Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den finsteren Wäldern (German Edition)

In den finsteren Wäldern (German Edition)

Titel: In den finsteren Wäldern (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
anhand der Seiten selbst. Ich wertete sie aufgrund des Stils der Seitennummerierung und anderer Durchgängigkeitsmerkmale aus. Ich wollte keinen Entwurf lesen, bis sich für mich etwas herauskristallisiert hatte, das ich für das wahre Manuskript hielt.
    Und natürlich waren alle Entwürfe von In den finsteren Wäldern vollständig und in der richtigen Reihenfolge – bis auf die Fassung, die sich als das Original erwies und über drei verschiedene Orte verteilt war.
    Letztlich hatte ich zwei Seitenstapel. Einer bestand aus den ursprünglichen Kapiteln mit Lander Dills. (Diese wurden einmal gesammelt und bei einem Kleinverlag veröffentlicht.) Der andere Stapel enthielt das ursprüngliche Manuskript, in dem etliche Seiten fehlten. Die Lücken entsprachen genau den gelöschten Lander-Dills-Seiten. Die Kapitel und die Seitennummerierungen passten perfekt zueinander. Es war, als mische man zwei Hälften eines Kartenspiels. Alles fügte sich zusammen. Ich erklärte das Werk für vollbracht, las das Manuskript und begann es abzutippen. Wie ich vermutete, hielt es meiner Prüfung stand. Es zeigten sich weder Lücken in der Geschichte noch Fehler in der Durchgängigkeit oder Logik.
    Ein kleines Problem allerdings hatte ich: Ich konnte die Seiten 264 und 265 nicht finden. Ich hatte den gesamten Roman und die letzte Seite – nur die vorvorletzte und die vorletzte Seite fehlten.
    Handelte es sich lediglich um einen Fall fehlerhafter Seitennummerierung? Alles passte tadellos zusammen. Sollten diese beiden Seiten vielleicht bewusst leer bleiben? Offensichtlich war jedoch, dass diese Seiten den Abschluss der Geschichte von Lander Dills enthalten mussten . Es war das einzige ungelöste Problem. Ich sah in der Ausgabe des Kleinverlages mit den aus In den finsteren Wäldern gelöschten Szenen nach. Kein Glück. Auch darin fand sich kein Abschluss dieses Handlungsstrangs.
    Waren die Seiten für immer verloren? Hatte mein Vater deshalb gesagt, es sei unmöglich, die ursprüngliche Fassung wiederherzustellen?
    Ein letztes Mal setzte ich mich mit den Kartons voll Manuskripten hin. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, wenn ich nichts fände. Und ich wollte gar nicht erst daran denken, diese Aufgabe unvollendet lassen zu müssen. Dann stieß ich am Boden des Kartons mit dem handschriftlichen Entwurf auf eine mit Schreibmaschine getippte Seite. Es handelte sich um Seite 264, betitelt mit »Epilog«. In der ersten Zeile sang Lander ein beschwingtes Lied. Die Seite dahinter war Nummer 265 und brachte Landers Geschichte zu Ende.
    Ich war so erleichtert, dass ich erst lachte und dann ein wenig weinte. Es war vollbracht. Knapp 30 Jahre lang hatte ein Unrecht bestanden. Das Buch war vor meiner Geburt geschrieben worden, und ich war noch keine 6 Monate alt, als das Manuskript schließlich eingereicht wurde. Als die Sache den Bach runterging, war ich noch ein Baby, doch ich habe die Geschichte zu Lebzeiten meines Vaters viele Male gehört.
    Jedenfalls hoffe ich, dass mein Unterfangen keine gewaltige, aber vergebliche Liebesmühe war. Ich hoffe, die langjährigen Fans werden diese ursprüngliche Fassung genauso sehr (oder mehr!) genießen als jene, der sie zuvor ausgesetzt wurden. Und ich hoffe, sie wird den neueren Fans so sehr gefallen, dass sie nie neugierig genug werden, um nach der Warner-Ausgabe bei eBay zu suchen. Aber sollte ich dennoch versagt haben, so hätte es nie getan werden sollen, dann wäre das nur der nächste logische Schritt in der Saga dieses Buches.



Kapitel 1
    Neala O’Hare verlangsamte ihren MG, als die schmale Straße eine Kurve beschrieb. Die Abendsonne befand sich nicht mehr hinter ihr. Schatten der hohen Bäume verhüllten mit ihren dunklen Umhängen die Fahrbahn. Neala nahm ihre Sonnenbrille ab.
    Sherri, die neben ihr saß, sog plötzlich scharf die Luft ein.
    Neala sah es auch. Sie stieg auf die Bremse.
    Ihre Freundin stützte sich reflexartig mit einer Hand an der Windschutzscheibe ab, als der Wagen jäh zum Stehen kam.
    Vor ihnen schleppte sich mit kraftvollen, haarigen Armen ein beinloses Ding über die Straße.
    »Was um alles in der Welt ist das?«, murmelte Sherri.
    Neala schüttelte den Kopf.
    Dann wandte es sich ihnen zu.
    Nealas Hände umklammerten das Lenkrad. Verblüfft versuchte sie zu begreifen, was sie vor sich sah. Das Gesicht erinnerte nur entfernt an das eines Mannes.
    Die Kreatur änderte die Richtung und begann, sich auf den Wagen zuzuschleppen.
    »Weg hier!«, rief Sherri. »Schnell! Setz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher