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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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eine Gegenleistung dafür zu erwarten.«
    Sein Gesicht kam immer näher, bis sie seine Stoppeln am Mund spürte, als sie weitersprach. Sie rieb sich das Kinn und schluckte. »Es gibt keine andere Bezeichnung dafür«, flüsterte sie. Doch selbst wenn sie gewollt hätte, wäre es unmöglich gewesen, noch etwas zu sagen, denn er küsste sie bereits. Ihre Hände wanderten zu seinem Haar hinauf, zu den dichten roten Wellen. Sie hielt seinen Kopf umfasst, während sich seine Hände um ihre Hüften legten und sie an sich zogen. Genau wie in einem dieser Schnulzenromane, dachte sie, wenn die Heldin das Verlangen ihres Geliebten an ihrem Leib spüren kann.
    In diesem Augenblick öffnete sich etwas in ihrem Innern, löste sich, ließ sie erkennen, dass sie dieselbe Macht über einen Mann besaß wie all die Frauen in den Büchern, die Macht, ihn schwach vor Verlangen werden zu lassen.
    Hector zog sich zurück und legte seine Stirn gegen ihre. »Wir sollten vielleicht lieber damit aufhören«, stieß er schwer atmend hervor.
    Sie sah ihn an, wartete darauf, dass diese schreckliche Stimme in ihrem Kopf anhob, ihr sagte, was für entsetzlich viele Gründe es gab, weshalb er aufhören sollte, sie zu küssen. Diese Stimme, die ihr sagte, dass sie hässlich war, dumm und langweilig. Doch sie hörte sie nicht. Stattdessen war sie ruhig und gefasst und sicher, dass es nur eines gab, was ihn im Augenblick daran hinderte, sie in den Schrank zurückzuziehen - die Tatsache, dass er ein Gentleman war.

    Wolken zogen über sie hinweg, hier und da von Lücken durchbrochen, so dass die Sterne zu erkennen waren. Das Schlimmste schien vorüber zu sein. Oder war dies das Auge des Sturms? Sie wusste es nicht. »Glaubst du, der Rest des Hauses hält bis morgen stand?«
    »Ich nehme an, wenn Florence vorgehabt hätte, das ganze Haus wegzureißen, hätte sie es getan. Außerdem steht der Rest des Hauses auf festem Grund und Boden. Es wird schon standhalten.«
    »Gut.« Cassandra stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste zärtlich das Grübchen in Hectors Kinn. Sie wollte es schmecken, bevor es wieder von seinem Bart bedeckt war, deshalb fuhr sie mit der Zunge über die Stelle, die ihre Lippen soeben noch berührt hatten, ließ sie über die Haut gleiten, obwohl es kitzelte und prickelte. Er sog scharf den Atem ein, doch bevor er etwas sagen oder tun konnte, nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn in das zurück, was von Evelyns Haus noch geblieben war. Zurück in das Nest, das sie sich während des Sturms gebaut hatten.

50
    Sie hatten einen langen Klapptisch ans Ende des Picknicktisches gestellt, so dass Platz für alle war. May und Walton, Doris und Harry Jack, Hazel, Chester und Skeeter, Hector und Annie Laurie, Evelyn und ihr Sohn Ben. May hatte Brathähnchen, Kartoffelsalat und gefüllte Eier vor dem Hurrikan gemacht, wohl wissend, dass sie nach einem langen Tag des Aufräumens und Saubermachens froh darüber sein würden. Tomaten, Gurken und Zwiebeln aus dem eigenen Garten ergänzten ihr Festmahl.
    Hector saß direkt gegenüber von Cassandra, fing immer wieder ihren Blick auf und sah so beschämt aus, wie sie sich fühlte. Seit sie an diesem Morgen zurückgekehrt waren, spürte sie dauernd die Blicke der anderen auf sich. Sie hätten sich ebenso gut ein Schild mit der Aufschrift »Ja, wir haben es getan!« um den Hals hängen können. Und seither hatte sie noch keine Zeit gehabt, die Ereignisse zu verdauen. Selbst als sie im Badezimmer war, um sich frisch zu machen, war Annie Laurie ihr keine Sekunde von der Seite gewichen und hatte ihr durch die geschlossene Tür erzählt, dass Jim zu ihrer Geburtstagsparty kommen wollte, aber nicht konnte. Er habe ihr sogar ein Geschenk gekauft und würde es vielleicht später vorbeibringen.
    Cassandra konnte sich nicht erinnern, in ihrem Leben je so müde gewesen zu sein, doch es war eine köstliche Müdigkeit, eine glückliche. Der Hurrikan war vorüber, Mays Haus und der Iron Steamer Pier standen noch, und alle waren gesund und munter. Natürlich würde es eine Weile dauern, bis das Chaos beseitigt wäre, aber es war ein schöner Tag, mit blauem
Himmel, wolkenlos und nicht allzu heiß. Unwillkürlich kam ihr dieser Song in den Sinn - »What a difference a day makes, twenty-four little hours«.
    Den ganzen Tag über, während sie half, die Bretter von den Fenstern und Türen zu lösen, während sie Äste und allerlei Unrat aufsammelte, Sandwiches und Limonade zubereitete, hatte sie sich immer wieder
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