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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals
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…“
    „Sie werden bis zum Sommer bleiben? Sie müssen nicht zurück?“
    „Nein. Ich habe ein kleines Stipendium erhalten. Damit komme ich über die Runden.“ Sie legte den Kopf abschätzend schief. „Und nein, Sie werden mir nicht regelmäßig das Leben retten müssen. Ich bin zwar impulsiv, aber nicht dumm. Ich versichere Ihnen, dass ich Ihre Privatsphäre nicht mehr stören werde.“
    „Werden Sie nicht?“
    Sie beugte sich vor, kraulte Hollyhocks Ohren und verbarg so ihre Miene vor ihm. Iain sah zu, wie sie seinen Hund, seinen trotteligen Hund, mühelos dazu brachte, sich zu ihren Füßen hinzulegen. „Außer vielleicht, dass ich Ihren Erinnerungen ab und an ein wenig auf die Sprünge helfe.“
    „Meinen Erinnerungen?“
    Sie richtete sich wieder auf und schaute ihn an. „Nun ja, sicher. Sehen Sie, ich habe nämlich das Gefühl, dass Sie mehr über das wissen, was zwischen unseren Familien passiert ist, als Sie zugeben wollen.“
    „Und wie kommen Sie auf diese Idee?“
    Bevor sie antworten konnte, tönten feine Glockentöne durch das Haus. Das würde Dr. Sutherland sein, dennoch rührte Iain sich nicht. „Wieso denken Sie das?“, wiederholte er, als das Läuten verklungen war.
    „Sagen wir einfach, die Erfahrungen des letzten Jahres haben mir gezeigt – hat auch lange genug gedauert …“, sie zog eine Grimasse, „ob jemand aufrichtig zu mir ist oder nicht.“
    Das Läuten ertönte erneut, und noch immer rührte Iain sich nicht. „Aufrichtig?“
    „Nun, hundertprozentig offen. Das soll keine Beleidigung sein, es ist etwas ganz anderes als lügen. Ich behaupte nicht, dass Sie lügen, Iain.“
    „Was wollen Sie dann behaupten?“
    „Einfach nur, dass Sie beschlossen haben, mir nicht alles zu erzählen. Das ist übrigens die Reaktion, die ich von den meisten im Dorf erhalte. Sobald ich erwähne, dass ich eine MacFarlane bin, sehen sie in mir nicht länger die Touristin aus Amerika. Plötzlich bin ich etwas anderes für die Leute. Ich wüsste zu gerne, was.“
    „Es gibt Dinge, die sollte man besser ruhen lassen.“
    Mit einer hilflosen Geste spreizte sie die Finger. „So etwas ist mir unmöglich.“
    Die Glocken läuteten ein drittes und – wie Iain annahm – ein letztes Mal. Er stand auf. „Hier ist ein gut gemeinter Rat, Billie. Erforschen Sie unsere Märchen und Mythen nach Herzenslust. Aber halten Sie sich von Ihrer eigenen Familiengeschichte fern. Sie könnten Dinge herausfinden, die Sie gar nicht wissen wollen.“
    Sie sah ehrlich betrübt aus, als sie den Kopf schüttelte. „Das kann ich einfach nicht. Ich glaube nämlich daran, dass die alten Geschichten unserer Vorfahren unser heutiges Leben noch immer berühren. Und ich habe das sichere Gefühl, dass Sie und ich von dieser Geschichte berührt werden. Ich kann nicht sagen, wie und warum. Aber ich habe Ihr Gesicht gesehen, als Sie hörten, wer ich bin. Ich bin Wissenschaftlerin und zudem so etwas wie ein Spürhund aus Leidenschaft. Es gibt nichts Schöneres für mich, als Antworten zu finden.“

3. KAPITEL
    I ain hatte den Mann, der auf Fearnshaders Schwelle stand, noch nie gesehen. „Kann ich Ihnen helfen?“ „Eigentlich bin ich hier, um Ihnen zu helfen.“ Der Mann streckte die Hand aus. „Ich bin Alasdair Melville, Dr. Sutherlands neuer Kollege.“
    Iain schüttelte die dargebotene Hand mit einem kräftigen Händedruck. „Entschuldigen Sie. Ich hatte mit Dr. Sutherland gerechnet. Ich bin Iain Ross.“
    „Ich weiß.“
    Iain trat beiseite. Seinen ersten Eindruck des neuen Arztes hatte er bereits katalogisiert. Einige Jahre jünger als er selbst, groß und schlank, mit sandfarbenem Haar und einem freundlichen Lächeln würde Alasdair Melville aus keiner Menge herausstechen. An dem Mann war nichts Außergewöhnliches, aber bei dem Namen meldete sich irgendetwas in Iain.
    „Sie erinnern sich nicht an mich, oder?“, fragte Alasdair.
    „Tut mir leid, nein. Scheinbar sollte ich das, oder?“
    „Nein, nein. Es ist lange her. Man kann nicht verlangen, dass Sie sich erinnern. Aber ich kenne Sie noch.“
    Iain fragte sich, ob der Mann vielleicht einfach nur höflich Konversation betreiben wollte. „Lange her? Waren wir zusammen in der Schule?“
    „Nein. Ich bin John Melvilles Sohn. Er hat als Wildhüter für Ihren Vater gearbeitet.“
    John Melville. Ein düster dreinblickender großer Mann, der Schweigsamkeit zum Extrem getrieben hatte. Streng und kompromisslos, ein Schatten, der über die Ross-Ländereien wanderte, einen
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