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In den finsteren Wäldern (German Edition)

In den finsteren Wäldern (German Edition)

Titel: In den finsteren Wäldern (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
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die Hütte zu erreichen – während sich die Krulls im Wald befinden und sie mordlüstern dabei beobachten.
    Der Abschnitt, der ihren Marsch durch das schauerliche Labyrinth der Trophäen schildert, wobei die verwitterten Köpfe kaum mehr als Totenschädel mit im Wind flatternden Haarfetzen sind und die Protagonisten auf herabgefallene Köpfe treten, demonstriert Laymons herrlich grauenvolle Fantasie und ebenso seinen bizarren Sinn für Humor.
    Es sind solche Szenen, die sich ins Gedächtnis brennen und den Roman auf die Stufe eines schaurigen Kunstwerks heben.
    Zu Laymons zahlreichen Stärken als Schriftsteller gehört sein ausgeprägtes Gespür für visuelle Schilderungen: Sein Erzählstil ist lebendig und springt förmlich von den Seiten. Beim Lesen seiner Bücher grübelt man nicht über die Poesie seiner Prosa nach oder sinniert über langatmige Lamentos, sondern stellt sich seine Welt bildhaft vor. In dieser Hinsicht sind Laymons Bücher sehr filmnah. Sie konzentrieren sich auf die Handlung, statt das Thema oder die Figuren in den Vordergrund zu rücken.
    Ich habe den Eindruck, dass Laymon stark vom Kino beeinflusst war. Es heißt, Laymons Romane seien wie gedruckte B-Horrorfilme. Dem stimme ich bedingungslos zu. Allerdings sind sie keine B-Romane und darin liegt der Unterschied. Laymon gelang es, das düstere, gewaltschwangere, unberechenbare Wesen von Exploitation-Filmen aus den 1970ern und 1980ern einzufangen und daraus genauso gewaltschwangere, unberechenbare Romane zu machen – die jedoch zudem gut geschrieben sind. Durch bestechend einfache und trotzdem fesselnde Handlung, hohes Tempo, visuelles Flair und Dialoglastigkeit wird man beim Lesen eines Laymon-Romans unweigerlich an einen Film erinnert, und In den finsteren Wäldern zählt zu Laymons filmähnlichsten Büchern.
    Ich finde, eine der großen Ungerechtigkeiten des modernen Horrorkinos ist, dass es bislang noch keine filmische Umsetzung eines Romans von Richard Laymon gibt.
    Ich finde, die größte Ungerechtigkeit überhaupt ist, dass seine frühen Romane nicht bereits zu der Zeit verfilmt wurden, als sie ursprünglich erschienen. Jeder seiner Romane aus den 1980ern hätte sich perfekt für einen Horrorstreifen dieser Epoche geeignet – Filme, die man heute zweifellos als Kultklassiker betrachten würde. Man stelle sich Der Keller als düsteren Low-Budget-Film vor, gedreht um 1981 von einem Regisseur wie Tobe Hooper; Parasit unter der Regie von David Cronenberg 1987 oder Das Grab als blutiges, schwarzhumoriges Spätachtzigerwerk von Stuart Gordon. Und ein Filmemacher wie Wes Craven hätte im Anschluss an den brutalen, intensiven Low-Budget-Klassiker Hügel der blutigen Augen aus Laymons genauso brutalem und intensivem zweiten Roman einen harten Klassiker des Hinterwäldlerhorrors erschaffen können.
    Leider ist das nie geschehen.
    Und dennoch, In den finsteren Wäldern vermittelt durchgängig die trostlose, naturalistische Atmosphäre von Horrorfilmen aus den 1970ern und frühen 1980ern. Es ist der beste Low-Budget-Exploitation-Horrorstreifen, der nie gedreht wurde, und vereint in sich die unerbittliche Grimmigkeit von Das letzte Haus links und Ich spuck auf dein Grab ; das Backwood-Grauen von Hügel der blutigen Augen und The Texas Chainsaw Massacre – Blutgericht in Texas ; dazu den blutigen Spaß und den bizarren Humor von Muttertag und Hotel zur Hölle .
    Ich glaube, es ist kein Zufall, dass all die zuvor genannten Filme in Laymons Liste seiner 60 Lieblings-Horrorfilme in seiner Autobiografie A Writer’s Tale stehen, die zugleich ein Schriftstellerhandbuch darstellt. Es würde mich nicht überraschen, hätte Laymon einige dieser Filme im Hinterkopf gehabt, als er In den finsteren Wäldern schrieb. Vielleicht wollte er einen genauso brutalen, grimmigen und gnadenlosen Roman schaffen.
    Wenn dem so war, dann ist es ihm zweifelsfrei gelungen.
    So wie jene Low-Budget-Horrorfilme aus den 1970ern und frühen 1980ern (und wie jener andere berüchtigte Horrorroman aus dem Jahr 1981, Ketchums Beutezeit ) sprengt In den finsteren Wäldern die Grenzen von Gewalt und Sex und bietet Horror fernab seiner Wurzeln in der Schauerliteratur, indem ein sehr realistisches, beängstigend plausibles Szenario geschaffen wird, in dem es kein Licht am Rand jener finsteren Wälder gibt.
    Das wahre Monster in Laymons Roman ist keine untote Kreatur, die in einem fernen Schloss lebt, sondern der Nachbar von nebenan. Der Horror entsteht aus dem Alltag heraus in einer
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