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In Den Armen Der Finsternis

Titel: In Den Armen Der Finsternis
Autoren: Marjorie M. Liu
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wirklich stark.«
    So stark, wie unsere Herzen es zulassen, hatte meine Mutter einmal gesagt. Grant nahm meine andere Hand und presste seine Lippen auf meine Handfläche, doch war dies mehr ein Segen als ein Kuss.
    »Wieder sind wir neu geschaffen«, murmelte Jack.
    Ich hörte Schritte vor der Schlafzimmertür. Zee tauchte unter die Decke ab, und Rohw und Aaz verschwanden ebenfalls. Byron erschien und blieb unmittelbar vor der Tür stehen. Das goldene Lampenlicht aus dem Wohnzimmer umarmte ihn.
So schlank und schweigend wirkte er mehr wie ein Geist aus Schatten als wie ein Junge. Aber seine Augen funkelten, als er mich ansah, nur mich. Als ich lächelte, bekam ich kein Lächeln zurück, sein Blick wirkte ernst und alt und unnachgiebig.
    »Du bist okay«, sagte er leise. »Da ist etwas«, fuhr er fort, »was du dir ansehen musst.«
    Mich zu bewegen war nicht so schwierig, wie ich gedacht hatte. Ich war nicht schwach, sondern nur müde. Grant zog mich an der Hand hoch, als ich unter der Decke hervorkroch. Ich trug eine Gymnastikhose und ein Tank-Top. Meine Arme waren blass und nackt, und meine rechte Hand funkelte. Ich nahm mir einen Augenblick Zeit, sie zu betrachten. Die Rüstung war erneut gewachsen. Eine dritte Quecksilberader schlängelte sich von dem Armband zu meinem Ringfinger, aber einzelne Tentakel schienen sich wie Wurzeln aufzufächern und endeten auf meinem Handrücken.
    Ich sah Jack und Grant an, die beide die Rüstung anstarrten. Keiner von ihnen sagte ein Wort, aber der alte Mann wirkte immerhin sehr nachdenklich. Ich ballte die Hand zu einer Faust.
    »Ach, was soll’s, zum Teufel!«, murmelte ich und stieg aus dem Bett.
    Im Wohnzimmer wartete eine Versammlung auf mich. Killy und Vater Lawrence saßen auf der Couch. Sie berührten sich zwar nicht, saßen aber sehr dicht zusammen und wirkten erschöpft. Rex lehnte an der Armlehne der Couch, in seinem menschlichen Körper. Seine rote Strickmütze saß schief auf seinem Kopf und seine Aura flackerte, als er mich anblickte. Doch bis auf ein kurzes, wissendes Nicken gab er nichts von sich und wandte sich gleich wieder dem Fernseher zu.
    Ich hatte nur wenig Zeit, die Erleichterung zu genießen, dass wir alle wieder zusammen waren, und dazu auch noch gesund
und munter. Die Abendnachrichten liefen im Fernsehen und zeigten ein körniges Video, das offenbar mit einer Handy-Kamera aufgenommen worden war. Man konnte kaum Details erkennen, aber das Bild wirkte so klar, dass man erkennen konnte, dass offenbar aus einem Fahrzeug gefilmt worden war. Die Leute in dem Wagen schrien, als sich ein hagerer Mann in Schwarz immer wieder auf das Auto stürzte, gegen die Tür und das Fenster trat, und dies mit so viel Wucht, dass das Glas Risse bekam. Sein Mund war voller Zähne und in seinen Augen stand der blanke Wahnsinn.
    Nach einigen Sekunden gab er jedoch auf und rannte weg, stumm und mit einer unglaublichen Geschwindigkeit.
    Atemlos starrte ich auf den Bildschirm, hörte aber kaum die Worte des Nachrichtensprechers, der etwas gequält lachte und die Kreatur einen Vampir nannte. Die Polizei meinte, sie suchte nach jemandem, der einen dummen Streich gespielt hatte. Dann lachte er wieder, und es war schnell klar, dass ihm dies unheimlich war.
    Ich lachte nicht. Denn das war kein Streich.
    Killy schloss die Augen. »Schalte auf einen anderen Sender.«
    Vater Lawrence schnappte sich die Fernbedienung und drückte auf die Knöpfe, bis er eine Wiederholung von Cheers fand. Norm saß an der Bar und Sam machte gerade einer Blondine schöne Augen. Es war eben irdisch, normal und ganz genau so, wie ich mir das Leben wünschte. Ich hatte das Gefühl, mein Gehirn wäre schmutzig, nachdem ich die Nachrichtensendung und all diese scharfen Zähne gesehen hatte.
    »Wir haben alle getötet, die wir gefunden haben«, erklärte Rex und warf mir einen harten, abschätzigen Blick zu. »Da ist keiner entkommen.«
    »Er hat vielleicht einige freigelassen. Und andere Kreaturen
auch. Einfach nur so.« Ich sah von Jack zu Grant. »Was ist mit denen, die im Eis eingeschlossen waren?«
    »Ich habe einige Telefonate erledigt«, warf Vater Lawrence ruhig ein. Sein rotes Auge brannte blutrot und grell. »Man wird sich um sie kümmern. Da Cribari tot ist, wird es keine Schwierigkeiten geben. Jedenfalls für eine Weile nicht.« Er sah von mir zu Jack hinüber und runzelte die Stirn. Seine Miene verriet ein solches Unbehagen, dass mir eine Gänsehaut über den Rücken lief.
    Killy drehte sich herum und
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