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In deinem Schatten

In deinem Schatten

Titel: In deinem Schatten
Autoren: Barbara Hambly
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gegen eine verschlossene Metalltür hämmerten. Hörte von fern die dumpfen Schreie, die wie das Heulen des Windes klangen, der über die lodernden Flammen hinwegfegte.
    Sie stürzten die Treppe hinunter und rannten so schnell sie konnten durch die brennenden Korridore bis zur nächsten Treppe. Unsichtbare Energien rissen an Maddies Seele, Energien, die in Panik und Todesangst brüllten und für immer und ewig in dieser finsteren Feuerhölle gefangen waren. Maddie ließ Tessas Hand nicht los und zerrte sie weiter in die Richtung, wo der brennende Bindfaden im Dunkeln leuchtete. Sie sah die Flamme des Fadens nach unten züngeln, sah ihn um die Ecke zur nächsten Treppe brennen. Sah, wie die Flammen aus den Wänden und aus dem Boden empor loderten wie gierige Hände, die versuchten, nach ihnen zu greifen. Rauch, Asche und heiße Luft wirbelten durch das Treppenhaus wie durch einen Kamin, und inmitten der Rauchschwaden sah sie ihn …
    Die dunkle, schattenhafte Gestalt, die ihr am Fuß der Treppe hasserfüllte Satzfetzen zugeflüstert hatte.
    Breitschultrig und mit zur Seite gestreckten Armen stand er vor ihnen auf der Treppe und versperrte ihnen den Weg. Seine Augen waren so rot wie die Augen der Ratten, die Maddie vorhin gesehen hatte. Sein ganzer Körper schien aus nichts anderem als Rauch und aus sich windenden Energien zu bestehen. Hinter ihm befand sich die Tür zur realen Welt, zum realen Glendower Building des 21. Jahrhunderts, und das schwache Licht der billigen Glühbirnen hinter ihm beleuchtete die Rauchschwaden seines Körpers.
    Maddie warf sich auf das grauenvolle Ungetüm aus Rauch und Hass und ließ die Taschenlampe wie einen Knüppel auf ihn niedersausen. Statt eines Aufpralls auf seinen Körper spürte sie nur einen brennenden Energiestoß, der sich wie ein elektrischer Schlag anfühlte. Seine Arme allerdings, mit denen er sie – wie Phil es getan hatte – packte und mit einer derartigen Wucht gegen die Wand schleuderte, dass sie keine Luft mehr bekam, waren nicht aus Rauch, sondern real und brutal. Er warf sich mit vollem Gewicht auf sie und vergrub seine Zähne in ihr, als wollte er sie zerfleischen.
    Dann riss Tessa sie von ihm weg, und Maddie hörte das Brüllen und Zischen der Energien, als Phil nun mit Brecheisen und Hammer auf den Geist einschlug. Phil schrie, seine Stimme überschlug sich vor Entsetzen und Schmerz, doch Glendowers Geist hatte sich aufgelöst. Im nächsten Moment nahm er in der brennenden Luft Gestalt an. Maddie und Tessa packten Phil, der ins Taumeln geraten war, und zerrten ihn hinunter in das Licht des sechsten Stocks.
    Ich kriege euch!,
brüllte Glendower
. Ich werde es euch zeigen … Niemand nimmt mir weg, was mir gehört!
    Phil stolperte und sackte auf dem alten Linoleumboden des Korridors im sechsten Stock in sich zusammen. Als Maddie sich zu ihm hinunter beugte, um ihn hochzuziehen, schrie Tessa: “Pass auf!” Maddie hob den Kopf und sah, wie die Glasscheiben in einer Bürotür zersplitterten, als hätte jemand mit unglaublicher Kraft dagegen getreten. Sofort schossen Rauch und Flammen aus den Löchern im Glas.
    Entsetzt drehte Maddie sich um. Das Feuer breitete sich über die dicken Tapetenschichten an den Wänden und über die Holzvertäfelung des Treppenhauses bis zu den Spukräumen oben aus. Inmitten der Flammen erschien Lucius Glendowers Geist, der mit den Fäusten drohte und unverständliche Flüche ausstieß, während das Feuer die Reste des Gebäudes, das einmal ihm gehört hatte, verschlang.
    Maddie zog Phil hoch und schob ihre Schulter unter einen seiner Arme. Tessa stützte ihn auf der anderen Seite. Er ruderte mit den Armen, was bedeutete, dass er bei Bewusstsein war. Doch Maddie merkte, dass er mit seinem ganzen Gewicht auf ihr und Tessa hing. Hatte er eine Rauchvergiftung? Hatte er einen Schock davongetragen, als er sich durch die schwarzen Energien von Glendowers Geist hindurchgekämpft hatte? Der Rauch machte es fast unmöglich zu atmen, und sie rang keuchend nach Luft. Irgendwie schaffte sie es dennoch, sich mit Phil und Tessa weiter durch die verschlungenen Korridore in Richtung des großen Treppenhauses zu schleppen. Durch den Rauch konnte sie den Bindfaden in der Dunkelheit kaum erkennen. Nur dort, wo die Flammen die Wände entlangzüngelten, sah sie die helle Linie.
    Ich werde es euch zeigen!,
brüllte Glendowers Geist hinter ihnen
. Ich erwische euch!
    Tessa rang nach Luft und hustete. Als nun auch sie zusammensackte, riss es Maddie beinahe zu
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