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Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine
Autoren: George Mann
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Eingebungen zu vertrauen, und bekam
große Angst. Etwas Schreckliches wird geschehen … auf einmal schauderte sie vor Kälte. So etwas nach allem, was sie schon
durchgemacht hatten. War das alles denn noch nicht schlimm genug gewesen?
    Amelias schmaler Körper bebte vor Weinen, sie zog sich auf dem
Rollstuhl zusammen und barg das Gesicht in der Armbeuge. Wer oder was dieser
Scharfrichter auch war, Veronica war entschlossen,
dagegen anzukämpfen. Trotz allem, was Amelia gesagt hatte, konnte man
die Zukunft formen, und wenn Amelia etwas
Zukünftiges gesehen hatte … nun, dann war das eben nur eine von vielen
Möglichkeiten. Man konnte die Zukunft verändern. Die Vision war eine Warnung,
nichts weiter. Es hing alles davon ab, was sie als Nächstes tun würden.
    Unablässig prasselte der Regen an die Fenster. Veronica stand auf
und nahm das Handtuch, das Mrs. Leeson ihr
gebracht hatte, um sich das Gesicht abzutupfen.
    Sie musste mit Newbury reden. Vielleicht sollte er seine Experimente
fortsetzen. Das war, so dachte sie, vielleicht ein Opfer, das sie beide bringen
mussten.

30
    Der Audienzsaal lag in undurchdringlichem Dunkel. Man
konnte unmöglich sagen, wie groß er wirklich war. Vielleicht nur so klein wie
sein eigener Salon, vielleicht auch so groß wie ein Ballsaal. Ohne Bezugspunkt
und ohne Lichtquelle, an der man sich orientieren konnte, war es unmöglich zu
bestimmen.
    Genau das war vermutlich auch
beabsichtigt. Die Queen, so hatte man ihm berichtet, liebte dramatische
Auftritte. Wahrscheinlich tat sie es, um die Besucher zu verunsichern und an ihre Bedeutungslosigkeit zu erinnern. An ihren bescheidenen Platz in der Hackordnung
bei Hofe.
    Er spähte in die stygische Tiefe. In diesem Raum mochten sich noch
hundert weitere Menschen aufhalten oder
vielleicht auch kein einziger. Nicht, dass es ihm wichtig war. Er war gekommen,
um mit der Queen zu sprechen.
    Bislang war er erst ein einziges
Mal hier gewesen, und die Begegnung hatte – zumindest, was die offiziellen
Akten anging – niemals stattgefunden. Vermutlich musste er sich daran
gewöhnen. Auch beim ersten Mal war es dunkel gewesen. Während des Gesprächs
hatte er die Queen kaum sehen können. Aber sie war es ganz eindeutig gewesen.
Diese beißende, scharfe Stimme und die Geräusche von Fabians Maschine waren
unverwechselbar.
    Auch jetzt hörte er das Pfeifen der Apparate, die für die Monarchin
das Einatmen und Ausatmen übernahmen, und das Knarren der Räder, als die Queen
mit ihrem lebenserhaltenden Stuhl langsam zu ihm rollte.
    Stumm und reglos wartete er ab – teilweise, weil es die
Etikette so verlangte, teilweise aber auch, weil er wissen wollte, wie gut sie
ihn in der Dunkelheit wahrnahm.
    Der mechanische Stuhl kam näher und hielt abrupt an. Er wartete, bis
die Queen das Schweigen brach. Deutlich spürte er, dass sie ganz in der Nähe
war, und hörte sie leise kichern. Dann ergriff sie endlich das Wort. »Einen
guten Tag wünsche ich, Herr Doktor. Wir hoffen, Sie bringen uns erfreuliche
Neuigkeiten. Die letzte Woche war … beschwerlich.«
    Â»Das habe ich schon gehört, Euer Majestät.« Er zögerte, weil er nicht genau wusste, wie er die Neuigkeiten präsentieren sollte. Am Ende beschloss
er, es einfach und ohne Umschweife auszusprechen. »Es ist getan, es hat
funktioniert.«
    Hocherfreut klatschte Victoria in die Hände. Er stellte sich vor,
wie sie das fette, rosafarbene Gesicht im Dunklen zu einem bösen Grinsen
verzog. »Ist sie hier?«
    Â»Ja, Euer Majestät, ich habe sie mitgebracht. Ich dachte, Sie wollen
sie vielleicht selbst kennenlernen.« Sein Mund war trocken, er schluckte
verlegen.
    Â»Hervorragend, Herr Doktor. Führen Sie sie herein!« Offenbar war sie
äußerst gespannt.
    Â»Sie ist schon hier, Euer Majestät.
Sie steht direkt neben mir.« Demnach konnte sie ihn in der Dunkelheit
nicht sehen. Er prägte sich diesen Umstand ein.
    Wieder lachte Victoria. Es knirschte, als sie die Abdeckung von
einer Laterne nahm, und auf einmal entstand ein so heller Lichtkegel, dass ihm
die Augen brannten. Er brauchte einen Moment, um sich an das Strahlen zu
gewöhnen.
    Dann konnte er endlich die sitzende Herrscherin betrachten und
wusste nicht, ob er Abscheu, Bewunderung oder Angst verspüren sollte. Sie war
so, wie man es ihm erzählt hatte. Fabian hatte sie in ein bizarres Halbwesen
zwischen
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