzchen. Sie ist abgesperrt.«
    Neala spürte, wie blanke Angst ihre Eingeweide zusammenkrampfte.
    »Wie wär’s damit, sie auf zusperren?«, fragte Sherri.
    »Ich fürchte, das kann ich nicht tun.«
    »Ach ja? Und warum nicht?«
    »Weil ihr beide hierbleibt.«
    Mit einem breiten Grinsen wandte sich die Kellnerin den anderen Gästen zu – denselben Gästen, wie Neala plötzlich erkannte, die bereits an der Theke gesessen hatten, als Sherri und sie vor so langer Zeit angekommen waren.
    Schweigend kletterten vier der Männer von ihren Hockern.

Kapitel 2
    Lander Dills schaltete das Fernlicht aus, als sich um eine Kurve ein Wagen näherte. Als das Fahrzeug verschwunden war, schaltete er es wieder ein und verdoppelte so die Helligkeit der Straße und des Walds vor ihm.
    »Das ist der Urwald«, verkündete er. »Murmelnde Kiefern und Schierling.«
    »Das ist Dad, wenn er sein Evangeline -Programm abspult«, sagte Cordelia auf dem Rücksitz zur Erklärung für Ben. »Er hat regelmäßig dichterische
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