Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod
Autoren: Diana H. Preston
Vom Netzwerk:
Schönheit, aber auch als ein Ort von solch grauenhafter Einsamkeit und Melancholie beschrieben, dass ein Mensch dort durchaus dem Wahnsinn verfallen kann.
    Jahrhundertelang ist allein schon die Existenz Antarktikas bezweifelt und bestritten worden, obschon die Vorstellung von einem Erdteil im tiefen Süden uralt war. Schon Aristoteles glaubte, dass die Erde eine Kugel sei und dass es ein Gegengewicht zu den arktischen Gegenden geben müsse, aber die kirchliche Gelehrsamkeit des Mittelalters verwarf diesen Gedanken.
    Die Überquerung des Äquators durch Lopo Gonçalves im 15. Jahrhundert weckte Interesse an der Idee, im Süden gebe es ein reiches, üppiges Königreich. Eine Zeitlang – bis Bartolomeu Diaz das Kap umschiffte und 1487 in den Indischen Ozean nach Osten segelte, zehn Jahre später gefolgt von Vasco da Gama – glaubten manche, dass es sich bei den Küsten Südwestafrikas um die nördliche Spitze des großen Südkontinents handeln könnte. Als die Aufmerksamkeit sich nach Südamerika verlagerte, meinten viele, dass Antarktika sich unmittelbar daran anschließe, und andere, dass Feuerland die nördliche Spitze einer großen Landmasse im Süden bilde.
    Mit diesen Vorstellungen räumte Francis Drake auf, der mit seiner großen Umsegelung von 1577 bis 1580 bewies, dass sich an Südamerika kein südlicher Erdteil anschloss und dass »der Atlantische Ozean und die Südsee in einem weiten und freien Raum aufeinander treffen«. 1 Doch der Glaube an einen gemäßigten Südkontinent, der sich weit nach Norden erstreckte, hielt sich noch zwei weitere Jahrhunderte, trotz stichhaltiger Beweise des Gegenteils durch die Kaperfahrten von Männern wie Bartholomew Sharpe und William Dampier, die mit ihren Schiffen ungeniert über das hinwegsegelten, was, den Karten zufolge, trockene Landmasse hätte sein müssen.
    Die im 18. Jahrhundert wachsende Begeisterung für die koloniale Expansion hatte zur Folge, dass die Regierungen Forschungsreisen für strategisch zu wichtig hielten, um sie nur am Handel interessierten Abenteurern und anderen, die auf eigene Faust reisten, zu überlassen. Großbritannien, Frankreich und Russland entsandten Expeditionen. Für Großbritannien machte Kapitän James Cook den Anfang. Cook entschied sich für flachgehende Schiffe, die imstande waren, in Küstennähe zu segeln, und mit denen auch die ersten hydrographischen Messungen in Antarktika durchgeführt werden konnten. Die Wissenschaft entwickelte sich wie der Imperialismus zu einer mächtigen Antriebsfeder für die Forschung.
    Cooks Leistungen waren außerordentlich. Am 17. Januar 1773 überquerte sein kleines 460-Tonnen-Schiff, die Resolution , als erstes den südlichen Polarkreis. Cooks 1777 veröffentlichte Voyage towards the South Pole and around the World enthielt die ersten Beschreibungen der reichen und prächtigen Tierwelt der Antarktis, der großen Wale, der hoch in der Luft schwebenden Albatrosse und der anmutigen Sturmvögel. Cook drang in das große Packeis vor, das Antarktika umgibt, das sich zurückzieht und wieder ausbreitet, und überquerte im Lauf von zwei antarktischen Sommern den Polarkreis insgesamt dreimal. Bei der dritten Gelegenheit wurde Cook schließlich von dem unerbittlichen Packeis gebremst.
    Jetzt wirkten sich die Strapazen auf die Besatzung des Schiffes aus, und Cook trat mit großer Erleichterung die Rückreise an. Nachdem er diese feindliche Welt gestreift hatte, war er davon überzeugt, dass »sich dieses Eis bis zum Pol erstreckte« und dass kein Kontinent in diesem Ozean zu finden sei, sondern dass das, was so weit im Süden liegen müsse, wegen des Eises vollkommen unzugänglich sei. »Sollte irgend jemand die Entschlossenheit und die Stärke besitzen, diesen Punkt klären zu wollen, indem er doch noch weiter nach Süden vordringt als ich, so werde ich ihm den Ruhm seiner Entdeckung nicht neiden, sondern ich erlaube mir festzustellen, dass die Welt daraus keinen Nutzen ziehen wird.«
    Fast ein halbes Jahrhundert später sollte ihm jemand folgen. 1819 umsegelte William Smith das Kap Horn. Die Stürme, für die Kap Horn berüchtigt ist, trieben ihn zwischen Inseln mit schneebedeckten Bergen nach Süden. Er kehrte im darauf folgenden Jahr zurück, um diese Inseln für Großbritannien zu reklamieren, und nannte sie South Shetland Islands. Seine Berichte von großen Robbenkolonien machten Eindruck auf industrielle Finanziers, die seine erneute Rückkehr als Kapitän und als Lotse für Edward Bransfield
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher