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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod
Autoren: Diana H. Preston
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aber entschlossen bauten sie eine Holzhütte mit einem Dach aus Segeltuch und Seehundfellen, das sie mit Kohlensäcken beschwerten, und richteten meteorologische und erdmagnetische Observatorien ein.
    Zu einem sonnenlosen südlichen Winter mit bitterkalten Temperaturen und heftigen Stürmen verurteilt zu sein stellt das körperliche und geistige Durchhaltevermögen auf eine gewaltige Probe. Die Männer verfielen bald in Depressionen und gingen immer ungeduldiger miteinander um. »Die Stille dröhnt in den Ohren. Es sind Jahrhunderte von aufeinander gehäufter Einsamkeit«, schrieb Borchgrevink niedergeschlagen. 3 Nicht alle überlebten. Im Oktober war einer aus der Gruppe, der Naturforscher Nikolai Hanson, gestorben. Doch als das Licht wiederkehrte, brachen sie zu Schlittenexpeditionen auf, obwohl sie wegen der aus Bergen und Gletschern bestehenden Barriere rund um das Kap nicht weit vordringen konnten. Als die Southern Cross im Januar 1900 zurückkehrte, brachte sie die Gruppe weiter nach Süden, zu Ross Island und zum Ross-Schelfeis, und hier fuhr Borchgrevink mit dem Schlitten fast 20 Kilometer in Richtung Pol. Der Startschuss für den Wettlauf zum Südpol war gefallen.
    Alle diese Aktivitäten waren mit wachsender Sorge von Sir Clements Markham beobachtet worden, dem Mann, der in Scotts Leben und, wie manche sagen würden, auch bei seinem Tod, eine so beherrschende Rolle spielen sollte. Markham drängte leidenschaftlich darauf, eine britische Antarktisexpedition auf die Beine zu stellen, und hatte bereits präzise Vorstellungen. Einen Wettlauf zum Pol wollte er nicht. Und er glaubte auch nicht, dass dies der Wunsch der britischen Wissenschaftler sei. Er war vielmehr davon überzeugt, dass das Beste eine zuverlässige, kontinuierliche, mühsame und systematische Erforschung der ganzen südlichen Region sei und dass diese Forschungsarbeiten die Königlich Britische Marine ausführen sollte. Doch indirekt stand fest, dass die Briten, sollte es zu einem Gerangel um den Pol kommen, diesen als erste erreichen sollten.
    Markham wurde 1830 geboren, nur vier Tage nach der Gründung der Royal Geographical Society, die er später mit Befehlen, Schikanen und mit guten Worten zur Förderung seines Vorhabens bewegen sollte. Er wurde ein Marineoffizier, an dem ein Forscher verloren gegangen war. 1851 fuhr er als junger Midshipman auf einer Expedition mit, die nach Franklin suchte, und schloss eine schwärmerische Freundschaft mit Leopold McClintock, einem Pionier in jenen Schlittentechniken, die später von Scott angewandt werden sollten. McClintock war überzeugt, dass vor größeren Schlittenexkursionen Vorratslager eingerichtet werden sollten. Er glaubte auch fest daran, dass gesunde, gut trainierte Männer zuverlässigere Zugtiere seien als Hunde. Menschen waren seiner Meinung nach zum Ziehen der Fahrzeuge am besten geeignet.
    Der Expedition gelang es nicht, Franklins grausiges Schicksal aufzuklären. Dieses Rätsel sollte McClintock erst ein paar Jahre später lösen, als Markham bereits aus der Marine ausgeschieden war, um sich auf Forschungsarbeiten in Peru zu stürzen. Als sein Vater starb und ihn mittellos zurückließ, musste er seine Pläne ändern. Es gelang ihm, von einem langweiligen Bürojob im Finanzamt in jene Behörde überzuwechseln, aus der später das India Office werden sollte. Er setzte sich bei seinen Vorgesetzten dafür ein, den peruanischen Cinchonabaum, dessen Rinde Chinin enthält, nach Indien einzuführen. Schon bald befand er sich wieder auf Reisen, schmuggelte Sämlinge von Peru nach Indien, wo er sich am Aufbau einer erfolgreichen Chinin-Industrie beteiligte.
    Als nächstes wurde er als Geograph an die britische Militärexpedition, die den Kaiser von Abyssinien in Magdala besiegte, »ausgeliehen«. Er wurde auch zum Mitglied der Royal Geographic Society berufen. Diese war für einen Mann mit seinen Talenten und Interessen genau der richtige Tummelplatz. Die Vortragssäle der Gesellschaft waren gerammelt voll mit Leuten, die die neuesten Berichte der Reisenden hören wollten, und Markham wurde zu einer herausragenden Figur. Dem Bibliothekar der Gesellschaft zufolge »herrschte in den frühen 90er Jahren des 19. Jahrhunderts in der Königlichen Geographischen Gesellschaft ein überreiches Leben ... Sir Clements Markham ..., der wie ein kleiner Junge vor Begeisterung überschäumte, veranstaltete eine Reihe glänzender Abende, an denen er an die Großtaten Prinz Heinrichs des Seefahrers,
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