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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals
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nickte.
    Billie nahm ihre Hand fort und trat zurück. Sobald Hollyhock sich erhob, drückte sie ihn erneut zu Boden. „Sitz!“
    Hollyhock legte den Kopf schief, die langen Ohren reichten bis auf seinen Hals hinunter. Aufmerksam betrachtete er Billie.
    „So ist’s gut. Ich mein’s ernst. Du hältst dich besser an die Regeln. Denn sonst …“ Sie drehte sich um und ging zu ihrem Stuhl zurück. Hollyhock rührte sich nicht. Sobald sie saß, schnippte sie mit den Fingern, und erst dann kam der Hund auf sie zu gerannt.
    Sie kraulte ausgiebig seine Ohren und küsste ihn auf die feuchte Nase. Schweigend wurde Iain Zeuge des Unfassbaren. „Weißt du, du bist gar nicht so hässlich. Wenn du erst einmal ausgewachsen bist, wirst du sie alle umwerfen. Aber hör zu, mein Freund. Ich weiß, es fällt dir schwer, zu tun, was man dir sagt, aber das musst du. Denn sonst dreht dich dieser Mann hier durch den Fleischwolf. Comprende ? Und jetzt … sitz!“ Sie schlug leicht mit der flachen Hand auf sein Hinterteil, und Hollyhock setzte sich gehorsam.
    „Wo haben Sie das gelernt?“
    „Was? Wie man ihm Manieren beibringt? Oh, ich bin mit Hunden aufgewachsen. Wir hatten immer Hunde, und zu viele, um sie wild herumlaufen zu lassen. Ich war mehr oder weniger für sie zuständig. Also habe ich gelernt, wie man ihnen Benehmen beibringt.“
    „So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich hatte einen privaten Hundetrainer für Hollyhock engagiert. Er ist keinen Schritt mit ihm weitergekommen.“
    „Dann versteht er nichts von Hunden.“
    „Wie viele Hunde hatten Sie?“
    „Ein paar Dutzend bestimmt. Über die Jahre, natürlich.“ Sie sah auf, während sie Hollyhock die Ohren kraulte. „Meinem Vater gehört ein Schrottplatz. Die Leute haben ihre Hunde immer entweder auf dem Schrottplatz oder der Gemeindemüllkippe ausgesetzt. Mein Vater hat ein Herz so groß wie ganz Florida, er kann kein Tier leiden sehen. Wenn auch nur die geringste Hoffnung bestand, hat er jeden Hund mit nach Hause gebracht, um dann ein neues Heim für ihn zu suchen. Natürlich sind mehr als die Hälfte direkt bei uns geblieben. Aber wir lebten auf dem Land, also hat sich nie jemand beschwert.“
    „Ein Schrottplatz?“
    „Ja. Ein Restehof. Ich sage lieber, dass Dad schon in Recycling gemacht hat, bevor überhaupt jemand auf die Idee gekommen ist. Er hat Dinge gesammelt und sie wieder verkauft. Es heißt doch, des einen Ramsch ist des anderen Schatz. Mein Vater hat sein Leben und sein Geschäft darauf aufgebaut.“
    Iain versuchte, sich ein solches Leben vorzustellen.
    Billie lehnte sich in den Stuhl zurück. „Für uns Kinder war es toll. Meine Brüder und ich hatten jedes Spielzeug, das man sich nur denken kann. Sie können sich kaum vorstellen, was die Leute alles wegwerfen.“
    „Nein, wahrscheinlich nicht.“
    „Langeweile kannten wir nicht. Da wir gerade von Langeweile sprechen … ich wette, ich langweile Sie.“
    „Sie, mich langweilen?“ Er lächelte schief. „Niemals.“
    „Erzählen Sie mir etwas von sich. Oder ist das zu persönlich? Ich taste mich noch immer vor. Dinge, die zu Hause völlig normal sind, werden hier als der Gipfel der Indiskretion angesehen.“
    „Und … zu Hause ist es völlig normal, jemanden nach seiner Lebensgeschichte zu fragen?“
    „Vermutlich nicht. Aber das hat mich noch nie aufgehalten. Ich möchte immer alles wissen.“
    „Was möchten Sie denn wissen?“
    „Nun, wer ist Iain Ross? Wieso leben Sie in diesem … diesem Haus? Womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt? Warum hat meine Familie Ihre Familie mit einem Fluch belegt? Solche Sachen eben.“
    Wer ist Iain Ross? Diese Frage war nicht zu beantworten, denn seit Jahren bemühte er sich, niemand Definierbares zu sein. Also gab er auch nur die vagste aller möglichen Antworten. „Ich wurde in diesem Haus geboren. Und meinen Lebensunterhalt bestreite ich, indem ich verwalte, was mir gehört. Was den Fluch betrifft, so ist der längst Geschichte und vergessen, nur, dass eben jeder weiß, dass es ihn gab. Details sind leider nicht mehr verfügbar.“
    Billie stieß einen leisen Pfiff aus. Prompt sprang Hollyhock auf. Nach einigen freundlich-bestimmten Befehlen setzte er sich wieder.
    „Na, wie viele Leute können wohl ihr Leben mit so knappen Worten beschreiben? An Ihnen ist also überhaupt nichts dran, Iain Ross.“
    Er konnte es nicht aufhalten. Er sah sie an und wünschte im gleichen Augenblick, er hätte es nicht getan. Ihre Augen strahlten warm, warm genug,
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