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In deinem Schatten

In deinem Schatten

Titel: In deinem Schatten
Autoren: Barbara Hambly
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etwas gesagt?”
    “Dass ich dir ausrichten soll, dass er dich liebt.” Diana lächelte und wischte sich mit einem Stück Küchenrolle den klebrigen Sirup der türkischen Nachspeise von den Fingern. “Er hat gesagt: ‘Sagen Sie ihr, dass ich sie liebe und mit ihr durch die Hölle gehen würde – was eigentlich genau das ist, was wir bereits getan haben.’ Ich kenne ihn zwar nicht besonders gut, aber er scheint ein ziemlich bemerkenswerter Mann zu sein.”
    “Ich kenne ihn auch nicht wirklich gut”, sagte Maddie. Baby kletterte auf ihren Schoß, setzte sich und begann, sich die Pfoten zu putzen. Das weiche, schwarz-weiße Fell und die vertraute Gegenwart des Tiers hatten etwas ungemein Tröstliches an sich. Maddie fragte sich, ob Sandy jemals seiner Katze als Geist erschienen war.
    Sie hätte es ihm nicht übel genommen.
    “Ich liebe ihn, und ich will mit ihm zusammen sein … aber wie kann man jemanden lieben, den man gar nicht richtig kennt?”
    “Natürlich kann man das. Du hast Sandy ja auch geliebt, obwohl es Seiten an ihm gab, von denen du nichts gewusst hast. Und er hat dich geliebt, und zwar so sehr, dass er aus dem Grab zurückgekehrt ist, um dir zu helfen. Er hat nicht mit dir gespielt und dich auch nicht belogen, als er dir gesagt hat, dass er dich liebt. Wir lieben einen Menschen je nach unserem Wissensstand über ihn auf unterschiedliche Weise. Da die Liebe sich verändert, müssen wir jeden Tag entscheiden, wie wir mit ihr umgehen”, sagte Diana. “Und heute, an
diesem
Tag”, fügte sie hinzu, “ist dein Philip vielleicht schon aus dem Krankenhaus entlassen. Die Ärzte meinten, er könnte heute Morgen nach Hause gehen, und jetzt haben wir schon Nachmittag.”
    “Ja, die Ärzte entlassen ihn”, sagte Maddie leise. “Doch da vom Glendower Building nicht viel übrig geblieben ist, glaube ich nicht, dass er ein Zuhause hat.”
    An diesem Abend tauchte Phil gemeinsam mit Tessa in Maddies Wohnung auf. Tessa war voller Ruß und erschöpft, doch wild entschlossen, sofort zu dem Vorbereitungskurs für das Vortanzen zu eilen, der in einer der anderen Ballettschulen stattfand. “Tja, alle anderen haben den ganzen Tag für das Vortanzen trainiert, während ich im Schutt nach Akten gewühlt habe”, sagte sie, trat schon wieder putzmunter und bereits in Strumpfhosen und Trikot aus dem Badezimmer und drehte sich ihr nasses Haar zu einem Dutt. “Ich möchte wissen, wen Mrs. Dayforth bestochen hat. Gott sei Dank hatte ich gestern Abend nicht meine neuen Ballettschuhe an, also sind nur die alten Schuhe im Feuer kaputtgegangen … Ich weiß, das klingt hartherzig – hat doch die arme Mrs. Dayforth nicht nur ein Paar Schuhe, sondern ihre ganze Tanzschule verloren. Sie war zwar wahnsinnig hoch versichert, aber immerhin sind auch all die alten Poster und viele Erinnerungen an ihre aktive Zeit als Tänzerin verbrannt … Bleibst du heute Nach hier?”
    Die Frage war an Phil gerichtet, der am Fuß von Maddies Bett saß und sich gerade über das Couscous und ein Kebab hermachte, als würde er gleich verhungern. Er zog den Kopf ein bisschen ein und sagte: “Ich habe mir eine Couch in Hobbs’ Wohnung in Queens organisiert.” Schon vorhin war Maddie das Hemd bekannt vorgekommen, das Phil trug … Es gehörte also dem männlichen Star-Ballettschüler des Dance Loft.
    Tessa guckte ein bisschen überrascht, und Maddie sagte schüchtern: “Du kannst gern hierbleiben.”
    Phil schob ein Stückchen Zwiebel mit dem Kebab-Spieß auf dem Teller herum. “Danke”, sagte er ohne aufzublicken. “Aber ich glaube, ihr zwei Hübschen habt schon ohne einen Logiergast genug um die Ohren.” Er sah Maddie von der Seite an und fügte hinzu: “Derzeit brauchst du deine Energie nicht dafür zu verschwenden, dich zu sorgen, ob ich mich wieder in das ‘Ding vom Dachboden’ verwandle.”
    Maddie lächelte. “Ich vertraue dir.”
    Sie sahen einander an. Phil sagte so leise, dass nur sie es hören konnte: “Ein großes Wort gelassen ausgesprochen. Danke, Maddie.”
    “Tja, wenn du von Hobbs und seinen schönen Mitbewohnern die Nase voll hast”, sagte Tessa und stopfte in Ermangelung einer Sporttasche ihre Schuhe und ein Handtuch in die Plastiktüte eines chinesischen Ladens, “bist du hier jederzeit willkommen. Du bekommst von uns sogar ein eigenes Schüsselchen. Wie im Märchen, oder?”
    Nachdem Tessa und Phil gemeinsam gegangen waren – Phil musste in eine Tanzschule in Brooklyn, die ihn als Ballettpianist für die
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