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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod
Autoren: Diana H. Preston
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Kolumbus’, Franklins und anderer erinnerte.« 4
    Besonders hinter seiner romantischen Schwärmerei für die Heldentaten der Seefahrer verbargen sich eiserne Entschlossenheit, Beharrlichkeit und Trotz. Viele fanden diese Kombination von Eigenschaften enervierend, aber sie halfen ihm, sein großes Ziel zu erreichen. Unmittelbar nach seiner Wahl zum Präsidenten der Gesellschaft 1893 gab er bekannt, dass die Entsendung einer Antarktisexpedition das wichtigste Ziel seiner Amtszeit sein werde, und er setzte einen Antarktisausschuss ein, dessen Vorsitz er natürlich selbst übernahm. Auf diesen Augenblick hatte er sich seit Jahren vorbereitet und war nun sehr darauf bedacht, keine Zeit zu verlieren. Eine Verzögerung würde nur ausländischen Rivalen die Möglichkeit eröffnen, Großbritannien den Ruhm zu stehlen.
    Rivalen vom Schlage eines Borchgrevink. Der Norweger wurde – wegen seiner Bescheidenheit oder wegen seines Taktgefühls – nicht richtig wahrgenommen, aber er hatte sich 1895 in London an den Internationalen Geographenkongress gewandt, voller Stolz auf die Leistungen seiner ersten Antarktisreise verwiesen und seine Absicht erklärt, eine weitere Expedition zu organisieren. Markham fühlte sich, als habe er ihm den Fehdehandschuh hingeworfen. Es war ein herber Schlag für ihn, als Sir George Newnes sich bereit erklärte, 1898 Borchgrevinks zweite Expedition zu finanzieren.
    Doch 1895 hatte der Geographenkongress einstimmig beschlossen, der Antarktisforschung höchste Priorität einzuräumen. Auf diese Weise ermutigt, bestürmte Markham das Finanzministerium und die Admiralität wegen der Finanzierung. Als er dort nicht zum Ziel kam, wandte er sich an seine eigene Gesellschaft und überredete sie, 5000 Pfund zu bewilligen und einen Appell an die Öffentlichkeit zu richten. Als geschickter Organisator hatte Markham schon einige Zeit zuvor bemerkt, dass es mehr als nur patriotischen Eifers bedurfte, um sich die Unterstützung zu sichern, die er benötigte. Er musste das wissenschaftliche Establishment auf seiner Seite haben, und dafür reichte die Royal Geographical Society nicht aus. Er brauchte das noch höhrere Gremium der Royal Society. Mit honigsüßen Worten beschwor er diese, dem Unternehmen ihren »großen Namen« zu leihen, wozu sie sich im Februar 1898 gnädig bereit erklärte.
    Obwohl Markham dies mit Genugtuung erfüllte, hatte er bis März 1899 erst 1 4 000 Pfund gesammelt. Er brauchte selbst einen Sir George Newnes, und er fand ihn. Die Rettung kam in Gestalt des reichen Geschäftsmannes Llewellyn Longstaff, der 2 5 000 Pfund bereitstellte. Markham war begeistert. Nun sagte auch das Finanzministerium 4 0 000 Pfund zu, falls von Privatleuten eine gleich hohe Summe beigesteuert werde. Markham hatte Erfolg und konnte jetzt seine Aufmerksamkeit der wichtigen Frage zuwenden, wer die Expedition leiten sollte. Markham hatte ganz bestimmte Vorstellungen. Trotz des Engagements der Royal Society stand für ihn fest, dass der Leiter kein Wissenschaftler sein sollte, sondern ein Offizier mit der Nüchternheit und Disziplin, wie sie nur eine Ausbildung bei der Marine vermitteln konnte. Obwohl der wissenschaftliche Fortschritt ein wichtiger Aspekt des Unternehmens war, war das, worauf es Markham wirklich ankam, die geographische Erforschung der Antarktis und die Chance für junge Marineoffiziere, sich dabei einen Namen zu machen.
    Denn der Expeditionsleiter musste jung sein. Markham glaubte fest, dass dies eine Aufgabe war, die physische Kraftreserven und Mut, aber auch die geistige Flexibilität der Jugend erfordere. Wer würde sich der Herausforderung als würdig erweisen? Er hatte sich immer zutiefst und vielleicht in unangemessener Weise für junge Marineoffiziere und -kadetten und ihre Karrieren interessiert und ihre Tauglichkeit unter dem Blickwinkel seines großen Projektes abgeschätzt. Kapitän Wilson Barker, Kommodore der Worcester , des Ausbildungsschiffes der Handelsmarine, untersagte es seinen jungen Leuten, Markhams Einladungen zu sich nach Hause anzunehmen. Was auch immer Markhams Beweggründe gewesen sein mögen, die er sich vielleicht nicht einmal selbst ganz ehrlich eingestand – er hatte sicherlich ausreichend Gelegenheit, die aufsteigenden Sterne der Marine zu begutachten. Markham berichtet in seinem nach Scotts Tod veröffentlichten Buch The Lands of Silence , wie er Scott auswählte. Sein Vetter Albert Markham war Kommodore des Ausbildungsgeschwaders der Königlich Britischen Marine, das
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