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Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine
Autoren: George Mann
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die Stirn, als wäre er nicht sicher, wo er
beginnen sollte. »Man hat ihn vorgestern Abend auf der Shaftesbury Avenue
gefunden. Er lag in der Gosse, und eine offenkundige Todesursache war nicht zu
entdecken.« Er zuckte mit den Achseln. »Es gibt allerdings einige …
beunruhigende Begleitumstände. Schauen Sie doch mal, ob Sie den armen Hund
erkennen.«
    Newbury wischte sich die Stirn mit dem Hemdsärmel ab. Trotz der
Kälte schwitzte er. Veronica fragte sich, ob
es an dem Opium lag, das er sich am Morgen einverleibt hatte, oder ob
sein Körper schon wieder nach neuem Rauschgift verlangte.
    Vorsichtig hob Newbury das Tuch an und legte langsam den darunter
verborgenen Körper frei. Veronica erbleichte, als sie das wächserne,
aufgedunsene Gesicht erblickte. Die Augen waren offen, wenngleich milchig und
eingesunken, und starrten ins Leere. Die Polizeiärzte hatten ihn bereits
entkleidet, und nun lag er bleich und nackt im grellen gelben Licht der Deckenlampen.
    Newbury ging langsam um die Steinplatte herum, stupste und pikste
den Toten, nahm sich ein oder zwei Minuten Zeit, um das Gesicht zu untersuchen,
und drehte die Leiche auf die Seite, damit er den Rücken betrachten konnte.
Seine Miene verriet nicht, was er dachte.
    Nach ein oder zwei weiteren Minuten trat er von dem
Untersuchungstisch zurück und wandte sich an Bainbridge. »Charles, dies ist
eindeutig Edwin Sykes. Ich bin sicher, dass es hundert Männer gibt, die Ihnen
das hätten bestätigen können. Warum schleppen Sie mich durch halb London, damit
ich mir seine Leiche ansehe?«
    Bainbridge lächelte. »Wie ist er denn Ihrer Ansicht nach gestorben?«
    Â»Zum Teufel, Charles, Sie weichen meiner Frage aus. Ich kann keine
offenkundige Todesursache erkennen. Wahrscheinlich ein Herzanfall, aber das
könnte nur eine gründliche Autopsie klären. Er ist offensichtlich schon seit
zwei Tagen tot.« Newbury knetete sich nachdenklich das Kinn. »Ich hätte doch
gedacht, dass es Sie freut, wenn einer der berühmtesten Einbrecher Londons hier
in der Leichenhalle landet.«
    Bainbridge kicherte. »Genau da liegt das Problem, Newbury. Ganz so
einfach ist es nicht. Wie Sie sehen und bestätigt haben, ist Sykes seit
mindestens zwei Tagen tot. Zwei Nächte lang haben wir seinen Leichnam
eingeschlossen und bewacht hier in diesem Raum aufbewahrt. In der letzten Nacht
gab es jedoch in der Regent Street einen Einbruch, der bis ins letzte Detail
Sykes’ Handschrift trägt. Entweder ist dort etwas höchst Ungewöhnliches
geschehen, oder Sykes war von Anfang an nicht der gesuchte Einbrecher.«
    Newbury machte eine nachdenkliche Miene, dann grinste er breit und
warf Veronica einen Blick zu. »Nun gut, ihr zwei habt meine volle
Aufmerksamkeit. Was nun? Fahren wir zur Regent Street, um den Schauplatz des
Einbruchs zu besichtigen?«
    Veronica schüttelte den Kopf. »Nein, Sir Maurice. Wir fahren nach
Chelsea, und der Schauplatz ist das Badezimmer.«
    Newbury betrachtete seinen verknitterten Anzug und war sichtlich
verlegen. Peinlich berührt lächelte er. »Wie Sie befehlen, meine liebe Miss
Hobbes. Aber zuerst beantworten Sie mir bitte eine Frage: Wo sind Sykes’
persönliche Habseligkeiten? Oder hat ihn etwa jemand ausgeraubt?«
    Veronica verwies ihn an Bainbridge, der einen kleinen rechteckigen
Gegenstand aus der Hosentasche zog und Newbury anbot. Es war eine verknitterte
Visitenkarte. Newbury nahm sie und drehte sie hin und her. Sie trug die
Aufschrift Packworth House .
    Â»Mehr haben wir bei ihm nicht gefunden. Keine Brieftasche, keinen
Schmuck, keinerlei Papiere. Nur diese Karte, die im Futter der Jackentasche
klemmte. Wer auch immer ihm seine Habseligkeiten weggenommen hat, muss sie
übersehen haben.«
    Veronica nickte. »Anscheinend war es kein gewöhnlicher Raubmord. Es
fällt mir schwer zu glauben, dass jemand, der den Toten zufällig auf der Straße
findet, derart gründlich vorgeht und sämtliche Taschen leert. Welchem Zweck
sollte das dienen? Die Wertsachen, gewiss,
aber auch die Papiere? Der Betreffende müsste dazu eine ganze Weile bei
dem Toten ausharren und liefe Gefahr, beobachtet zu werden. Das kommt mir
irgendwie befremdlich vor.«
    Newbury runzelte die Stirn und gab Bainbridge die Karte zurück, der
sie wieder in der Hosentasche verwahrte. »Das Packworth House – ist das
nicht das Domizil der Bastion
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