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In Blut geschrieben

In Blut geschrieben

Titel: In Blut geschrieben
Autoren: Maxime Chattam
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Luft.
    Unmittelbar darauf spürte er Calibans Biss in seinen Unterarm. Diesmal schrie Brolin auf und betätigte den Abzug. Der Leuchtstift lag in der weißen Pfütze, und das Licht, das er darin abgab, war zu schwach, als dass er irgendetwas hätte erkennen können. Trotzdem drückte er wieder und wieder ab.
    Er spürte kein Gewicht mehr auf seinem Körper. Caliban war beim ersten Schuss geflohen.
    Brolin setzte sich auf, tauchte die Hände ins Wasser und zog die eisernen Backen auseinander, um seinen Fuß zu befreien. Feine Blutrinnsale hatten sich in der schimmernden Flüssigkeit zu einem Delta geformt.
    Jetzt hörte er deutlich, wie eine Waffe entsichert wurde. Ganz nah, keine zehn Meter hinter der Biegung. Brolin tastete nach seinem Leuchtstift und stand mühsam auf. Leicht hinkend, die Beretta im Anschlag, näherte er sich der Biegung.
    Er holte tief Luft und lief, die Beretta im Anschlag, um die Ecke. Nach drei Metern tauchten mehrere Stufen auf, die in einen größeren Raum führten. Eine einzige Fackel erhellte die Grotte mit ihrem orangefarbenen Licht.
    In der Mitte hatte Caliban aus Brettern, die vom Boden bis zur Decke reichten, eine runde Kammer von etwa drei Metern Durchmesser gebaut.
    Brolin drückte sich an die Felswand und richtete die Waffe darauf. Caliban musste auf der anderen Seite dieser eigenartigen Holzkonstruktion sein. Er tastete sich an dem rissigen Gestein entlang, bis er eine Bahre sah, die auf einen Rahmen mit Teleskopbeinen montiert war. Darauf war mit Riemen ein auf dem Bauch liegender Körper festgeschnallt. Das Kinn war durch ein Kissen abgestützt, und das Gesicht verschwand in einem Loch in der Tür. Plötzlich fiel Brolin der eingesunkene und mit einem blutdurchtränkten Verband umwickelte Oberschenkel auf.
    Er biss sich auf die Lippe. Ihr war offenbar der Muskel entfernt worden.
    Er machte einen weiteren Schritt.
    Jetzt tauchte Caliban in seinem Blickfeld auf.
    An die Holzwand gepresst, hielt er der liegenden Person den Revolver an den Hinterkopf.
    »Stopp, keine Bewegung«, sagte er an den Privatdetektiv gewandt.
    Brolin hielt seine Pistole so fest umklammert, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    »Wenn Sie sich bewegen, bringe ich sie um. Wissen Sie, wen wir hier haben?«
    Murdoch versteckte sich hinter der Bahre, der Körper schützte ihn. Er zog den quietschenden Wagen zurück. Das Gesicht glitt aus dem Loch in der Tür.
    Brolin blieb das Herz stehen, als er sie erkannte. Es war Rachel Faulet. Ihre Lider flatterten unkontrolliert. Sie schien nicht bei Sinnen zu sein, Caliban hatte sie unter Drogen gesetzt.
    »Kleine Überraschung!«, rief Murdoch mit kindischer Stimme. »Jetzt lassen Sie die Waffe fallen!«
    Brolin gehorchte nicht, der Lauf der Beretta blieb weiter auf den Sheriff gerichtet.
    »Spielen Sie nicht den Helden, das hat schon Ihre Freundin Annabel und deren Kollegen das Leben gekostet.«
    Der Zeigefinger des Privatdetektivs spannte sich um den Abzug.
    »Nein, das ist nicht wahr«, antwortete Brolin mit unglaublicher Gelassenheit, »das wäre Ihr eigenes Todesurteil.«
    Das frische Blut in der Küche.
    »Was glauben Sie denn? Eigentlich wollte ich nur erfahren, was die beiden in der Hand haben, wie weit die Untersuchung fortgeschritten ist. Aber dann haben Sie angerufen und von Malicia Bents erzählt, und das hat die Situation natürlich verändert. Ich konnte nicht zulassen, dass sich diese Information verbreitet.«
    Caliban schwieg einen Augenblick. Schreckliche Sekunden.
    »Also musste ich eingreifen«, fuhr er fort. »Nur Sie haben mir noch gefehlt, und jetzt präsentieren Sie sich selbst quasi auf dem Silbertablett.«
    Brolin sah nur Calibans Kopf und seine bewaffnete Hand. Er hatte sich, durch Rachels Körper gedeckt, an die Tür der Holzkonstruktion gekauert. Im gedämpften Schein der Fackel glänzten seine Augen fiebrig. Brolin hatte ihn genau im Visier und war kurz davor abzudrücken.
    Doch er entschied sich anders. Bei den schlechten Lichtverhältnissen hätte er Rachel treffen können. Schweiß rann ihm über die Stirn.
    »Ihre Waffe!«, brüllte der Sheriff. »Runter damit, ich sage es nicht noch einmal.«
    Caliban presste den Revolver fest an Rachels Schläfe.
    Plötzlich sah Brolin eine Hand durch das Loch in der Tür schnellen, Eric Murdoch bei den Haaren packen und seinen Kopf nach hinten reißen.
    Caliban stieß einen Schrei aus und richtete sich auf, um sich zu befreien.
    Brolin drückte ab. Die Patrone schoss durch den Lauf, durchschlug Calibans
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