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In den Armen des Sizilianers

In den Armen des Sizilianers

Titel: In den Armen des Sizilianers
Autoren: Sharon Kendrick
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zurückwill?, wiederholte sie insgeheim. Am liebsten würde sie hier bei ihm bleiben. Doch wie sollte sie es ertragen, an seiner Seite zu leben, ohne von ihm geliebt zu werden? Schließlich erinnerte sie sich an ihren Vorsatz, keine Gefühle und keine Schwäche zu zeigen, um ihren Stolz nicht zu verlieren, und stand auf. Dann durchquerte sie den Raum und schaute zum Fenster hinaus. Sie ließ den tränenverschleierten Blick über die wunderschöne Landschaft gleiten. „Okay, am besten fliege ich so schnell wie möglich zurück.“ Sie hoffte, dass eine rasche Trennung den Schmerz, den sie jetzt schon empfand, erträglicher machte als ein tage- oder wochenlanger Abschied. „Wenn du das willst“, fügte sie leise hinzu.
    Alle möglichen Emotionen durchfluteten ihn, die ihn bedrückten und verunsicherten. Sein Leben lang hatte er sich mit seinen Gefühlen nicht auseinandersetzen wollen. Nach dem Tod seiner Eltern hatte er gelernt, den Schmerz und die Verzweiflung tief in seinem Innern zu verbergen. Sekundenlang geriet er in Versuchung, sich für den leichteren, bequemeren Weg zu entscheiden und ihr zu sagen, sie solle sofort gehen. Er wollte sie auffordern, aus seinem Leben zu verschwinden und ihn in Frieden zu lassen, damit er den quälenden Schmerz und die beängstigenden Gefühle vergessen konnte.
    Als er jedoch sah, wie resigniert Emma die Schultern hängen ließ, schreckte er vor diesem Vorhaben zurück. Er spürte, dass sie versuchte, sich zu beherrschen und Haltung zu bewahren, auch wenn sie das leichte Zittern nicht ganz verbergen konnte. Plötzlich war für ihn etwas anderes viel wichtiger und stärker als der Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden. In ihm schien ein Feuer zu brennen, das zu einer lodernden Flamme wurde. Die Gefühle, die er so lange unterdrückt und verdrängt hatte, kamen mit aller Macht hoch.
    „Nein, das will ich doch gar nicht“, brachte er hervor. „Glaubst du wirklich, ich wünschte mir, dass du gehst, Emma?“
    „Ich weiß, dass du Gino nicht gehen lassen möchtest“, erwiderte sie vorsichtig, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen.
    „Dich auch nicht“, erwiderte er mit versagender Stimme. „Ich möchte, dass du hierbleibst.“
    Emma drehte sich um und sah ihn an, während sie sich an der Fensterbank festhalten musste vor lauter Angst, die Beine würden unter ihr nachgeben. Und das alles nur, weil sie ihn missverstanden hatte. Ihm ging es um seinen Sohn, nur deshalb sollte sie bleiben. „Du kannst Gino jederzeit besuchen, darauf kannst du dich verlassen“, versprach sie ihm.
    Jetzt gab es für Vincenzo kein Zurück mehr. Er wurde von seinen Gefühlen überwältigt und hatte nur noch den einen Wunsch, das auszusprechen, was er schon die ganze Zeit hätte wissen können. Mit wenigen großen Schritten war er bei ihr und nahm sie in die Arme. Wie eine willenlose Puppe ließ sie es geschehen und sah ihn mit großen Augen an, die jeden Glanz verloren hatten.
    „Es geht mir nicht nur um Gino, sondern um dich und mich. Es geht um meine Liebe zu dir, Emma. Ich liebe dich.“
    Tränen traten ihr in die Augen, und sie schüttelte den Kopf. Das konnte nicht wahr sein. Er machte sich über sie lustig, das war alles. „Nein …“
    „Doch“, unterbrach er sie. „Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich es mir erst jetzt eingestanden und so viel Zeit verloren habe. Aber ich liebe dich. Du hast schon längst mein Herz erobert, es gehört dir. Du hast mir einen Sohn geschenkt und bist die beste Mutter der Welt. Solange ich lebe, werde ich alles dafür tun, dich nie wieder zu verlieren.“ Er machte eine Pause, ehe er fortfuhr: „Kannst du mich auch lieben, Emma? Oder ist es dafür zu spät?“
    Das Schweigen, das nun folgte, schien, wie er fand, eine halbe Ewigkeit zu dauern, obwohl es in Wahrheit nur wenige Sekunden waren.
    „Nein, es ist ganz bestimmt nicht zu spät“, wisperte sie. „Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben, Vincenzo, obwohl ich es immer wieder versucht habe.“ Sie ließ den Tränen freien Lauf, während sie mit den Fingern seine Wangen berührte, als müsste sie sich vergewissern, dass alles nicht nur ein schöner Traum war. Es war schon lange her, dass Vincenzo sie so liebevoll angeschaut und solche Worte gesagt hatte.
    Doch es war kein Traum, sondern Wirklichkeit. Alles, was sie sich gewünscht hatte, ging endlich in Erfüllung. Seine Miene und sein Blick verrieten ihr, dass er sie liebte. Trotzdem zögerte sie noch einige Sekunden, ehe sie sich erlaubte, es
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