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In deinem Schatten

In deinem Schatten

Titel: In deinem Schatten
Autoren: Barbara Hambly
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benommen an. “Bring mich hier weg”, flüsterte sie mit erstickter Stimme. “Er sagt, er bringt mich um. Er sagt, er lässt mich hier nicht mehr weg … nie mehr.”
    “Alles wird gut, Süße.” Phil hockte sich neben sie und hob sie hoch. “Kannst du gehen?”
    Tessa nicke und setzte ihre Füße auf den Boden ohne Phil loszulassen. Im Schein der Taschenlampe wirkten die Augenbrauen in seinem aschfahlen Gesicht fast schwarz. Maddie fragte sich, ob Glendowers kalter, gieriger Geist auch jetzt noch an Phils Verstand zerrte und ihn in Besitz nehmen wollte. Sie ließ den Lichtkegel der Taschenlampe durch den Raum gleiten, doch das Licht war zu schwach, um die Dunkelheit zu durchdringen. Im Gegensatz zu dem ohrenbetäubenden Hämmern der Maschinen unten war es hier ganz ruhig. Doch die Stille schien jede ihrer Bewegungen zu beobachten.
    In ihrem Kopf hörte sie wieder den grauenvollen Klang der gestammelten Satzfetzen
. Es gehört alles mir … mir! Kommt nur rein und versucht, mir vorzuschreiben, was ich tun darf und was nicht … Euch werde ich es zeigen. Euch werde ich schon erwischen. Kleine Flittchen … nur für Eines zu gebrauchen …
    Nur zur Befriedigung deiner Lust zu gebrauchen, dachte Maddie.
Damit die Gier deiner untoten Seele Nahrung bekommt.
Sie sagte: “Wir sollten zusehen, dass wir hier wegkommen.” Die Stimme in ihrem Kopf wurde lauter. Kam näher.
    Neben dem Geruch nach Maschinenöl, Ratten und Baumwollstaub und dem Gestank nach Tabak und Aftershave roch sie plötzlich noch etwas anderes: Rauch.
    Phil und Maddie nahmen Tessa in die Mitte, um sie zu stützen. Und während sie so schnell sie konnten zur Tür liefen, wurde Maddie plötzlich klar, was nun passieren würde …
    Die eiserne Tür fiel donnernd ins Schloss.
    Weit weg hörte sie eine junge Frau “Feuer!” kreischen.

7. KAPITEL
    Phil stemmte sich fluchend mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür. Das dumpfe, metallische Geräusch, mit dem die Tür zugefallen war, verwandelte sich in obszönes Lachen. “Hier, das Nageleisen”, sagte Maddie. Sie fühlte sich merkwürdig ruhig. “Die Türangeln.” Sie holte den Hammer aus ihrer Tasche und gab ihn Phil. Dann nahm sie Tessa an der Hand und trat einen Schritt zurück.
    “Ich kann nur hoffen, dass die physikalischen Gesetze hier gelten.” Phil ließ den Hammer auf das Nageleisen niedersausen. Das Geräusch hörte sich im Dunkeln wie Kanonendonner an. “Falls dieser Türstock aus einem anderen Material als Holz ist, dann …”
    “Maddie!”, schrie Tessa. Unter den Tischen in der Mitte des Raumes züngelten Flammen, und alles war in rotes Licht getaucht.
    Die Geschwindigkeit, mit der sich das Feuer ausbreitete, war unglaublich. Das Öl, die Lumpen … alles brannte. Die Flammen krochen blitzschnell die Planken des Holzbodens entlang und an den Wänden hoch. Die enorme Hitze trieb Tessa und Maddie zurück zur Tür, deren Angeln Phil unermüdlich mit dem Nageleisen bearbeitete, wie ein dunkelhaariger, verzweifelt kämpfender Donnergott Thor. Obwohl Maddie auf dem Dachboden niemanden sonst sehen konnte, hörte sie die jungen Frauen. Hörte
sie Fuego! Feuer!
schreien
. Lieber Gott im Himmel, hilf uns …
    Teile des Türstocks zersplitterten. Maddie und Tessa warfen sich gegen die Tür und spürten, wie sie ein wenig nachgab. “Helft uns!”, schrie Maddie wieder. Sie wusste nicht, ob die verzweifelten Energien in dem brennenden Raum reagierten – reagieren konnten –, doch als sie und Tessa sich noch einmal gegen die Metalltür stemmten, wurden die Angeln so weit aus dem Türstock gerissen, dass ein kleiner Spalt entstand.
    Phil versuchte als Erster, sich durch den Spalt zu quetschen. Er fluchte. Einen Augenblick lang dachte Maddie, dass die aufgebrochene Tür wieder zufallen und Phil erdrücken und zermalmen würde wie ein riesiges Maul. Er stemmte sich mit dem Rücken gegen den Türstock und drückte den Spalt weiter auf. “Schafft ihr beide es, hier durchzukommen?” Als sie sich zusammen mit Tessa durch den Spalt quetschte, hörte Maddie wieder Glendowers Brüllen – diesmal allerdings war die Stimme nicht in ihrem Kopf, sondern kam aus der dunklen Hitze, die sie alle umgab.
    Der Bindfaden, der im Treppenhaus gespannt war, glühte bereits und leuchtete wie eine dünne, rote Linie inmitten der schwarzen Rauchschwaden. Maddie hatte Ruß in den Augen, und ihre Lungen schmerzten beim Atmen. Von irgendwo hörte sie das Geräusch, das Phil ihr beschrieben hatte. Hörte, wie Fäuste
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